Die Digitalisierung geht zweifellos mit zahlreichen Vorteilen wie zunehmender Vernetzung oder dem Erleichtern von Arbeit einher. Doch wo Licht scheint, fällt auch Schatten – Online-Glücksspiel Sucht ist einer davon. Welche Gefahren Online-Glücksspiele bergen, wie eine Spielsucht entsteht und wo Betroffene Hilfe finden.
All-In: Eine Glücksspiel Sucht kommt schleichend und kann zu privater Insolvenz führen. Quelle: adobe
Die Massnahmen zur Bewältigung der Coronakrise waren für Menschen mit einer Suchtproblematik oder ehemals von Sucht betroffene Personen besonders herausfordernd. Insbesondere weil das neue Geldspielgesetz, welches anfangs 2019 in Kraft getreten ist, die Nutzung von Online-Glücksspielen durch Schweizer Casinos ermöglicht.
Mit der Öffnung des Geldspielmarktes intensivieren sich die Werbeaktivitäten der Casinos für die neuen Online-Angebote. Denn dem Spiel sind zeitlich und örtlich keine Grenzen gesetzt: Im Zug, beim Zelten, gar auf dem stillen Örtchen, so suggeriert es die Werbung.
Doch die zahlreichen neuen Angebote sowie die dazu veröffentlichte Werbung bergen neue Risiken für die Spielenden. Online-Casinospiele und Live-Sportwetten haben das höchste Gefährdungs- und Abhängigkeitspotential.
Wie man in die Sucht rutscht
Spielende sind unbeobachtet, die soziale Kontrolle fehlt, der Bezug zum realen Geld geht verloren, die Risikobereitschaft im Internet ist höher und die Angebote sind jederzeit und überall verfügbar.
Der ehemals online-spielsüchtige Patrick T. beschreibt das so: «Online spielte ich anonym, niemand hat mich gesehen. Der Zugang war einfach. Wenn die Kreditkarte aufgebraucht war, konnte ich mit Paysafe-Karten weiterspielen. Boni und Freispiele lockten zum stetigen Weiterspielen.»
Online spielte ich anonym, niemand hat mich gesehen. Der Zugang war einfach. Wenn die Kreditkarte aufgebraucht war, konnte ich mit Paysafe-Karten weiterspielen. Boni und Freispiele lockten zum stetigen Weiterspielen. Patrick T.
Online-Glücksspiel: Zwischen Genuss und Sucht
Glücksspielsucht ist verbreiteter, als viele denken: Aktuelle Forschungsdaten aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (2017) zeigen, dass ungefähr drei Prozent der Schweizer Bevölkerung risikoreich oder pathologisch spielen.
Umgerechnet sind das mehr als 192 000 Menschen. Oft ist es schwierig, eine Grenze zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen zu ziehen, da sich die Krankheit schleichend entwickelt.Beispielsweise kann eine Person jahrelang spielen und das Glücksspiel im Griff haben. Sich plötzlich ändernde Lebensumstände wie eine Trennung oder ein Jobverlust können dann das Spiel ausser Kontrolle geraten lassen.
Das Ausmass des Problems kommt in den meisten Fällen erst ans Licht, wenn sich die finanzielle Notlage nicht mehr vor dem sozialen Umfeld verbergen lässt. In vielen Fällen lügen Betroffene, um ihre Situation zu rechtfertigen. Jeder gescheiterte Versuch mit dem Spielen aufzuhören, führt zu mehr Verzweiflung.
Schleichende Entstehung einer Glücksspiel Sucht
Eine Sucht entwickelt sich häufig über Jahre hinweg und verläuft in Phasen. Denn am Anfang faszinieren die positiven Effekte wie Nervenkitzel und Euphorie und ziehen die spielende Person so in ihren Bann.
Dadurch wird das Spielen schleichend zur Gewohnheit, welche zunehmend regelmässiger und exzessiver ausgeübt wird. Am Ende wird das Spiel zur Sucht und zum dominanten Lebensinhalt.Das Glücksspiel wird zudem als Zwang empfunden und hat auf das Leben des Spielers oder der Spielerin stark negative Auswirkungen.
«Eine Glücksspielsucht kann zu schwerwiegenden psychischen und/oder physischen Folgeerkrankungen, Beziehungskonflikten, Jobverlusten bis hin zu Suizidgedanken führen», so Livia Staub, Programmleiterin von SoS-Spielsucht. Spezialisierte Beratungsangebote zum Thema Spielsucht können Betroffenen dann weiterhelfen. Je früher, desto besser.
Text Lars Gabriel Meier
Informationen und Beratungsangebote für Interessierte, Betroffene und Angehörige:
Helpline: 0800 040 080
Anonyme und kostenlose Telefonberatung
www.sos-spielsucht.ch
Informationen rund um das Thema Glücksspielsucht
www.sos-spielsucht.ch/hilfe
Onlineberatung sowie Beratungsmöglichkeiten im Wohnkanton
www.winbackcontrol.ch
Kostenlose Online-Selbsthilfe
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