Als der Schauspieler Hugh Jackman eine Hautkrebs-Diagnose bekam, hätte er sich auch verstecken und im Geheimen behandeln lassen können. Aber der Australier entschloss sich, seine Fans aufzuklären und zu präventiven Massnahmen aufzurufen.
Sich für eine Rolle in Form zu bringen, ist für Hugh Jackman selbstverständlich. Um Wolverine, den haarigen Superhelden mit den ausfahrbaren Klingen an den Händen zu spielen, ist seine Fitness-Routine besonders hart. Um vier Uhr früh gehts fürs Kardiotraining und zum Gewichtestemmen ins Fitnessstudio. Kaltbäder zur Erholung gehören ebenfalls zum Fitnessplan wie eine proteinintensive Diät. «Hühner hütet euch vor mir!», scherzte er einst in einem CNN-Interview.
Aber ein gestählter Körper heisst nicht, dass dieser vor allen gesundheitlichen Gefahren gefeit ist. Seit 2013 musste sich der Schauspieler schon mehrmals gegen Hautkrebs an der Nase behandeln lassen. Es handelt sich um ein Basalzellkarzinom – ein in Jackmans sonniger Heimat Australien weitverbreiteter, relativ gut behandelbarer Hautkrebs, wie er im Interview 2014 erklärte: «Aber Früherkennung und regelmässige Check-ups sind sehr wichtig. Ich habe alle angerufen, die ich kenne, insbesondere meine Familie in Australien, dass sie Untersuche machen sollen.» Seine Schwiegermutter hatte sich schon mehrere Basalzellkarzinome entfernen lassen, ebenso sein inzwischen verstorbener Vater Chris. Jackmans Ärztin fragte ihn, ob er je schon einmal einen Sonnenbrand hatte. «Je? Einen?!», lachte er. «Wo ich aufgewachsen bin, stimmte mit einem fast etwas nicht, wenn man keinen Sonnenbrand hatte. Sie erklärte mir, dass nur ein Sonnenbrand reicht und schon ist man in der Risikogruppe. Deshalb Leute: unbedingt Sonnencreme einstreichen!»
Mit der Diagnose an die Öffentlichkeit zu treten, ist dem Oscar-nominierten Star aus Down Under nicht schwergefallen. Das Pflaster auf der Nase war ja offensichtlich und er wollte sich nicht hinter einer Maske verstecken: Er habe Fehler gemacht in jungen Jahren, das wisse er nun: «Als Kind habe ich über meine Gesundheit nicht viel nachgedacht. Ich kann mich noch erinnern, wie es immer geheissen hatte, dass man nach dem Essen eine halbe Stunde warten müsse, bevor man ins Wasser durfte. Aber von Sonnencreme war nicht gross die Rede.» Das hat sich inzwischen gebessert, trotzdem ist es dem Schauspieler wichtig, die Leute daran zu erinnern aufzupassen: «Vielleicht nehmen gerade Jugendliche den Rat von Wolverine eher an als von Eltern oder einem Lehrer.»
Er selber hatte jedenfalls auch Vorbilder aus der Welt der Fantasie: Als Kind bezauberte ihn Hugo Weaving, später bekannt als Agent Smith aus «The Matrix» und Elrond aus «The Lord of the Rings». Er war in der gleichen Schule wie Hugh Jackman, aber einige Jahrgänge weiter und trat in der Hauptrolle der Musical-Produktion von «Man of La Mancha» auf. Jackmans Vater kaufte seinem jüngsten Sohn das Musical-Album. Der Junge war begeistert. Jetzt wollte er auch auf die Bühne! «Es mag komisch klingen, aber ich hatte eigentlich nie Lampenfieber und habe mich auf der Bühne immer wohlgefühlt, manchmal sogar wohler als sonst wo», erinnerte sich Hugh Jackman 2017 im Interview zum Zirkus-Film «The Greatest Showman». «Manchmal fühle ich eine enge Verbindung mit dem Publikum, mit diesen mir total fremden Leuten – so was gibt es sehr selten im Leben und das ist Teil der Magie für mich.» Vor dem Auftritt lauscht er hinter dem Vorhang dem Raunen im Publikum. «Das gibt mir ein High. Es soll sich jeder Auftritt anfühlen, als sei er der letzte und dass gerade an dem Abend etwas Besonderes, etwas Magisches passieren kann.»
Talentiert, aber sensibel
Hugh Jackmans Eltern Chris und Grace stammen aus England, waren evangelikale Christen und wanderten 1967, ein Jahr vor seiner Geburt, nach Australien aus. Als er acht Jahre alt war, trennten sie sich und die Mutter kehrte mit seinen Schwestern nach England zurück. Hugh blieb mit den beiden Brüdern in Australien beim Vater. Dieser unterstützte zwar die Schauspiel-Träume seines Sohnes, aber warnte auch, er sei zu sensibel für die vielen Absagen, die man bei Castings erhält. Motiviert wollte Hugh seinem Dad das Gegenteil beweisen. «Aber es stimmt», räumt er ein. «Ich lese in der Regel keine Kritiken, weil ich der Typ bin, der sich dann nur an die schlechten erinnert.»
Einfach war der Start zu einer Schauspielkarriere dann auch tatsächlich nicht: Tausende hoffnungsvolle Schauspieler und Schauspielerinnen wollten in die renommierte Schauspielschule in Sydney, aber Hugh Jackman überstand schon die erste der sechs Runden nicht. «Das schlimmste war, dass ich dachte, ich sei eigentlich ziemlich gut gewesen», blickt er zurück. «Ich bin froh, hatte ich nicht sofort Erfolg. Wer früh erfolgreich ist, hat dann die Last, die Erwartungen danach immer zu erfüllen. Diese Bürde hatte ich klar nicht.»
Aber Früherkennung und regelmässige Check-ups sind sehr wichtig. Ich habe alle angerufen, die ich kenne, insbesondere meine Familie in Australien, dass sie Untersuche machen sollen. – Hugh Jackman, Schauspieler
Mit elf Jahren hatte er einen Lehrer, der ihm sagte, er sei ein talentierter Tänzer und er soll doch Tanzunterricht nehmen. Als er beim Vater deswegen vorstellig wurde, fand dieser das eine gute Idee. Aber sein älterer Bruder machte sich deswegen über ihn lustig und so liess er es bleiben. Sieben Jahre später ging die Familie in eine Musical-Vorstellung und in der Pause entschuldigte sich der Bruder bei Hugh für die blöden Kommentare, die er damals gemacht hatte. «Am nächsten Tag habe ich mich für Stepptanz-Klassen eingeschrieben», so Jackman. «Ich finde, alle Leute sollten singen und tanzen und einfach vergessen, dass einem etwas peinlich sein könnte, denn das ist so eine Zeitverschwendung.» Tanznummern gehören nun in sein festes Repertoire, sei es auf den Musical-Bühnen, als Moderator der Oscar-Verleihung oder in seiner eigenen One-Man-Show.
Schule statt Seifenoper
Erst die Übung macht jedoch den Meister: Mit 24 Jahren schaffte es Hugh Jackman schliesslich in die West Australian Academy of Performing Arts – ausgerechnet, als ihm gerade das Angebot für einen zweijährigen Vertrag für die bekannte australische Seifenoper «Neighbours» ins Haus flatterte. Viele bekannte australische Schauspieler und Schauspielerinnen starteten darin ihre anhaltenden Karrieren. War es auch für Hugh Jackman der richtige Weg? Sein Vater fand, er müsse selber entscheiden, ob die Schule oder der Job die bessere Investition für seine Zukunft sei. Zu seiner Erleichterung entschied sich Hugh für die Ausbildung: «Ich glaubte, dass ich keine dauerhafte Karriere aufbauen konnte, wenn ich nicht das Gefühl hatte, wirklich auftritt-berechtigt zu sein. Zwei Jahre bei einer Seifenoper würden mir nicht das Selbstvertrauen geben, bei der Royal Shakespeare Company in London vorzusprechen.»
So besuchte er die Schule, gewann mehr an Selbstvertrauen und Know-how und langsam ging es vorwärts: Mit 26 Jahren trat er in der australischen Serie «Corelli» an der Seite seiner späteren Frau Deborra-Lee Furness auf, und in der australischen Theater-Produktion von «Beauty and the Beast» verkörperte er den schönen Bösewicht Gaston. Auch in London gastierte er und schliesslich konnte selbst Hollywood den talentierten Alleskönner nicht mehr länger ignorieren und engagierte Jackman ab 2000 als Marvel-Helden Wolverine in den «X-Men»- Filmen. Es folgten romantische Komödien («Kate & Leopold»), Kostümfilme («The Prestige»), Musicals («Les Misérables», Oscar-Nomination) und Polit-Dramen («The Front Runner»). 2008 wurde Jackman von People Magazin zum Sexiest Man Alive gekürt. Nach insgesamt neun Einsätzen als Logan/Wolverine trug er die Figur im emotionalen Schwanengesang «Logan» 2017 schliesslich zu Grabe – nur um ihn dann dieses Jahr in einem parallelen Universum an der Seite seines guten Freundes und Deadpool-Darstellers Ryan Reynolds ein zehntes Mal wieder aufleben zu lassen.
Die physischen Anforderungen werden für den inzwischen 56-jährigen Australier natürlich nicht einfacher, aber kürzertreten ist noch keine Option. In Vorbereitung sind derzeit Filme über den Apostel Paulus und über Robin Hood. Was am Ende wirklich realisiert wird, wird sich erst noch zeigen. Auch privat ist einiges im Umbruch bei Hugh Jackman: Vor einem Jahr gaben er und seine Frau ihre Scheidung nach 27 Jahren Ehe bekannt. «Wir haben uns zur Trennung entschlossen, um unser individuelles Wachstum weiterzuverfolgen», sagten die beiden damals in einem gemeinsamen Communiqué. Die Familie bleibe weiterhin Priorität. Ihre beiden adoptierten Kinder Oscar und Ava sind inzwischen 24 und 19 Jahre alt.
Kommunikation untereinander sei wichtig und inzwischen sind es die Kids, die ihm weiterhelfen, wenn ihn etwas wurmt: «Ich war altmodisch und wollte meine Kinder nicht belasten», erklärte Hugh Jackman im Juni in einem Interview in People Magazin. «Aber gestern offenbarte ich meinem Sohn, dass ich einen unangenehmen Anruf machen musste, der mich nervös machte. Falls ich etwas seltsam rüberkomme, sei das der Grund. Er hat sich dann danach erkundigt, wie es mit dem Anruf lief und ich fühlte mich gleich viel besser.»
Bilder © HFPA
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