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Prävention vor Reaktion – Gesundes Altern

19.04.2025
von SMA
Dr. phil. Damaris Aschwanden,Leiterin IAF Institut für Altersforschung OST – Ostschweizer Fachhochschule

Dr. phil. Damaris Aschwanden
Leiterin IAF Institut für Altersforschung OST – Ostschweizer Fachhochschule

Unsere Gesellschaft wird immer älter – und mit dem demografischen Wandel rückt eine zentrale Frage in den Fokus: Wie können wir gesund und selbstbestimmt altern? Lange Zeit verfolgte die Medizin tendenziell einen reaktiven Ansatz und schritt erst dann ein, wenn Symptome auftraten oder Krankheiten bereits fortgeschritten waren. Heute geht es jedoch zunehmend darum, frühzeitig vorzubeugen – mit dem Ziel, Körper und Geist möglichst lange fit zu halten, chronische Erkrankungen hinauszuzögern (oder idealerweise ganz zu vermeiden) und die Lebensqualität im Alter zu sichern. Davon profitieren sowohl die Einzelnen als auch das Gesundheitssystem insgesamt.

Ein gesunder Lebensstil umfasst mehr als die klassischen Empfehlungen wie ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung und ausreichend Schlaf. Gerade im höheren Lebensalter spielt auch das soziale und psychische Wohlbefinden eine zentrale Rolle. Wer körperlich, geistig und gesellschaftlich aktiv bleibt, kann seine Lebensqualität im Alter wesentlich mitbestimmen. Dazu zählt der Erhalt sozialer Kontakte, die Pflege von Hobbys, Offenheit für Neues und eine selbstbestimmte und sinnstiftende Gestaltung des eigenen Alltags. Ein gesunder Lebensstil im Alter ist dabei nicht starr, sondern orientiert sich an den individuellen Möglichkeiten, Bedürfnissen und Werten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert gesundes Altern als Prozess der Entwicklung und Erhaltung der Funktionsfähigkeit, welcher Wohlbefinden ermöglicht. Es geht also darum, dass man bis ins hohe Alter die Dinge tun kann, die einem wichtig sind und zur persönlichen Lebensqualität beitragen. Gesundes Altern im Sinne der WHO bedeutet nicht zwingend völlige Beschwerdefreiheit, sondern die Möglichkeit, das eigene Leben aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Damit dies nicht nur ein individuelles Ziel bleibt, sondern auch strukturell und gesellschaftlich unterstützt wird, braucht es Forschung, die Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis schlägt.

Wissenschaft in Aktion: Wie AGE-INT gesundes und inklusives Alter(n) mitgestaltet

Ein Beispiel ist das derzeit grösste nationale Forschungsprojekt AGE-INT (Internationale Expertise für das Leben im Alter). In der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz setzt es sich praxisnah mit den Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels auseinander. Gefördert vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, verfolgt AGE-INT einen interdisziplinären Ansatz, um ein gelingendes Alter(n) voranzubringen. Das Projekt bündelt Expertisen aus verschiedenen Ländern und Fachdisziplinen, um gemeinsam wissenschaftlich fundierte Lösungen für ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Alter zu entwickeln – im Dialog mit Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Im Mittelpunkt stehen vier zentrale Themenbereiche: Technologien für Menschen im Alter, Demenz-Prävention und Pflege, soziale Inklusion und Erwerbstätigkeit im Pensionsalter. Ziel ist es, Forschungserkenntnisse aus diesen Bereichen zusammenzuführen und daraus konkrete Handlungsempfehlungen für Entscheidungstragende aus Wirtschaft und Politik sowie für gesellschaftliche Akteure abzuleiten. Präventionsansätze werden direkt vor Ort in Altersinstitutionen oder Gemeinden erprobt. AGE-INT wird Ende Juni 2025 abgeschlossen – das Kooperationsnetzwerk wird darüber hinaus fortbestehen und sich weiterhin als Impulsgeber für zukunftsfähige Strategien und Lösungen für ein gelingendes Alter(n) engagieren. Neben strukturellen und gesellschaftlichen Aspekten, wie sie AGE-INT adressiert, spielen auch individuelle Faktoren eine zentrale Rolle für einen gesunden und sinngebenden Lebensstil im Alter. Besonders die Persönlichkeit – also stabile Muster in Denken, Fühlen und Verhalten – beeinflusst, wie Menschen mit ihrer Lebensführung umgehen – und damit auch, wie sie altern.

Wie Persönlichkeit gesundes Altern beeinflusst

Zahlreiche Studien belegen, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Gewissenhaftigkeit (die Tendenz, diszipliniert, zuverlässig und pflichtbewusst zu sein) systematisch mit gesundheitsförderndem Verhalten einhergehen. So achten gewissenhafte Menschen häufiger auf eine ausgewogene Ernährung, treiben regelmässig Sport, nehmen Vorsorgeuntersuchungen wahr, pflegen ihre sozialen Beziehungen, beschäftigen sich mit kognitiv-stimulierenden Aktivitäten wie dem Erlernen einer neuen Sprache oder eines Musikinstruments und vermeiden ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen oder übermässigen Alkoholkonsum. Doch damit nicht genug: Wer gewissenhaft und emotional stabil ist, profitiert auch langfristig – etwa beim Demenzrisiko. Studien zeigen, dass diese Persönlichkeitsmerkmale mit einem rund 25 Prozent geringeren Erkrankungsrisiko im Alter einhergehen.

Fazit: Gesund altern ist gestaltbar

Gesundes Altern ist kein Zufall – es ist das Ergebnis bewusster Entscheidungen, die über viele Jahre hinweg wirken. Dabei spielen nicht nur der Lebensstil, sondern auch Persönlichkeitseigenschaften, soziale Beziehungen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine zentrale Rolle. Wer körperlich, geistig und sozial aktiv bleibt, steigert die Chancen auf ein Leben mit hoher Lebensqualität im Alter. Prävention heisst: Frühzeitig handeln statt später reagieren – für mehr gesunde Jahre und ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter.

Mehr Informationen zum IAF Institut für Alterforschung OST:
www.ost.ch/iaf-institut-fuer-altersforschung

Mehr Informationen zum Forschungs­projekt AGE-INT:
age-int.ch

Logo OST Ostschweizer Fachhochschule


Referenzen

AGE-INT (Forschungsprojekt). https://age-int.ch/

Aschwanden, D., Strickhouser, J. E., Luchetti, M., Stephan, Y., Sutin, A. R., & Terracciano, A. (2021). Is personality associated with dementia risk? A meta-analytic investigation. Ageing Research Reviews67. https://doi.org/10.1016/j.arr.2021.101269

Bogg, T., & Roberts, B. W. (2004). Conscientiousness and health-related behaviors: a meta-analysis of the leading behavioral contributors to mortality. Psychological Bulletin130, 887–919. https://doi.org/10.1037/0033-2909.130.6.887

Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2025). Weltbericht über Altern und Gesundheit. http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/186463/1/9789240694811_eng.pdf?ua=1

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