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Pflege Gesundheit

Das Schweizer Gesundheitswesen im Wandel

13.10.2023
von Linda Carstensen

Die Schweiz ist international bekannt für ihre hohe Lebensqualität und Effizienz in vielen Bereichen, so auch im Gesundheitswesen. Doch auch hierzulande durchläuft das Gesundheitswesen kontinuierlich einen Wandel, der die Leistungserbringung und die Finanzierung des Systems infrage stellt.

In den letzten Jahren sind die Kosten für Gesundheitsleistungen, Arzneimittel und medizinische Geräte stark gestiegen. Neue Technologien und Medikamente haben die Diagnose und Behandlung von Krankheiten deutlich verbessert, sind aber oft teuer und treiben die Gesundheitsausgaben nach oben. Auch die Alterung der Bevölkerung führt zu steigenden Kosten. Denn der Anteil älterer Menschen, die tendenziell mehr und teurere medizinische Versorgung beanspruchen, steigt. Zusätzlich treiben die Inflation, Bürokratie und Fehlanreize die Kosten in die Höhe.

Diese Kostenexplosion hat zu Diskussionen über die Nachhaltigkeit des schweizerischen Finanzierungssystems geführt. Verschiedene Massnahmen wurden ergriffen, um der Kostenexplosion entgegenzuwirken: So haben die Versicherungsunternehmen den Selbstbehalt erhöht und Managed-Care-Modelle eingeführt. Bei diesen müssen die Versicherungsnehmer:innen bestimmte Gesundheitsdienstleister aus einem Netzwerk auswählen. Dies soll die Effizienz steigern und unnötige Kosten reduzieren.

Das digitalisierte Gesundheitswesen

Digitale Technologien wie die Telemedizin und Gesundheitsapplikationen werden im Gesundheitswesen zunehmend eingesetzt. Patient:innen können Beratung und Diagnosen über das Internet erhalten, was besonders für Personen mit eingeschränkter Mobilität ein riesiger Vorteil ist. Ausserdem können Telemediziner:innen Personen mit chronischen Krankheiten in Echtzeit überwachen. Gesundheits-Apps helfen Patient:innen und ihren Ärzt:innen dabei, ihre Gesundheit zu überwachen, Medikamente zu verwalten und Informationen über ihre Krankheit zu erhalten. Damit tragen sie zur Förderung von Prävention und Selbstmanagement bei.

Medizin Arzt berühren elektronische Krankenakte auf Tablette. Dna. Digitale Gesundheitsversorgung und Netzwerkanbindung auf Hologramm moderne virtuelle Bildschirmschnittstelle, Medizintechnik und futuristisches Konzept. IoT-Medizinprodukte

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Die Digitalisierung ermöglicht das Sammeln und Analysieren grosser Mengen von Gesundheitsdaten. KI-Algorithmen können diese Daten nutzen, um Muster und Trends zu erkennen, die bei der Diagnose, Prävention und Behandlung von Krankheiten hilfreich sein können. Durch die digitale Erfassung von Daten wird der Papierkram reduziert. Diese Datensammlung führt nicht nur zu einer besseren Kommunikation zwischen den Akteur:innen im Gesundheitssystem, sondern ermöglicht auch der Forschung einen schnelleren Zugriff auf umfangreiche Gesundheitsdaten. Dies wiederum kann die Entwicklung neuer Medikamente und Behandlungsmethoden beschleunigen.

Auch das elektronische Patientendossier (EPD) soll den Zugang zu medizinischen Informationen erleichtern. Im EPD werden alle relevanten medizinischen Informationen einer Patientin oder eines Patienten zentral gespeichert. Dies soll die Effizienz der medizinischen Versorgung verbessern, indem Gesundheitsdienstleister schnell auf wichtige Daten zugreifen können. Die Einführung des EPDs birgt jedoch auch Risiken für den Datenschutz. Digital gespeicherte Gesundheitsdaten sind anfällig für Hackingangriffe und Datenlecks. Darüber hinaus erfordert die Einführung erhebliche Investitionen in die Technologie und die Schulung des Gesundheitspersonals.

Gemeinsam zum Ziel

Um die Herausforderungen des Wandels im Gesundheitswesen zu bewältigen, braucht die Schweiz wohl einen ganzheitlichen Ansatz. Ein wichtiger Punkt ist die Kostendämpfung. So könnten der Vertrieb und Verkauf von Generika gefördert, die Preise für Medikamente und medizinische Geräte verhandelt und Budgetbeschränkungen für Gesundheitsdienstleister eingeführt werden. Generika sind quasi Kopien von bereits bestehenden Medikamenten, die in der Regel günstiger sind, da keine teuren Forschungskosten anfallen. Auch eine Überprüfung der Vergütungsmodelle wäre angesichts der hohen Ausgaben sinnvoll.

Präventive Massnahmen, die zur Vermeidung oder Früherkennung von Krankheiten beitragen, können langfristig Kosten senken. Die Schweiz könnte Programme zur Förderung eines gesunden Lebensstils, Impfungen und Früherkennungsuntersuchungen fördern. Auch der Einsatz von Telemedizin und digitalen Gesundheitslösungen kann weiter gefördert werden, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erleichtern und die Effizienz zu steigern. Um den vorherrschenden Mangel an Ärzt:innen und Pflegekräften zu beheben, könnte die Schweiz ihr Ausbildungsprogramm erweitern, Anreize für Gesundheitsfachkräfte schaffen und die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen erleichtern.

Grundsätzlich kann auch die Einbeziehung der Patient:innen in Entscheidungsprozesse und die Förderung von Eigenverantwortung dazu beitragen, die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Bevölkerung Zugang zu entsprechender Bildung und Information hat. Um eine wirksame Gesundheitspolitik zu gestalten, sollten die verschiedenen politischen Ebenen in der Schweiz, darunter Bund und Kantone, eng zusammenarbeiten.

Es ist wichtig, dass die Schweiz Auswirkungen von Gesundheitsreformen regelmässig überprüft und evaluiert, damit bei Bedarf Anpassungen vorgenommen werden können, um sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden. Die Bedürfnisse der Bevölkerung müssen berücksichtigt werden, um die langfristige Nachhaltigkeit des schweizerischen Gesundheitssystems sicherzustellen.

So funktioniert das Schweizer Gesundheitswesen

In der Schweiz ist die Verantwortung für die Gesundheitsversorgung auf verschiedene Akteure wie Versicherungsunternehmen, Kantone und Ärzt:innen aufgeteilt. Das föderale System basiert auf dem Prinzip der sozialen Krankenversicherung, das heisst, die Kosten werden von einer Gemeinschaft finanziert. Dieses System gewährleistet einen universellen Zugang zur medizinischen Versorgung, hohe Qualität der medizinischen Leistungen und einen Wettbewerb zwischen Anbietern.

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