Bei einer Untersuchung von Securex an der KU Leuven stellte sich heraus, dass fünf Prozent aller Arbeitnehmenden von toxischem Management betroffen sind. Mehr als die Hälfte davon (54 Prozent) sind kurz vor einem Burn-out und mehr als ein Drittel davon (38 Prozent) ist bereit zu kündigen.
«Toxische Manager:innen missbrauchen ihre Machtposition, um über die Unterstellten zu herrschen und ihnen damit Schaden zuzufügen. Aber alle Menschen sind gleichwertig als Personen, auch wenn sie nicht die gleiche Funktion innerhalb eines Unternehmens haben», betont Hélène Feuillat, Coach und Corporate Trainer.
«Toxische Chef:innen verhalten sich manipulativ und haben einen direktiven, autoritären Führungsstil. Beispielsweise handeln sie ungerecht, indem sie bestimmte Mitarbeitende deutlich bevorzugen und andere benachteiligen. Das kann von Ablehnung über Demütigung bis hin zu Mobbing reichen.» Es mag auf den ersten Blick nicht so aussehen, aber hinter dieser arroganten Haltung steckt oft ein schmerzlicher Mangel an Selbstvertrauen. «Auf diese Weise versuchen sie oft, ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten auf ihre Teammitglieder zu übertragen», erklärt Marie Lamoral, Expertin für psychisches Wohlbefinden.
Toxizität wirkt ansteckend
«Toxische Manager:innen können tiefe Risse in der psychischen Gesundheit der Opfer hinterlassen: ein gestörtes Selbstbild, geschädigtes Selbstvertrauen, Burn-out, Depressionen …», warnt Hélène Feuillat. Die Folgen sind oft in der gesamten Organisation zu spüren. «Einige Mitarbeitende neigen dazu, das Verhalten ihrer Vorgesetzten zu imitieren. Das verschlechtert auch die Beziehung zwischen den Kolleg:innen», merkt Marie Lamoral an. Der Führungsstil wirkt sich nicht nur auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden aus, sondern auch auf ihre Effizienz. Das bestätigt eine wissenschaftliche Untersuchung von Securex und der KU Leuven. 92 Prozent der Mitarbeitenden erbringen unter einem coachenden Führungsstil hervorragende Leistungen. Unter toxischer Führung sinkt diese Zahl auf 51 Prozent.

Toxische Führungskräfte führen zu verminderter Effizienz, Produktivität und schlechterer mentaler Gesundheit. Bild: iStock/Cemile Bingol
«Wenn toxische Manager:innen nicht kommunikationsbereit sind, empfiehlt es sich, eine dritte Person hinzuzuziehen, die die Beteiligten aus der Pattsituation herausführen kann. Eine Person aus der Personalabteilung zum Beispiel», führt Marie Lamoral aus. Aber selbst das reicht leider nicht immer aus. «Wie bei jeder toxischen Beziehung gibt es manchmal nur eine Lösung: kündigen. Manchmal reicht der Weggang einer einzigen Person aus, um eine ganze Kündigungswelle in einem Unternehmen auszulösen. Es ist unerlässlich, in die Prävention zu investieren und genau auf Anzeichen zu achten, die auf Probleme innerhalb eines Teams hinweisen. Wer das nicht tut, nimmt verheerende Folgen in Kauf», fährt die Expertin fort.
«Toxische Chef:innen verhalten sich manipulativ und haben einen direktiven, autoritären Führungsstil.» – Hélène Feuillat, Coach und Corporate Trainer
Ein gesunder Job in einem angenehmen Umfeld
Gute Vorgesetzte hören allen ihren Mitarbeitenden zu, haben ein gutes Verhältnis zu ihnen und verhalten sich wie Coaches, indem genügend Autonomie zugestanden wird. Auf diese Weise kann man das Beste aus allen Mitarbeitenden hervorbringen.
Text Gwendoline Cuvelier
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