Ein Spaziergang in der Natur ist eine geistige und körperliche Wohltat. Zudem kann man dabei die Augen nach wilden Heilkräutern offenhalten, um der Gesundheit noch weiter auf die Sprünge zu helfen.
Vielen ist bekannt, dass der Aufenthalt in der Natur Balsam für die Seele ist. Die allgemeine körperliche Gesundheit kann genauso unterstützt werden – vor allem, wenn man sich gleichzeitig noch nach Heilkräutern umsieht. Die Pflanzenwelt hält viele Schätze mit gesundheitsfördernden Stoffen bereit, die man zu Hause selbst weiterverarbeiten kann. Wilde Heilkräuter können die Hausapotheke ergänzen, sollten aber nicht zur Selbstbehandlung von Krankheiten ohne begleitende Fachperson dienen. Die Naturheilpraktikerin Katrin Hänsli gibt einen Einblick, wie man einen Spaziergang als Gelegenheit für das Heilkräutersammeln nutzen kann.
Tipps fürs Sammeln ohne Komplikationen
Es ist einfach die kraftvollen Wildpflanzen in den Alltag zu integrieren. Man findet die wirkungsvollen Heilkräuter in unserer Region bereits vor der eigenen Haustür. Hänsli empfiehlt genaue Kenntnis der gesammelten Kräuter: «Es sollen immer nur Pflanzen gesammelt werden, die eindeutig bestimmt werden können.» Die nötige Erfahrung kann man sich beispielsweise bei fachkundigen Wildpflanzensammelnden oder aus Büchern einholen. Es lohnt sich auch das Verarbeiten der Kräuter zu erlernen. Denn jede Pflanze hat eine ideale Anwendungsweise. Ausgerüstet mit Messer, Korb und Stofftaschen kann man auf Feldern, Wiesen und in Wäldern auf die Suche gehen. Gleichzeitig weist Hänsli aber darauf hin, dass man Pflanzen an stark befahrenen Strassen, Hundewegen, gespritzten Feldern oder überdüngten Wiesen meiden sollte. Zusätzlich darf die Pflanze nie ganz ausgerissen werden, sondern nur die benötigte Menge soll gesammelt werden, sodass man von der Natur profitiert, ohne ihr dabei zu schaden.
Der Klassiker: Löwenzahn
Kaum eine Blume scheinen so viele Menschen gleichermassen zu kennen wie diesen Korbblütler. Die Pflanze ist weit verbreitet und häufig auf Grünflächen anzutreffen. Sammeln und verwenden kann man mehrere Pflanzenteile: Blätter, Knospen, Blüten und Wurzeln. Die Inhaltsstoffe sind facettenreich. Denn Löwenzahn enthält unter anderem Bitterstoffe, Mineralstoffe, Inulin, Schleimstoffe sowie die Vitamine A, C, D und B2. «Erntezeit ist von April bis Juli, wobei die Wurzeln von August bis September mehr Inulin enthalten», erklärt Hänsli. Gerade Inulin ist ein gesundheitsfördernder Inhaltsstoff, der die Darmflora positiv beeinflusst. Meistens wird der Löwenzahn getrocknet und dann als Tee aufgegossen. Eine ideale Anwendung, um die Entgiftungsorgane Leber und Niere anzuregen. Zudem kann man Löwenzahn in die alltägliche Küche integrieren. Das ist zwar bitter, aber auch lecker. Die Blätter eignen sich als Salatzutat und aus den Blüten lässt sich ein honigartiger Sirup herstellen, der sich sowohl zum Trinken als auch zum Süssen eignet.
Der Traditionelle: schwarzer Holunder
Der schwarze Holunder wird schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze geschätzt. Finden kann man den Strauch bevorzugt an Waldrändern, wo sie von Mai bis Juni in weisser Blütenpracht erstrahlen. Die zarten Blüten enthalten unter anderem ätherische Öle, Flavonoide, Schleim- und Gerbstoffe. Insbesondere die Flavonoide sollen Entzündungen hemmen und das Immunsystem in der normalen Funktion unterstützen. «Ich kann die Verwendung in der Küche genauso empfehlen wie die Verarbeitung zu Hausmitteln», schwärmt Hänsli. Die Blüten eignen sich sehr gut als Erkältungstee mit süsser Note, da die Inhaltstoffe das Immunsystem stärken und schweisstreibend wirken. Die weiteren Verwendungsmöglichkeiten sind schier endlos, denn die Blüten eignen sich zur Nutzung in Form von Likören, Wassern, Tees und Desserts, um nur einige zu nennen.
Aber nicht nur die Blüten von schwarzem Holunder sind ein echtes Superfood, sondern auch seine Beeren. Diese glänzen im Herbst in rötlichem schwarz und laden zum Pflücken ein. Aber hier gilt: Nur gekocht einnehmen! Roh können die Beeren Bauchschmerzen verursachen. Genau wie die Blüten enthalten die Holunderbeeren auch Flavovonoide und zusätzlich noch Anthocyane und Vitamin C. Anthocycane geben den Früchten die auffällige Färbung und binden als Antioxidantien freie Radikale. Allgemein kann man die Holunderbeeren bei Erkältungen und Husten einsetzen. Hänsli empfiehlt vor der Erkältungssaison eine Holundersaftkur zur Stärkung des Immunsystems: Täglich ein Deziliter des roten Beerensaftes während zwei bis vier Wochen trinken. Bei der Einnahmeform sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt, solange die Früchte gekocht eingenommen werden. Beispielsweise gibt es viele Rezepte zu Mus, Kompott, Konfitüre, Sirup und Desserts.
Der Unscheinbare: Spitzwegerich
Das Wegerichgewächs spriesst zahlreich und doch unauffällig in Wiesen. Dabei hat es dieses Kraut in sich. Vielen mag es bekannt sein als ad-hoc-Lösung bei Insekten- oder Brennesselstichen, da die zerriebenen und auf die Stelle aufgetragenen Blätter eine kühlende und reizmildernde Wirkung entfalten. Das ist den enthaltenen Iridoiden, Schleim- und Gerbstoffen geschuldet. «Für mich ist der Spitzwegerich ein Notfallmittel unterwegs, auch bei kleineren Wunden», sagt Hänsli, denn er wirkt auch desinfizierend. Diese Inhaltsstoffe haben auch eine hustenlösende und entzündungshemmende Wirkung. Darum findet man ihn in manchem Hustensirup. Wer seinen Spitzwegerich-Vorrat selbst anlegen will, kann die jungen Blätter im Frühjahr für Tee trocknen oder im Juni aus den grösseren Blättern einen Sirup kochen. Spitzwegerich ist sowohl zur äusseren und inneren Anwendung geeignet. Sorgfältig gesammelt, können die Blätter in Form von Direktsaft, Tee, Sirup oder Salben genutzt werden.
Text Kevin Meier
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