Vor einigen Monaten wurden Mädy Georgusis und Patrick Fischer, Trainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft, Eltern der neugeborenen Oceania Cataleya. Im Gespräch mit «Fokus» erzählt Patrick Fischer, wie er seine Vaterrolle versteht, wie Mädy die Geburt mit Bravour meisterte und wie die Vorbereitungen aussahen.
Herr Patrick Fischer, ich gratuliere ganz herzlich zur Geburt von Oceania Cataleya. Wie haben Sie und Ihre Familie die ersten Monate nach der Geburt erlebt?
Herzlichen Dank für die Gratulation. Es waren sehr aufregende Monate, aber auch wunderschöne. Ich wurde vor 19 Jahren schon einmal Vater. Logischerweise waren da ähnliche Gefühle, aber es gab auch viel Neues. Man muss sich nach einer Geburt wieder an einen anderen Rhythmus gewöhnen. Nach drei Monaten haben wir jetzt einen guten Rhythmus. Meine Partnerin Mädy und das Töchterchen schlafen jetzt mittlerweile auch gut. Ich möchte ein grosses Kompliment aussprechen an die Kleine und meine Partnerin: Beide machen das sensationell. Es waren und sind also schöne Monate nach der Geburt, die wir nie vergessen werden.
Wie finden Sie sich in der erneuten Vaterrolle ein?
Oceania ist ein Wunschkind: Ich habe mir schon lange eine Tochter gewünscht. Die Vaterrolle kenne ich schon von meinem sensationellen Sohn Kimi, auf den ich extrem stolz bin. Wir haben eine schöne Beziehung. Mit einem Mädchen merke ich aber, dass es doch feine Unterschiede gibt. Beispielsweise ist der Beschützerinstinkt ein wenig stärker. Im Allgemeinen fühle ich mich extrem wohl in der Vaterrolle und fühle mich auch privilegiert, dass der Traum in Erfüllung gegangen ist und alle gesund sind. Ich bin einfach dankbar, dass alles gut gegangen ist und dass es uns allen so gut geht.
Was verstehen Sie die moderne Vaterrolle?
Ich weiss nicht, ob meine Auffassung davon modern ist, denn ich habe nur meine Interpretation und die ist gleich wie beim ersten Kind. Der Vater schaut dazu, dass das Nest in Sicherheit ist und sich Mama, Kind, und Papa wohlfühlen. So kann sich das Kind auch gut entwickeln. Wenn es um Oceania geht, möchte ich ihr einfach sehr viel Vertrauen, Freude und Spass mitgeben. Es ist das Grösste, dass man seinem Kind Liebe und Vertrauen mitgeben kann. So kann sie oder er später mit Selbstvertrauen nach der eigenen Vorstellung das Leben meistern. Ich denke, dass die Vaterrolle eine unterstützende Rolle ist. Man kann nicht wirklich selbst entscheiden, was für ein Charakter in einem Kind heranwächst. Es gibt auch Geschwister, die am selben Ort aufwachsen, aber ganz verschiedene Charaktere haben. Als Elternteil gibt man einfach Grundwerte mit auf den Weg: Anstand, sozialer Umgang und wie man sich in gewissen Situationen verhält. Ich finde es auch wichtig, dass man einen guten Umgang mit Menschen pflegt – sich bedanken, sich grüssen und sich bewusst sein, dass nichts selbstverständlich ist. So zeigt man, dass man die Umwelt und das soziale Umfeld wertschätzt.
Haben Sie auch schon Herausforderungen der Vaterrolle angetroffen?
Bei meinem ersten Kind, bei meinem Sohn, war es sicher schwierig, dass ich oft im Ausland war. Hinzu kam, dass ich durch die Scheidung eine Zeit lang nicht im gleichen Haushalt wie Kimi gelebt habe. Dass man so nicht viel Zeit miteinander verbringen konnte, war schwierig.
Bei Oceania ist Situation ein bisschen anders. Während der Coronazeit reiste man nicht viel herum und war zu Hause. Der Lockdown hatte in diesem Sinne auch etwas Positives an sich. Das Herausfordernste bis jetzt war, meine Partnerin leiden zu sehen, auch nach der Geburt. Ihr Körper durchlief für viele Monate eine grosse Veränderung und den Weg zurück zur Normalität darf man nicht unterschätzen. Abgesehen von diesen Punkten gab es aber für mich persönlich noch keine grossen Herausforderungen.
Was sind Ihre persönlichen Tipps für werdende Eltern?
Die Vorfreude geniessen. Dazu gehört natürlich auch, dass man sich vorbereitet auf die Geburt. Man sollte sich viele Informationen einholen, sodass das Kind dann auch ein angenehmes Zuhause hat. Wenn die Eltern versuchen, ruhig zu bleiben und sich nicht unter Druck setzen, überträgt sich diese innere Ruhe auch auf das Kind. Wir sind alle «gspürige» Wesen und Kinder sind ganz besonders sensibel. Sie merken, wenn Hektik herrscht. Eine gute Planung kann Hektik vermeiden. Trotzdem sollte man aber nicht zu viel tun und nicht gleich wieder arbeiten gehen. Mädy und ich haben uns akribisch auf die Geburt vorbereitet. Mit der Geburt zu Hause mit einer Hebamme ging dann auch alles gut.
Sie haben gerade die Hausgeburt erwähnt. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Natürlich leisten Geburtshäuser und Spitäler gute Arbeit und sie kreieren klar auch eine angenehme Atmosphäre. Wir haben aber gespürt, dass wir am liebsten zu Hause sind. Denn dort kennen wir jede Ecke und Mädy fühlt sich wohl und kann entspannen. Hinzu kommt, dass man auch gleich nach der Geburt zu Hause ist und das war eine wunderschöne Erfahrung. Es spielte schon eine wichtige Rolle, dass Mädy im gewohnten Umfeld entspannt gebären konnte.
Gleichzeitig war es auch eine Lotus-Geburt. Was war der Entscheidungsprozess dahinter?
Dass es Lotus-Geburten überhaupt gibt, hat Mädy erst zwei oder drei Wochen vor der Geburt erfahren. Wir haben uns dann vertieft darüber informiert. Für uns hat es Sinn ergeben, dass die Plazenta, die mit der Nabelschnur verbunden ist, sehr viel Weisheit in sich trägt. Die Idee dahinter war, dass das ganze Immunsystem und die Stoffe, die die Plazenta von der Mutter zum Kind überträgt, nicht verloren gehen. Jeden Tropfen wollten wir nutzen und deshalb haben wir die Plazenta erst abgetrennt, als sie ausgetrocknet war.
Dass es Lotus-Geburten überhaupt gibt, hat Mädy erst zwei oder drei Wochen vor der Geburt erfahren. Patrick Fischer
Ihre Partnerin Mädy hat komplett auf Schmerzmittel verzichtet. Wie sah Ihre Art der Schmerzlinderung aus?
Ich hatte logischerweise keine körperlichen Schmerzen (lacht). Es hat mir einfach im Herzen weh getan, diese Schreie von Mädy zu hören. Die Geburt ist eine schmerzhafte Geschichte.
Nichtsdestotrotz war Mädy sehr fokussiert und widerstandsfähig. Sie wusste, dass sie das durchziehen kann. Das hat mir auch gutgetan und so haben wir uns gegenseitig Kraft gegeben. Es war auch emotional extrem ermüdend. Als Oceania, das kleine Wunder, dann da war, war das natürlich überwältigend. Das waren starke Emotionen, die einen vergessen lassen, was war. Allgemein empfinde ich aber grossen Respekt für alle Frauen, die ein Kind auf die Welt bringen. Es ist eine unglaubliche innere Stärke, die sie beweisen.
Also Durchhaltevermögen und die Emotionen danach haben euch geholfen?
Ja, es sind natürlich auch gemischte Gefühle. Erst hoffte man darauf, dass es bald vorbei ist. Gleichzeitig ist man neugierig und voller Vorfreude auf das Kind und man kann nicht mehr warten. Aber ich konnte sehen wie der Schmerz mit jeder Welle zurückkam. Der Schmerz gehört eben dazu. Manchmal geben dir die härtesten Momente die schönsten Geschenke zurück, wenn es dann einmal vorbei ist. Als Oceania auf der Welt war, war ich auf einem emotionalen Hoch und zur selben Zeit totkaputt.
Ich höre heraus, dass Sie die für Sie und ihre Partnerin richtigen Entscheidungen getroffen haben und rückblickend nichts anders machen würden.
Nein, ich denke wirklich nicht. Wir hatten eine unglaublich gute Betreuung mit unserer Hebamme Regula. Wir haben sie auch schon fünf oder sechs Mal vor der Geburt getroffen. Auch nach der Geburt war sie täglich bei uns. Das war schon ein grosses Glück. Zudem war die Mutter von Mädy eine Woche bei uns und hat uns bekocht und uns unter die Arme gegriffen. Von dem her war es ein wunderschöner Prozess. Als Mann bin ich vielleicht auch nicht die perfekte Ansprechperson dafür, vielleicht eher Mädy. Aber ich glaube, sie würde auch nichts ändern.
Patrick Fischer in Kürze
Tofu oder Seitan? Seitan
Zu Hause oder unter Leuten? Zu Hause
Anzug oder Trainer? Trainer
Zu Gast oder Gastgeber? Gastgeber
Reisen per Zug oder Flugzeug? Per Zug
Interview Kevin Meier, Bilder Alina Smit Photo
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