Die Zukunft der Logistik beginnt heute
Mit Cargo sous terrain erhält die Schweiz ab 2031 ein privat finanziertes und automatisiertes Gesamtlogistiksystem, das für pünktliche Warenlieferungen sorgt, sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und die hohe Lebensqualität der Schweizer Bevölkerung nachhaltig sicherstellt. Das System ist mehr als ein Tunnel: Es umfasst auch die Logistik an der Oberfläche und setzt Impulse punkto Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation.
Die Herausforderungen für hoch technisierte Industriegesellschaften haben in den letzten Jahren sprunghaft zugenommen: Während der Pandemie wurde das Funktionieren ganzer Gesellschaften auf die Probe gestellt, durch den Ukrainekrieg sind die Energieversorgung und die globalen Lieferketten auf dem Prüfstand. Spürbar aktuell ist das akute Problem des Klimawandels mit Massnahmen zu dessen Verhinderung oder, wo dies nicht mehr möglich ist, zur Anpassung an die Folgen. Neben globalen Herausforderungen sind wir auch mit lokalen konfrontiert, die nicht weniger drängend sind und nach Lösungen verlangen.
Die Verkehrsprobleme im Siedlungsgebiet sind eine solche Herausforderung, besonders in Städten und Ballungsgebieten. Wenn die Nutzung der Verkehrswege und die Belastungen, die dadurch verursacht werden, unkontrolliert weitergehen, geht dies zulasten der Umwelt und der Lebensqualität – und gefährdet letztlich die Versorgungssicherheit und den Wohlstand in der Schweiz. Denn obwohl wir alle Zugang zu Waren und Komfort wünschen, sind wir nicht immer bereit, die negativen Auswirkungen zu tragen. Solche Widersprüche können nicht durch das Festhalten am Althergebrachten gelöst werden, sondern nur durch echte Innovation.
Eine Innovation auf dem Weg zur Verwirklichung ist Cargo sous terrain (CST). CST stellt einen klimaschonenden Lieferverkehr sicher und wird als nachhaltiges Gesamtlogistiksystem ein wichtiger Teil des Schweizer Logistikalltags und der Versorgung von Handel, Industrie und Bevölkerung werden. Bis 2045 entsteht zwischen Boden- und Genfersee ein 500 Kilometer umfassendes Netz mit Ausläufern nach Basel, Luzern und Thun durch dreispurige Tunnels in 30 bis 80 Metern Tiefe. Autonom fahrende, unbemannte Fahrzeuge werden in oberirdischen Be- und Entladestationen, den Hubs, über senkrechte Lifte voll automatisiert be- und entladen. Die Wagen verkehren im Tunnel mit 30 Stundenkilometern Tempo rund um die Uhr.
Kollaborative Innovation als Schlüssel zum Erfolg
Ein Schlüssel für den Erfolg von CST ist die Zusammenarbeit von Unternehmen und privaten Akteuren, die gemeinsam Lösungen für die Zukunft entwickeln. Dies geschieht im Rahmen der kollaborativen Innovation von CST. Nicht weniger innovativ ist das Modell der privaten Finanzierung von CST, für die öffentliche Hand entstehen durch CST keinerlei finanzielle Lasten. Das bedeutet nicht, dass private Interessen gegenüber öffentlichen Interessen Vorrang haben werden. Die über 80 Aktionäre von CST leisten einen Beitrag zum Wohl der Allgemeinheit und leisten gleichzeitig eine attraktive Investition. Gesetzliche Regelungen stellen sicher, dass die Interessen und Bedürfnisse der Allgemeinheit bei der Umsetzung berücksichtigt werden, insbesondere in Bezug auf Raumplanung, Umwelt, Naturschutz und Heimatschutz. Kantone und Gemeinden werden mithilfe von bewährten Verfahren in die Planung von CST mit einbezogen.
Politisch ist CST breit abgestützt. Im National- und Ständerat wurde die gesetzliche Grundlage mit grossem Mehr verabschiedet. Der Bundesrat setzte das Gesetz am 1. August 2022 in Kraft und kommentierte es wie folgt: «Mit einem unterirdischen Gütertransportsystem soll es möglich werden, zwischen Produktions- und Logistikstandorten und städtischen Zentren neuartige Angebote für den Transport kleinteiliger Güter zu erbringen. Das Gesetz schafft die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Errichtung und den Betrieb von Anlagen für den unterirdischen Gütertransport und den Betrieb von Fahrzeugen auf diesen Anlagen.»
Parallel mit dem Gesetzgebungsprozess hat CST die eigene Projektentwicklung vorangetrieben. Mit dem positiven Parlamentsentscheid haben die Investoren von CST 140 Millionen Franken für die Detailplanung der ersten Teilstrecke von Härkingen-Niederbipp bis Zürich zur Verfügung gestellt. Bis Ende 2023 wird die Planung der ersten Teilstrecke von Gäu-Härkingen nach Zürich-Flughafen bis zur Stufe eines Vorprojekts abgeschlossen sein. Mit diesem Projektstand startet CST in die Richtplanverfahren, welche notwendig sind, um die neue Infrastruktur in die kantonale Planung einzubetten. Für 2024 ist der Start der Richtplanverfahren in den Kantonen Solothurn, Aargau und Zürich vorgesehen. 2026 beginnt der Bau der ersten Teilstrecke, welche 2031 in Betrieb geht.
2023 hat CST erstmals mit Aktivitäten «im Gelände» begonnen. Dabei handelt es sich um Sondierbohrungen und Oberflächenmessungen an mehreren Standorten entlang der ersten Teilstrecke. Die Bohrungen dienen dazu, die Kenntnisse über die Beschaffenheit des Untergrunds gezielt zu vertiefen und in die Planung einfliessen zu lassen. Sie gehen bis in eine Tiefe von 100 Metern und mehr. Neben den Bohrungen führt CST geophysikalische Messungen und Baugrunduntersuchungen an der Oberfläche durch. Auch diese helfen dabei, ein präziseres Bild der geologischen Schichten im Untergrund zu erhalten.
Nachhaltigkeit als entscheidender Faktor
Auch die Nachhaltigkeitsaspekte sind entscheidend für das Gelingen von Innovationen. Das ausschliesslich mit erneuerbarer Energie betriebene System CST erreicht insgesamt eine Reduktion der Umweltbelastung gegenüber aktuellen Transportsystemen mit Diesel-Lkws. Auch im Vergleich zu Elektro- und Wasserstoff-Lkws erreicht CST ein besseres Ergebnis gegenüber dem Referenzszenario des Jahres 2030. Ausserdem hilft CST bei der Reduktion von Staus und Unfällen, und es bietet Flächeneinsparungen und Bündelungseffekte dank der digital gesteuerten Vorsortierung von Gütern im Tunnelsystem.
Das oberirdische Citylogistik-System ist nahtlos mit den zusammengefassten Tunnelzugängen in den Städten verbunden. Das System sortiert und bündelt die Waren bereits im Tunnel, sodass die spätere Belieferung von Verkaufsstellen und Endabnehmern bereits vorgespurt ist. Dank intelligenter Steuerung und Tourenplanung kann CST die Städte um bis zu 30 Prozent des Lieferverkehrs und 50 Prozent der Lärmemissionen entlasten.
Text Patrik Aellig, Mediensprecher und Leiter Kommunikation Cargo sous terrain
Weitere Informationen: www.cst.ch
Jahrhundertprojekt, super.