Der öffentliche Verkehr neu gedacht
Rushhour ohne Hupen, Busse ohne Abgase, Strassen voller Menschen statt Autos. Was einst wie Zukunftsmusik klang, wird in Schweizer Städten immer mehr zur Realität. Der öffentliche Verkehr treibt den Wandel ganzer Stadtlandschaften voran.
In Städten wie Zürich hat sich die Mobilität in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: Trams klingeln im Minutentakt, Velos und Fussgänger:innen teilen sich den Raum mit Autos. Der öffentliche Verkehr bildet heute das Rückgrat der Mobilität in Schweizer Grossstädten, nicht zuletzt deshalb zählen viele von ihnen zu den lebenswertesten der Welt.
Doch das war nicht immer selbstverständlich. In den 70er-Jahren plante Zürich – wie viele andere Städte – den Bau einer U-Bahn und von Stadtautobahnen. Die Stimmbürger:innen lehnten diese Pläne ab. Stattdessen setzte man auf ein Tramnetz und baute die S-Bahn aus. Dieses Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr steht exemplarisch für den Wandel vieler Schweizer Städte.
Der öffentliche Verkehr als Erfolgsmodell
Nirgendwo in Europa wird so viel ÖV genutzt wie in der Schweiz. In den Städten liegt der ÖV-Anteil teils bei über 50 Prozent. Grundlage dieses Erfolgs ist ein dichtes, gut abgestimmtes Netz mit Taktfahrplänen. Viele Städte haben ihre Tramlinien zudem nie aufgegeben. Wenn doch mal eine Strecke eingestellt wurde, kamen stattdessen oft elektrische Trolleybusse statt Diesel zum Einsatz. So bleibt der ÖV bis heute das Rückgrat der Mobilität.
Busse unter Strom
Der öffentliche Verkehr ist zwar schon sauberer als der Autoverkehr, doch er soll noch klimafreundlicher werden. Ein wichtiger Hebel sind die Busflotten: Fast 90 Prozent aller ÖV-Busse in der Schweiz fahren noch mit Diesel.
Nirgendwo in Europa wird so viel ÖV genutzt wie in der Schweiz. In den Städten liegt der ÖV-Anteil teils bei über 50 Prozent.
In den meisten Städten gibt es deshalb Bestrebungen, die Busflotten komplett mit Elektroantrieben auszurüsten. Hochrechnungen zeigen, dass dadurch der vom ÖV verursachte Energieverbrauch in Grossstädten um mehr als die Hälfte zurückginge, beim CO2-Ausstoss dürfte die Reduktion sogar noch grösser sein. Der Bund unterstützt die Umstellung finanziell. So soll der ÖV-Anteil am Gesamtverkehr weiter steigen, um die Klimaziele zu erreichen.
Ruhigere Strassen, mehr Lebensqualität
Neben neuer Technik braucht es für noch lebenswertere Städte eine andere Aufteilung des Strassenraums. So sollen Wohnquartiere beispielsweise zunehmend vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Strassen werden beruhigt, Fussgänger:innen, Velos und ÖV erhalten zunehmend Vorrang.
Ein wichtiges Mittel dafür ist Tempo 30. In der Schweiz sind Zehntausende Menschen an ihrem Wohnort von zu hohem Verkehrslärm betroffen. Wer ständig einer zu hohen Lärmbelastung ausgesetzt ist, kann davon ernsthafte gesundheitliche Schäden davontragen. Tempo 30 wird in diesem Zuge oft als einfachste Lärmschutz-Massnahme genannt. Gegen flächendeckende Verkehrsberuhigungen regt sich allerdings in allen Schweizer Städten Widerstand, gerade in Wirtschaftskreisen werden die Massnahmen kritisch aufgenommen.
Auch der Lieferverkehr muss neu gedacht werden. Innenstädte ächzen unter der Paketflut des Onlinehandels, die Zahl der Auslieferungen schnellt derweil ungebremst in die Höhe. Abhilfe sollen City-Hubs und Cargo-Bikes schaffen: In Basel gibt es beispielsweise ein Pilotprojekt, bei dem Pakete am Stadtrand gebündelt und per Lastenvelo in die Innenstadt gebracht werden. Solche Lösungen reduzieren Verkehr und Emissionen.
Mobilität von morgen
Der Wandel ist längst nicht abgeschlossen. Grossstädte rechnen in den nächsten 10 bis 20 Jahren mit Zehntausenden neuen Einwohner:innen und Arbeitsplätzen. Damit diese auf umweltfreundliche Art und Weise von A nach B kommen, sind weitere Investitionen geplant. Das ÖV-Netz wird fast überall weiter ausgebaut, Aussenquartiere werden zunehmend besser erschlossen und mit den Innenstädten verbunden.
Ergänzt wird der öffentliche Vekehr derweil durch innovative Angebote wie Apps, Sharing-Dienste und ein konsequent ausgebauter Fuss- und Veloverkehr. Diese stellen die sogenannte nahtlose Mobilität sicher. Alles Projekte, die dafür sorgen, dass die Schweizer Städte auch künftig zu den lebenswertesten der Welt zählen.
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