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Samih Sawiris oberstes Gebot ist Wohlfühlen

28.02.2019
von Michelle Christen

Er verwandelt Wüsten in Städte und verbindet Schweizer Skigebiete miteinander: Samih Sawiris. Der ägyptische Geschäftsmann nimmt sich grosser Projekte an und spielt damit in seiner ganz eigenen Liga.

Samih Sawiris besuchte in Kairo eine deutsche Schule und studierte anschliessend an der Technischen Universität in Berlin. Seit seiner Kindheit besucht er regelmässig die Schweiz. Seit 13 Jahren treibt er während den Besuchen sein Grossprojekt in Andermatt voran. Das Ferienzentrum ist bereits gut ausgestattet und bietet mehrere Hotels, Restaurants, Geschäfte, Ferienwohnungen, einen 18-Loch Golfplatz und ein grosses Skigebiet. Im Dezember 2018 wurde die letzte Gondelbahn eingeweiht, die die Skigebiete Andermatt und Sedrun verbindet. Der ursprüngliche Plan, auf das gleiche Niveau wie Zermatt und St. Moritz zu kommen, scheint langsam Realität zu werden. Im Interview mit «Fokus» verrät er, warum er gerade in Andermatt Millionen investiert.

Samih Sawiris, treffen Sie Entscheidungen mit Ihrem Herzen oder Ihrem Verstand?

Das ist sehr situationsabhängig.

Was hat Sie dazu bewegt, in Andermatt zu investieren?

Mich haben die schöne Gegend und die Herzlichkeit der Menschen bei meinem ersten Besuch sofort beeindruckt. Zudem war das Stück Land, welches für die Entwicklung zur Verfügung stand, gut gelegen und in der richtigen Grösse, um ein schönes Projekt zu verwirklichen.

Wieso setzen Sie Ihre Projekte meistens an ruhigen Orten um?

Weil ich keine Konkurrenz mag (schmunzelt). Die kommt dann jeweils später, wenn ich schon einen Vorsprung habe.

Mittlerweile ist Andermatt ziemlich belebt und bietet den Besuchern ein grosses Angebot. Auf welches Bauprojekt von Ihnen in Andermatt sind Sie am stolzesten und wieso?

Das kann ich so nicht sagen. Jedes Projekt innerhalb des Ganzen hat seine eigenen Reize und Vorzüge. Es ist jedoch sicher so, dass es mir viel Freude bereitet, dass wir nach vielen Jahren nun die Skiverbindung zwischen Andermatt und Sedrun fertigstellen konnten. Das hat viel Energie und Kraft gekostet, weil auch viele verschiedene Parteien involviert waren, die unterschiedliche Ansprüche an das Projekt hatten.

Jedes Projekt innerhalb des Ganzen hat seine eigenen Reize und Vorzüge.

Die Wohnungen in Andermatt sind zu 30 Prozent mit Schweizer Möbeln ausgestattet. Was gehört sonst noch zu Ihrem Einrichtungskonzept, um die Schweizer anzusprechen?
Wir versuchen, einen modernen, alpinen Chic-Stil zu verwirklichen. Aber jedes Haus bietet auch immer wieder einen neuen Stil, da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind. Grundsätzlich soll sich der Gast oder Eigentümer wohl und zuhause fühlen. Dann ist das Ziel erreicht.

Nach welchen Kriterien suchten Sie sich die Einrichtungsexperten aus?

Das hängt vom jeweiligen Projekt ab und variiert stark. Meine Vorstellung für ein Projekt ist meist schon vorhanden und von da an startet dann die Zusammenarbeit.

Richten Sie Ihre privaten Liegenschaften selber ein?

Entweder übernehme ich das oder meine Ehefrau. Meistens ist sie es, welche die Grundrichtung vorgibt und ich komme mit Einzelstücken hinzu, welche sich integrieren lassen oder bewusst einen Stilbruch ins Konzept bringen.

Nennen Sie drei Dinge, die in Ihrem Zuhause auf jeden Fall vorhanden sein müssen.

Ein grosser Esstisch für Gäste, ein Klavier zum Üben und ein TV im Schlafzimmer als Einschlafhilfe.

Wie unterscheiden sich die aktuellen Hotel-Trends der Schweiz von denjenigen in Ägypten?

El Gouna in Ägypten liegt am Roten Meer und lässt sich daher nur schwer mit der Destination Andermatt vergleichen. Gäste in Ägypten suchen Wärme, Wasser und Sonne. In Andermatt sind es die Natur, Berge und Bewegung. Daher sind die Ansprüche unterschiedlich. Schliesslich möchte aber jeder Gast einen guten Service mit freundlichen Gesichtern, gutes Essen und ein schönes, sauberes Zimmer mit Details, die in Erinnerung bleiben.

Auch in Andermatt wird es weitere Veränderungen geben. Ist es wahr, dass Sie ein Familienhotel mit der grössten Wasserrutsche Europas planen?

Ja, wir hatten im Masterplan des Projektes von Beginn weg ein Kinder- und Familienhotel vorgesehen und sind aktuell in der Planungsphase. Die geplante Rutsche sieht fantastisch aus. Ob es nach Fertigstellung die längste in Europa ist, werden wir sehen.

Und woher nehmen Sie die Energie, immer wieder Neues in Angriff zu nehmen?

Ein Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit ist wichtig – und selbstverständlich ein gutes Team. Als Verwaltungsratspräsident bin ich nur noch wenig ins operative Geschäft eingebunden und kann mich daher den Themen widmen, die mir voll und ganz Freude bereiten.

Ein Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit ist wichtig.

Hatten Sie Ihre Willenskraft schon, als Sie in jungen Jahren an der Technischen Universität in Berlin studiert haben?

Ich wollte immer schon mein Wissen erweitern, Neues kennenzulernen und Projekte umzusetzen. Dies wurde mir aus meinem Elternhaus mitgegeben.

Für welche Branche hätten Sie sich damals entschieden, wenn das mit dem Tourismus nicht geklappt hätte?

Ursprünglich war ich ja im Bootsbau tätig und wäre wohl dabei geblieben. Das war immer eine Leidenschaft von mir und auch heute bin ich gerne auf dem Wasser unterwegs.

Heute scheinen Sie von der Musik fasziniert zu sein. Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie mit 65 ein Klavierkonzert geben wollen. Wie läuft es mit dem Üben?

Ich bin stets daran, mich zu verbessern: Übung mach den Meister, sagt man doch so schön (schmunzelt).

Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:

Bei meiner Wohnungseinrichtung lege ich am meisten Wert darauf, dass man sich wohl und zuhause fühlt.

Mein liebstes Möbelstück ist mein Piano – wenn auch nur bedingt ein Möbelstück.

Am wohlsten fühle ich mich auf meinem Boot.

Als ich das erste Mal in der Schweiz war, war ich noch viel jünger.

Am Projekt Andermatt gefällt mir am besten, dass der Fortschritt deutlich zu sehen ist.

Es vergeht kein Tag in meinem Leben, an dem ich nicht telefoniere.

Informationen.

Der 61-jährige Milliardär entstammt einer koptischen Familie und ist in Kairo wohnhaft. Sein Vater hat den Grundstein für die Orascom Gesellschaften gelegt. Zu den Geschäftsfeldern gehören u.a. Telekommunikation, Bau, Zement, Immobilien und Tourismus. Samih Sawiris ist Hauptaktionär von Orascom Development, die im Tourismus und im Immobiliengeschäft tätig ist.

Bereits in seinem ersten Jahr als Präsident startete er den Bau der Lagunenstadt El Gouna am Roten Meer nördlich von Hurghada. Wo früher nur Wüstensand lag, stehen heute zahlreiche Hotels, dutzende Restaurants und zwei Golfplätze. Es leben mittlerweile 25 000 Menschen in El Gouna. 2009 begann Sawiris ein weiteres Riesenprojekt – und zwar in der Schweiz, in der Gemeinde Andermatt. Mit 500 Ferienwohnungen, 6 Hotels und weiteren Neuerungen wertet er den Ferienort auf und brachte frischen Wind nach Andermatt.

Interview Michelle Christen

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