Die Schweiz geniesst im Ausland einen ausgezeichneten Ruf. Gleiches gilt für Schweizer Produkte aus diversen Branchen. Ob Luxusuhr, Käse oder Maschinenteil: «Swiss Made» ist ein Gütesiegel, das viel Vertrauen geniesst. Der Erfolg fällt den hiesigen Unternehmen aber nicht in den Schoss, sondern ist das Resultat einer hohen Wettbewerbsfähigkeit. Nicht zuletzt dank kontinuierlicher Innovation sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Waren und Dienstleistungen aus der Schweiz erfreuen sich insbesondere in China, Brasilien, Russland und Indien grosser Beliebtheit, wie eine Studie der Universität St. Gallen im Jahr 2016 ergab. Die dortigen Kunden sind gemäss der Untersuchung bereit, für das Label «Swiss Made» deutlich mehr zu bezahlen als für Vergleichsgüter aus anderen Ländern – bei Luxusuhren bis zu 100 Prozent. Doch auch im Inland ist Swissness angesagt, viele Schweizer Unternehmen betonen ihre Herkunft und kennzeichnen ihre Produkte entsprechend. Seit zwei Jahren ist die Verwendung des Schweizerkreuzes auf Waren allerdings mit Vorschriften verbunden, um die Marke zu schützen.
Eindeutige Kriterien
Das Markenschutzgesetz regelt, wie viel «Schweiz» in einer Ware oder einer Dienstleistung enthalten sein muss, damit es mit einer Bezeichnung wie «Schweizer Qualität», «Made in Switzerland» oder «Swiss Made» versehen werden darf. Dabei unterscheidet das Gesetz drei Kategorien: Lebensmittel, Industrie- und Naturprodukte. Industriegüter beispielsweise müssen zwei Kriterien erfüllen, damit sie als Schweizer Produkt beworben werden dürfen. Zum einen müssen mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten im Inland anfallen, zum anderen muss der wichtigste Produktionsschritt in der Schweiz stattfinden. Diese Regelungen sind nötig, um Schweizer Produkte vor ausländischen «Trittbrettfahrern» zu schützen.
Ebenso entscheidend für den Erfolg der hiesigen Industrieerzeugnisse ist aber auch, dass die Schweizer Unternehmen stets am Ball bleiben. Nur so können sie sicherstellen, dass sie im internationalen Vergleich bestehen. Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im SECO, bestätigt die Wichtigkeit der Innovationsfähigkeit: «Betriebe, welche sich auf den Lorbeeren ausruhen und ihren Kunden gegenüber nicht ständig bessere Produkte und Dienstleistungen anbieten, verschwinden über kurz oder lang aus dem Markt.» Das sei gut so, folgert der Chefökonom des Bundes, denn dadurch würden Ressourcen für die innovativen Unternehmen frei. Dieser Konkurrenzkampf ist gemäss Scheidegger zentral für die Schweizer Wirtschaft, weil er eine hohe Wertschöpfung und Produktivität garantiert.
Knapp drei Prozent des BIP oder 16 Milliarden Franken werden hierzulande jährlich in F&E investiert.
Spitzenplätze für die Eidgenossenschaft
Basis der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens sind Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E). In diesem Bereich gehört die Schweiz zu den Vorreitern: Knapp drei Prozent des BIP oder 16 Milliarden Franken werden hierzulande jährlich in F&E investiert. «Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang der vergleichsweise hohe Anteil an den privaten Unternehmen, welche knapp zwei Drittel der F&E-Aufwendungen verantworten», betont Eric Scheidegger. Es sind vor allem Grossunternehmen, etwa aus der Pharmabranche, der MEM-Industrie oder dem Hochtechnologiebereich, welche die Rolle der Innovationstreiber übernehmen. Darüber hinaus belegt die Schweiz im internationalen Vergleich regelmässig Spitzenplätze in Bezug auf die Anzahl wissenschaftlicher Publikationen und Patentanmeldungen.
Bei ihrer Innovationstätigkeit fokussieren sich Schweizer Unternehmen gemäss Ökonom Scheidegger eher auf Produktverbesserungen denn auf die Entwicklung neuer Produkte. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf der Verbesserung der Produktionsprozesse, um die Effizienz und die Produktivität zu steigern: «Das Ziel sind tiefere Produktionskosten, was in einem Hochkostenland wie der Schweiz eine wichtige Rolle spielt.»
Der Staat achtet darauf, den Unternehmen die Innovationstätigkeit zu erleichtern.
Mitarbeiter sind der Schlüssel
Wie aber funktioniert Innovation genau? Wie findet ein Unternehmen Lösungen, um die Produktivität zu erhöhen oder ein Produkt zu verbessern? Ein entscheidender Aspekt ist die Etablierung einer innovationsfördernden Kultur – eine der zentralen Aufgaben der Unternehmensführung. «Innovation beginnt im Kopf qualifizierter Mitarbeiter. Diese Quelle der Innovation muss gepflegt und erschlossen werden», meint Eric Scheidegger. Neben diesem Top-Down-Ansatz müsse Innovation aber auch «Bottom-up» funktionieren. Aufmerksame Mitarbeitende, die beispielsweise mit den Kundenbedürfnissen vertraut sind, sollen ihre Kenntnisse in den ständigen Innovationsprozess einbringen können. Damit die Mitarbeitenden dazu in der Lage sind, ist eine motivierende Unternehmenskultur des Vertrauens und der Selbstverantwortung unerlässlich.
Rahmenbedingungen müssen stimmen
Damit die Unternehmen auf die für die Innovation nötigen qualifizierten Arbeitskräfte zurückgreifen können, muss die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Staat funktionieren. In der Schweiz ist diese Aufgabenteilung im Bereich von Forschung und Innovation historisch gewachsen und etabliert. Auf Seiten der öffentlichen Hand gehört dazu insbesondere, die Qualität der Bildung auf allen Stufen sicherzustellen. Die staatlichen Institutionen sorgen zudem für ein rechtlich und politisch stabiles Umfeld sowie eine moderne Infrastruktur.
Der Staat achtet auch darauf, den Unternehmen die Innovationstätigkeit zu erleichtern. «Das SECO deckt mit seinen ökonomischen Analysen regulatorische Hürden auf, welche den Innovationsprozess hemmen oder Unternehmen an ihrer Entwicklung hemmen», führt Eric Scheidegger aus. Wichtig seien ausserdem international gut vernetzte Forschungszentren, ein flexibler Arbeitsmarkt, Zugang zu Exportmärkten und der Abbau von Importbarrieren. Dank dieser eingespielten Zusammenarbeit von Unternehmen und Staat gehört die Schweizer Wirtschaft zu den innovativsten weltweit und kann so ihre Wettbewerbsfähigkeit behaupten.
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