scandinavian style living room interior.
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Wohnen

Philipp Heer & Isabelle Kade: Vom Blick fürs Detail zur grossen Reichweite

30.05.2025
von Sarah Steiner

Philipp Heer und Isabelle Kade gehören zu den erfolgreichsten Schweizer Influencer:innen im Bereich Architektur und Interior. Was beide verbindet: der Wunsch, zu inspirieren. Im Interview erzählen sie, wie sie ihre Community aufgebaut haben – und teilen wertvolle Tipps und Erfahrungen.

Philipp Heer

Philipp Heer
@lerichti
123 000 Follower:innen

Seit wann bist du Influencer?

Angefangen habe ich 2014. Fotografie und Architektur haben mich schon immer fasziniert, auch wenn ich beruflich aus der Versicherungsbranche komme. Ich war einfach neugierig, fand Instagram spannend und ich wollte wissen, wie es funktioniert. 

Das hat offenbar ganz gut geklappt?

Ja, das kann man sagen. Aber geplant war das alles nicht. Mich hat vor allem interessiert, wie der Mechanismus hinter Instagram funktioniert: Warum bekommen manche Beiträge viele Likes und Follower:innen – und andere nicht? Welche Faktoren machen ein Bild erfolgreich?

Hast du eine Antwort gefunden?

Früher war es einfacher, den Algorithmus zu durchschauen. Heute ist das nahezu unmöglich. Was ich aber nie aufgegeben habe, ist der Anspruch, immer besser zu werden. Ich frage mich bei jedem Bild: Wie setze ich ein Gebäude in Szene? Welche Perspektive und welcher Ausschnitt funktionieren?

Was möchtest du mit deinem Account bewirken?

Ich möchte Menschen zum Reisen inspirieren. Mein Ziel ist, dass sie die Orte erleben wollen, die ich zeige. Gleichzeitig will ich Horizonte erweitern: Betonbauten gelten oft als unschön – ich sehe darin abstrakte Schönheit und spannende Architektur.

War dein Erfolg von Anfang an geplant?

Nein, überhaupt nicht. Ich dachte, bei 3000 Follower:innen ist Schluss. 

Jetzt sind es 123 000.

Ja. Bei rund 10 000 kamen die ersten Einladungen – eine der ersten war zur Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg. Da wurde mir klar, dass ich als der Architektur-Instagrammer der Schweiz wahrgenommen werde. 

Wie suchst du deine Sujets aus?

Ganz gezielt. Ich reise bewusst an Orte, weil mich bestimmte Gebäude interessieren. Das ist keine Zufallsauswahl – ich recherchiere viel und halte Ausschau nach neuer, spannender Architektur.

Du wirst aber auch angefragt?

Ja, ich arbeite oft mit Städten zusammen – meist gemeinsam mit Virginia Duran, einer Architektin und Influencerin aus London. Städte möchten sich in der Architektur- und Designszene stärker positionieren – und wir helfen mit unseren Bildern dabei, ihre Bauwerke entsprechend zu inszenieren.

Weisst Du immer bereits im Vorfeld, was für ein Bild entstehen wird?

Nicht im Detail. Oft habe ich eine grobe Idee. Aber vor Ort lassen wir die Architektur auf uns wirken, experimentieren und probieren viel aus. Es ist ein kreativer Prozess – und nicht selten überrascht uns das Ergebnis selbst.

Wie viel Zeit verbringst du online?

Nach einer Reise verbringe ich viel Zeit mit der Bildbearbeitung. Aber im Alltag bin ich selten länger als eine halbe Stunde pro Tag auf Instagram.

Welchen Tipp gibst du angehenden Influencer:innen?

Einfach machen. Der französische Fotograf Henri Cartier-Bresson sagte einmal: «Deine ersten 10 000 Aufnahmen sind die schlechtesten.» Und genauso ist es: Man wird mit jedem Bild besser. Es braucht Übung, Geduld – und vor allem Freude an der Sache.


Isabelle Kade

Isabelle Kade
@miniundstil
141 000 Follower:innen

Seit wann bist du Influencerin?

2016 habe ich mit einem Mamablog gestartet – etwa ein Jahr nach der Geburt meiner ersten Tochter. Damals ging es vor allem um Familienalltag und Kinderzimmerdesign. Über diesen Weg kam ich auch zu Instagram. Richtig gewachsen ist mein Account
@miniundstil dann ab 2020, als wir in unser neues Haus gezogen sind. Ab da wurde Interior zentrales Thema.

War dein Erfolg von Anfang an geplant?

Nein, das hat sich ganz organisch entwickelt. Ich hatte nie das Ziel, Influencerin zu werden – ich bin einfach Schritt für Schritt hineingewachsen. Heute ist es mein Beruf und fester Bestandteil meines Alltags.

Was möchtest du mit deinem Account bewirken?

Ich möchte Menschen inspirieren und zeigen, wie man mit viel Herz und einem guten Auge ein Zuhause zum Wohlfühlen schafft. Und natürlich Tipps rund ums Einrichten und Bauen teilen.

Wann hast du gemerkt, dass du andere wirklich erreichst?

Das kam nach und nach. Irgendwann kamen Nachrichten wie: «Wegen dir habe ich endlich unsere Wand grün gestrichen» oder «Dein Tipp hat mir total geholfen». Inzwischen werde ich sogar auf der Strasse angesprochen – das fühlt sich surreal an, aber auch schön.

Wie wichtig sind dir Design, Mode und Innenarchitektur?

Das ist meine grosse Leidenschaft. Ich liebe es, mit Farben, Materialien und Licht zu spielen. Es ist mein kreativer Ausgleich zum oft trubeligen Familienleben.

Widerspiegelt Instagram die Realität oder ist es «nur» Schein?

Es ist ein kleiner Ausschnitt aus meinem Leben – schön und inspirierend. Und das ist auch der Anspruch meines Accounts. Ich verstelle mich dabei aber nicht. So wie ich mich zeige, bin ich im echten Leben. Mir ist wichtig, dass trotz aller schönen Bilder Echtheit spürbar bleibt. Und dass man merkt: Das ist nicht nur inszeniert, das bin wirklich ich.

Wie viel Zeit verbringst du online?

Ein paar Stunden täglich sind es schon. Oftmals liege ich abends im Bett und beantworte noch Nachrichten. Aber ich versuche, immer wieder Pausen einzubauen. Gerade mit Kindern ist das extrem wichtig.

Zeigst du deine Kinder online?

Nein. Das ist eine ganz bewusste Entscheidung. Ich möchte ihre Privatsphäre schützen. Sie sollen später selbst entscheiden, was sie öffentlich zeigen möchten. Wenn überhaupt, sieht man sie nur von hinten.

Wie gehst du mit Kritik oder negativen Kommentaren um?

Zum Glück ist meine Community sehr positiv. Klar, es gibt ab und zu dumme Sprüche. Meistens hilft ein humorvoller Konter. Und der Gedanke: Wer so kommentiert, hat meistens ein eigenes Thema. Ich lasse das nicht zu nah an mich ran.

Welchen Tipp gibst du angehenden Influencern?

Mach es mit Herzblut! Und nicht wegen Followerzahlen oder Geschenken. Zeig, was dich begeistert, bleib du selbst und hab Geduld und Durchhaltevermögen. Qualität ist wichtiger als Reichweite. Echtheit kommt immer an – früher oder später.

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