Mit dem Anbruch der dunklen Winterzeit erhöht sich das Einbruchsrisiko. Fokus hat Experten befragt, wie Einbrechende vorgehen und wie man sich am besten vor Einbrüchen schützen kann.
Jeder kennt das klassische Bild des Einbrechers oder der Einbrecherin: Schwarz gekleidet, Lederhandschuhe, Mütze auf dem Kopf und einen Strumpf über dem Gesicht. Heimlich steigt er über das Fenster ein und steht aus heiterem Himmel im Zimmer. Doch wie gehen die Kriminellen tatsächlich vor?
Einbrüche sind nur selten minutiös geplant
Im Jahr 2020 wurden in der ganzen Schweiz 32 819 Einbruchdiebstähle registriert. Das sind ungefähr 90 Einbrüche pro Tag. Davon sind die meisten spontan ausgeübte Taten:
«Die Einbrechenden begeben sich in Quartiere und kundschaften die Objekte aus. Dort, wo niemand zu Hause ist, wird eingebrochen», sagt Peter Strohmaier von der Sicherheitsberatung der Kantonspolizei Zürich. Sauber geplante Einbruchsaktionen wie in Filmen gibt es eher selten: «Die meisten Einbrechenden planen ihre Taten nicht minutiös. Das kommt nur vor, wenn es Einbrechende gezielt auf ganz konkretes Deliktsgut abgesehen haben, beispielsweise ein Bilderdiebstahl», so Strohmaier.
Mehr Einbrüche am Jahresende
Die zunehmende Dunkelheit des Winters bietet den Kriminellen einen wichtigen Schutz, entsprechend steigt das Einbruchsrisiko. «In der Tat werden Ende Jahr am meisten Einbrüche verzeichnet. Die Einbrechenden möchten unerkannt ihre Delikte verüben, deshalb schätzen sie die Dunkelheit. Oft sind es sogenannte Dämmerungseinbrüche», weiss Peter Strohmaier.
Fenster sind die grösste Schwachstelle
Sie gehen dabei immer ähnlich vor: Nachdem das Quartier ausgekundschaftet wurde, wird spontan in das ausgewählte Objekt eingebrochen, oftmals sind das Häuser oder Parterrewohnungen. Ihre Methoden unterscheiden sich dabei je nach Häuserart nicht wesentlich.
Ihre liebsten Hilfsmittel sind der Schraubenzieher oder andere Hebelwerkzeuge. Damit werden vor allem Terrassenfenster aufgebrochen oder in Mehrfamilienhäusern via Treppenhaus die Eingangstüren aufgehebelt. Einbrechende bevorzugen dabei alles, was gut begehbar oder einfach zu erklettern ist. Denn so ist auch eine schnelle Fluchtmöglichkeit gewährleistet. Besondere Schwachstellen vieler Häuser sind die Fenster.
Auffallend ist auch, dass Einbrüche oftmals in ganz gewöhnlichen Wohngegenden stattfinden, nicht etwa in vermögenden Quartieren.
Einbrechende sind meist nicht bewaffnet
Bei all dem Einbruchsrisiko gibt es aber festzuhalten, dass Einbrechende nicht wirklich gefährlich sind. Ihr Motiv ist meistens, schnell zu Geld zu kommen und nicht, Menschen zu verletzen. Sicherheitsexperte Peter Strohmaier: «Mir sind keine bewaffneten Einbrechenden bekannt. Sie sind so gesehen nicht gefährlich. Sie wollen unerkannt in ein Objekt eindringen, dieses schnell durchsuchen und meistens Geld und Schmuck stehlen. Dabei agieren sie menschenscheu und wollen unerkannt bleiben.»
Anwesenheit simulieren hilft
Diese Scheuheit kann man sich zunutze machen, wenn man sich vor den Einbrechenden schützen will. Denn laut Peter Strohmaier sei das Simulieren von Anwesenheit nach wie vor das A und O der einfachen Mittel, um Einbrechende effektiv abzuschrecken. Weitere Massnahmen sind das Abschliessen der Türen und Fenster. Zusätzlich gibt es noch einen ganzen Katalog, wie man die Aussenhülle des Hauses effektiver schützen kann. In gewissen Situationen kann beispielsweise eine Alarmanlage hilfreich sein: «Der Alarm soll dann auch an eine Zentrale weitergeleitet werden, damit interveniert werden kann», so Peter Strohmaier. Videoüberwachung hingegen verhindert laut dem Sicherheitsberater kaum einen Einbruchsdiebstahl.
Was tun bei einem Einbruch?
Für viele Menschen ist ein weiteres Horrorszenario die Vorstellung, dass jemand in das Haus einsteigt, während man daheim ist. Tritt dieser Fall ein, wird dazu geraten, das Licht anzumachen, laut zu schreien und sofort den Notruf zu wählen. Auch wenn beim nach Hause kommen bemerkt wird, dass Einbrechende am Werk sind, soll unverzüglich der Notruf gerufen werden. Statt sich bemerkbar zu machen, soll man hier aber besser den Rückzug antreten und auf die Fluchtrichtung sowie das Aussehen und die besonderen Merkmale der Kriminellen achten.
Was tun bei Verlusten?
Entdeckt man zu Hause den Einbruch, ist wichtig zu beachten, dass man nichts unnötig anfassen soll, um keine Spuren zu verwischen und auch dann sofort den Notruf zu wählen. War der Diebstahl erfolgreich, bekommt man das Diebesgut nur dann wieder zurück, wenn die Kriminellen verhaftet, das Deliktsgut sichergestellt und zugeordnet werden kann. Die Aufklärungsquote von Einbrüchen liegt momentan bei zehn bis fünfzehn Prozent.
Hausratversicherung deckt Einbrüche nicht unbedingt
Wenn also die Einbrechenden nicht gefasst werden, erhält man die Beute nicht zurück. Kommt dann wenigstens eine Versicherung für den Schaden auf? Das ist leider falsch. In der Versicherungspolice der Hausratversicherung ist genau festgehalten, wann eine Deckung besteht. Eine Deckung besteht nur, wenn sich jemand gewaltsam Zutritt in ein Gebäude oder Raum verschafft hat. Ausserdem auch, wenn ein Behältnis darin aufgebrochen wird. Das heisst, wenn die Langfinger beispielsweise eine offene Türe oder ein offenes Fenster vorfinden und so gewaltfrei ins Haus eindringen können, muss die Versicherung nicht für den zustande gekommenen Schaden aufkommen.
Da die Reaktionen auf eine derartige Verletzung der Intimsphäre sehr unterschiedlich sein kann, bieten diverse Polizeistellen kostenlose Sicherheitsberatungen an und empfehlen bei länger andauernden Beschwerden psychologische Unterstützung.
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