Die Bauchmuskeln müssen bei einer Schwangerschaft auseinanderweichen, um der Gebärmutter Platz zu machen. Weniger bekannt ist, dass sich dieser Spalt im Nachhinein oft nicht mehr normalisiert. Daraus kann eine bleibende Rektusdiastase entstehen, die mit erheblichen Beschwerden für die Betroffenen verbunden ist. Auch hier gilt: Früh erkennen und behandeln spart viel Leid.
Um zu verstehen, was eine Rektusdiastase ist, muss man sich das Anatomiebuch ins Gedächtnis rufen. Im Bauchraum verlaufen zwei Stränge der geraden Bauchmuskeln von den Rippen bis zum Becken. Zwischen diesen Muskeln befindet sich ein schmaler Spalt von wenigen Millimetern: die Linea alba. Eine Rektusdiastase entsteht, wenn die geraden Bauchmuskeln nach links und rechts wegdriften und sich so der Spalt dazwischen ausweitet. Diese Lücke bringt eine Instabilität der Bauchwand mit sich, was sich schlussendlich in vielfältigen Symptomen und ernst zu nehmenden Komplikationen bemerkbar machen kann.
Bewertung der Rektusdiastase
Wie viele Erkrankungen werden auch Rektusdiastasen in Schweregraden bewertet. In der Literatur geschieht dies zurzeit nur auf Basis der messbaren Breite der Lücke zwischen den beiden geraden Bauchmuskeln. Wie eingangs erwähnt, sind wenige Millimeter als normal zu bewerten und stellen keinen Befund dar. Die Diastase wird als erstgradig angesehen, wenn die Muskeln bis zu drei Zentimeter auseinandergewichen sind. Bis fünf Zentimeter stellt den zweiten Grad dar, alles darüber wird dem dritten Grad zugeordnet.
Die Symptome fliessen derzeit noch nicht in diese Bewertung ein, da es in der weltweiten Literatur bis anhin keinen Konsens darüber gibt, welche Symptome zu welchem Schweregrad gehören. So weit ist die Medizin noch nicht, allerdings wird viel in die Erforschung der Muskulatur investiert. Entsprechend gab es in den letzten Jahrzehnten bereits einige Fortschritte in der Behandlung von Rektusdiastasen. Beispielsweise sind heutzutage auch minimalinvasive anstelle von grossen und offenen Eingriffen möglich.
Cleverer Trick mit Tücken
Eigentlich hat die Natur die Bauchmuskulatur schlau angeordnet. Mit der Linea alba und ihren elastischen Eiweissfäden zwischen den geraden Bauchmuskeln enthält der Körper eine Dehnungsfuge. So können die Bauchmuskeln bei einer Schwangerschaft auseinanderweichen und der Gebärmutter und dem Kind Platz verschaffen. Nach der Geburt ziehen sich die Fasern wieder zusammen, die Muskeln kommen in die Mitte zurück und die Stabilität wird wiederhergestellt. In den meisten Fällen tritt nach wenigen Monaten bis einem Jahr eine Normalisierung ohne dauerhafte Beschwerden ein. Zuweilen, insbesondere bei mehrfacher Schwangerschaft, verlieren die Fasern den Kontakt zueinander und lassen sich nicht mehr verbinden. Daraus kann sich eine bleibende Rektusdiastase bilden.
Allerdings besteht nicht nur bei einer Schwangerschaft das Risiko einer solchen Diastase. Frauen sowie Männer können unabhängig davon eine entwickeln. Einerseits kann eine Rektusdiastase angeboren sein, beispielsweise durch Bindegewebsstörungen. Andererseits spielen auch körperliche Belastungen und Gewichtsschwankungen eine Rolle. Signifikante Zu- und Abnahmen des Körpergewichts sowie Körperbelastungen können zu Rissen in der Faserstruktur und später zu Rektusdiastasen führen. Die Ursache ist für sich nicht ausschlaggebend für den Behandlungserfolg, vielmehr ist es wichtig, frühzeitig zu handeln.
Vielschichtige Beschwerden
Die Stabilität der Bauchwand ist aus mehreren Gründen essenziell, weshalb sich Rektusdiastasen durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen können. Oftmals gehen damit Rückenschmerzen als Hauptsymptom einher. Da vorne die Stabilität nicht mehr gegeben ist, kann das zu einer Fehlbelastung der Rückenmuskulatur führen. Es kann aber auch an der Körpervorderseite zu Komplikationen kommen, wenn in der Diastase viele Brüche hintereinander entstehen. Zum einen kann dies Schmerzen und Nervenreizungen hervorrufen. Zum anderen können durch diese Löcher Fett aus dem Bauchraum sowie dem Dünndarm austreten. Dies kann wiederum zu Einklemmungserscheinungen und Verdauungsproblemen führen.
Bei anderen Patient:innen sind die Auswirkungen kosmetischer Natur. Der Bauch steht deutlich hervor und sieht stark «aufgebläht» aus. Das mag zwar harmlos klingen, kann aber mit erheblichen psychischen Belastungen einhergehen. Das Körper- und Selbstbewusstsein leiden stark. Vor allem werden Frauen in dieser Situation regelmässig darauf angesprochen, wann denn das nächste Kind komme. Dies, obwohl die Geburt schon Wochen oder Monate zurückliegt. Auf Dauer geraten die Betroffenen in eine Position erhöhten psychischen Leidensdrucks. Insofern können Rektusdiastasen zu einer grossen alltäglichen Belastung werden.
Diagnose und Behandlung
Einen Erstverdacht auf eine Rektusdiastase kann man selbst zu Hause testen. Ein erstes Indiz ist, dass sich der Bauch merklich nach vorne wölbt, auch bei schlanker Statur. Ein weiterer Test, den man selbst ausprobieren kann, besteht darin, sich auf den Rücken zu legen und, ohne sich abzustützen, leicht aufzusetzen. Bei einer Rektusdiastase wölbt sich der Bauch vom Brustbein bis zum Nabel kielartig vor, ähnlich einem umgekehrten Bootsrumpf. Verhärtet sich dadurch der Verdacht, empfiehlt es sich, eine Fachperson aufzusuchen. Durch Abtasten, Übungen und Ultraschall können eine Rektusdiastase und allfällige bereits eingetretene Brüche klinisch diagnostiziert werden. Auf diese Weise kann die optimale Behandlungsstrategie individuell festgelegt werden.
Bei Schwangeren und Frauen, die geboren haben, ist wichtig, dass sie den Empfehlungen von Hebammen folgen und die Rückbildungsgymnastik durchführen. Dies wirkt sowohl präventiv als auch wiederherstellend auf die schräge und gerade Bauchmuskulatur. Unabhängig von einer Schwangerschaft reichen in vielen Fällen Physiotherapien aus, um die Stabilität der Bauchwand herbeizuführen und ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Falls sich die Rektusdiastase nicht verbessert – oder gar schlimmer wird – kann ein operativer Eingriff in Betracht gezogen werden. Mittlerweile werden Rektusdiastasen nicht mehr «nur» als kosmetisches Problem eingestuft. Das heisst, wenn eine Breite von über drei Zentimetern und bestimmte Symptome diagnostiziert werden, werden operative Behandlungen von den Krankenkassen übernommen.
Text Kevin Meier
Frage:
“ Welcher Arzt diagnostisiert die Rektusdiastase und zu wem geht man um das Problem zu beheben?“
Hallo Christina
Bei einem Verdacht auf eine Rektusdiastase sollte auch ein Hausarzt oder eine Hausärztin weiterhelfen können. Spezifische Expert:innen sind meist in einem Hernienzentrum oder ähnlichem zu finden. Viel Glück!
Hallo,
auch wenn in den üblichen Beiträgen zu diesem Thema überwiegend Frauen angesprochen werden, kann ich als Mann sagen, dass es mich ebenfalls erwischt hat. Bei mir sind es 5cm laut Diagnose.
Der Arzt meinte sinngemäß: „Da macht man nichts. Ein echter Bayer hat halt mehr Bauch.“
So ein Blödsinn… Ich hatte noch bis vor wenigen Jahren einen völlig flachen Bauch, und das, ohne viel Sport zu treiben.
Immer wieder gibt es Ärger mit dieser völlig überschätzten Berufsgruppe…
Ich habe in den letzten Jahren zugenommen, was mir gar nicht gefällt. Aber es ist alles in einem Bereich, den ich wieder wegtrainieren kann. Nachdem sich die Gewichtszunahme jedoch ausschließlich am Bauch zeigt, gehe ich davon aus, dass die Größe des Bauchs zum Teil auch Folge der Rektusdiastase sein könnte.
Mein Plan ist, zunächst Gewicht zu reduzieren, denn das muss ich sowieso.
Parallel hierzu möchte ich in Erfahrung bringen, ob sich eine spezielle Gymnastik bei mir noch lohnt und wie es mit einer Kostenübernahme für eine OP aussieht.
Wenn es stimmt, was hier steht, zahlen die Kassen ja unter Umständen.
Ich habe massive Verdauungsbeschwerden und bin kurzatmig geworden.
Der Bauch drückt auf alle möglichen Organe, was mich den ganzen Tag beschäftigt und inzwischen auch meine Psyche stark belastet.
Vielleicht kann mir hier jemand einen ersten Rat geben oder von eigenen Erfahrungen berichten? Danke schon mal.
Hallo Hartmut, mein Bauch ist auch vorgewölbt und es drückt mir alles ab. Es drückt auch in den Rücken, wobei uch vor 3 Monaten erst an der LWS operiert wurde und ich nicht weiß ob die LWS auch so ein Bauch machen kann, wenn der Spinalkanal operiert wurde die Spinalnerven geweitet wurden…denn ich hab zu dem vorgewölbtem Bauch noch Druck im Afterbereich und Intimbereich…extrem luftnot drückt mir alles im Bauch zusammen, Atmen ist ein großes Problem…es kann Rektusdiastase sein oder auch nicht, leider finden Ärzte nichts. Sie sagen nur ich muss damit leben. Das geht garnicht . Habe echt Angst das ich von Chirurg verletzt wurde am spinalkanal und es auch diesen Bauch verursachen kann? Weiß das jemand? Meine Gebärmutter mit myom muss dringend rausoperiert werden sagte meine Frauenärztin. Und letzte war ich beim Urologen, der meinte meine Gebärmutter würde ir den Bauch verursachen die dehnt sich und wäre groß. Habe auf blase immer Druck und Druck im Intimbereich auch. Habe zuviel Sachen am Körper, da wird man auch nie richtig behandelt ist den Ärzten zuviel, dann schieben sie immer alles auf psyche weil sie nicht weiter wissen anstatt an einer Baustelle mal anfangen und dann weiter zur nächsten…denn hier bei uns im Saarland in den Krankenhäusern wird man auch nicht auf mehrere Sachen am Körper behandelt….eher abgestempelt…das Ärzte das nicht mehr ernst nehmen wenn Patienten mehrere Krankheiten am Körper haben und man nicht darauf behandelt wird. Traurig.
Habe vor einem Jahr eine Rektusdiastase-OP mit Nabelbruch ausführen lassen. Hatte auch Schwierigkeiten und Schmerzen. Die OP wurde in Hannover ausgeführt. Es wurde eine Matte unter die Bauchhaut gesetzt. Die OP hat leider gar nichts gebracht, sehe wieder genau so schwanger aus. Der Bauch ab dem Brustbein noch dicker geworden und ich fühle mich schlechter als vorher. Weiß nicht, ob ich mich nochmals operieren lasse, klappt vielleicht wieder nicht.
Hallo! Diese Kombi steht mir auch bevor. Weißt du, warum das bei dir nicht „geklappt“ hat? Und was meint denn der Arzt dazu, der operiert hat? Liebe Grüße!
@Hartmut
Hab genau das gleiche Problem wie du. Konntest du durch abnehmen und Training was erreichen oder musstest du zur OP? Würde mich über Ratschläge freuen. Danke im voraus
Ich habe meinen beiden Kinder mit Notkaiserschnitten zur Welt gebracht. Seit dem zweiten Kind(2003) habe ich eine Rektusdiastase, welche inzwischen so ausgeprägt ist, dass der Spalt bereits 9 cm groß ist.
Ich habe Normalgewicht, ich treibe Sport und habe in den letzten Jahren immer wieder Physiotherapie gemacht. Inzwischen habe ich massive körperliche Beschwerden und habe mich von 2 Spezialisten beraten lassen, zumal inzwischen auch eine Hernie vorhanden ist. Beide haben mir zu einer OP geraten. Ich habe lange mit mir gerungen, da eine OP immer mit weiteren Risiken verbunden ist und habe mich entschieden den Antrag bei meiner KK zu stellen. Meine Krankenkasse (DAK) möchte jedoch nur die Kosten für die Hernie übernehmen, mit der Begründung, dass der Rest eine kosmetische OP wäre. Ich war damit nicht einverstanden und bin aufgrund meiner Beschwerden in Widerspruch gegangen. Beim MDK wurde mir diese Woche von einem Unfallchirurgen so viel Blödsinn erzählt, dass mir schlecht wurde, auf meine gesundheitlichen Probleme wurde überhaupt nicht eingegangen. Hätte ich eine Fettschütze, dann wäre dies wohl eine andere Ausgangslage und ich solle ein anderes Gutachten vorlegen. Ich bin über unser Gesundheitssystem sprachlos, weiß jetzt aber nicht weiter.
Hat jemand einen Tipp für mich an welchen Facharzt ich mich noch wenden kann?