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Photovoltaik ist 80 Prozent günstiger geworden

15.01.2018
von Natalie Ehrenzweig

Mit der Energiestrategie 2050 fördert der Bund Photovoltaik-Anlagen mit einer Anfangsfinanzierung von 30 Prozent. Doch die Technologie ist auch abgesehen davon in den letzten Jahren sehr viel günstiger geworden. Solarenergie hat in der Schweiz ein grosses Potenzial.

«Immer wieder geht die Sonne auf» sang Udo Jürgens. Genau deshalb ist Solarenergie auch so attraktiv – sie ist einfach da, wir müssen sie nur nutzen. Der Markt der Solarenergie ist zweigeteilt. Photovoltaik-Anlagen (PV) für die Stromproduktion oder Sonnenkollektoren für die Warmwasserproduktion. «In den letzten zehn Prozent stieg die installierte Photovoltaikleistung um mehr als das Fünfzigfache – heute liefern diese Anlagen bereits drei Prozent unseres Strombedarfs. Seit letztem Jahr stagnierten die Zubauzahlen auf Grund von politischer Unsicherheiten und dem Förderstopp. Doch das Potenzial in der Schweiz für weitere Photovoltaik-Anlagen ist riesig: Gäbe es auf allen geeigneten Dächern und Fassaden Anlagen, könnten wir bereits jetzt die Hälfte des benötigten Stroms erzeugen», ist David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar, dem Fachverband für Sonnenenergie, überzeugt.

Fokus auf alternative Energiequellen

Und eine Weiterentwicklung in Bezug auf Photovoltaik-Anlagen ist dringend nötig. «Da die die Schweiz die AKWs bis 2050 abschaltet, muss man den Atomstrom durch anderen ersetzen. Ausserdem: Wenn wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen wollen, müssen wir bei der Mobilität von den fossilen Treibstoffen wegkommen», betont David Stickelberger. Als Ausweg dienten Elektro-Autos. Heizungen müsste man auch durch Wärmepumpen ersetzen. Dies führt beides zu einem höheren Strombedarf. «Dass wir immer mehr Geräte benützen, hat ebenfalls zur Konsequenz, dass der Stromverbrauch in Zukunft steigt, trotz steigender Effizienz. Heute nutzen wir in der Schweiz 60 Mia kWH, im Jahr 2050 könnten es 80 Mia kWh sein.» Umso wichtiger werde es, erneuerbare Energien hierzu zu verwenden. Das betreffe nicht nur die Solarenergie, sondern ebenso die Windenergie. Letztere sei in der Schweiz noch ausbaufähig sowie auch die Wasserkraft. Auch bei der Biomasse gäbe es noch beträchtliches Potential, bemerkt der Geschäftsleiter.

Die Solarenergie trägt einen wichtigen Teil zur Energiestrategie der Zukunft bei. «Mit dem Ja zur Energiestrategie 2050 hat die Bevölkerung ein klares Zeichen gesetzt. Das Volk will einen Umstieg auf erneuerbare Energien», sagt der Experte. Ab nächstem Jahr baut man, so Stickelberger, wieder mehr PV-Anlagen, weil man die Fördermassnahmen wieder deblockiert. «Es gibt eine Warteliste von etwa 38 000 Projekten», erzählt er. «Es war nicht klar, wie man in Zukunft die PV-Anlagen fördert. Leute, die solche Anlagen bauen, brauchen die Investitionssicherheit, dass der Strom, den sie ins Netz einspeisen, die nächsten 20, 30 Jahre fair vergütet wird». Das hat sich mit der neuen Energiestrategie 2050 geändert. Ab 2018 fördert der Bund PV-Anlagen wieder finanziell. «Beim neuen System vergütet man nur einmal, dafür gleich bei der Anfangsinvestition. Davon werden 30 Prozent übernommen», erläutert David Stickelberger.

Um 80 Prozent günstiger

Zur Attraktivität der Solarenergie trägt ausserdem bei, dass die Kosten für solche Anlagen in den letzten Jahren um 80 Prozent gesunken sind. «Aber das reicht noch nicht für die Konkurrenzfähigkeit, weil der Strommarkt nicht richtig funktioniert. Zum Beispiel lässt Grossbritannien ein neues Atomkraftwerk bauen, dessen Strom mindestens doppelt so teuer ist als Solarstrom», sagt der Geschäftsleiter. In der anderen Richtung spielt der Markt ebenfalls. Im Ausland Herstellung und Nachfrage stürmischer ab als in Europa. So beanspruche China etwa 40 Prozent des Weltmarktes, nachdem Deutschland früher führend war, sagt David Stickelberger. Die Technologie sei nämlich günstiger geworden. Dadruch weil mit der steigenden Nachfrage die Herstellungskosten gesunken sind und die Montageabläufe effizienter wurden», freut sich David Stickelbeger.

Ein Problem der Solarenergie war lange die Schwankung, der diese Energieproduktion unterliegt. Mittags wird viel, sogar manchmal zuviel Strom produziert, abends und nachts nichts. In der Schweiz sind wir aber in der glücklichen Lage, auch über Wasserkraft zu verfügen. Die beiden Arten, Strom zu produzieren, ergänzen sich bestens, meint David Stickelberger. Die Batterietechnologie mache rasante Fortschritte und mit der Überschussproduktion könne man künftig künstliches Erdgas herstellen.

Der Kunde wird zum Produzenten

Die Photovoltaik-Technologie bietet in Zukunft immer mehr Möglichkeiten. «Es bilden sich zum Beispiel Eigenverbrauch-Gemeinschaften, bei der man sozusagen eine Anlage teilt. Dies ist auch gerade für Mieter eine sinnvolle Sache. Mit dem neuen Energiegesetz wird dies ab nächstem Jahr deutlich einfacher», erzählt David Stickelberger. Der Erfolg von Solarenergie verändert auch die Situation für die Energieversorger. Früher war der Kunde an den Produzenten gebunden, heute ist der Kunde selber Produzent», sagt David Stickelberger. So werde das System aber auch komplexer. Gleichzeitig werde es aber auch weniger störungsanfällig, da die Stromproduktion in kleineren, dezentralen Einheiten passiere.

Erneuerbare Energien, und somit auch Solarenergie, mittels rigoroser Gesetze zu fördern, ist schwierig. Denn die Energievorschriften in Gebäuden – wo der Handlungs- bedarf besonders gross ist – sind Sache der Kantone. Aber es sind einige Vereinheitlichungsbestrebungen in Gange, erklärt Stickelberger. «Die sogenannten Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) werden verschärft. Neubauten sollen sich ab 2020 ganzjährig möglichst selber mit Wärmeenergie versorgen können und zur eigenen Stromversorgung beitragen».

Unser Klima braucht Schutz. Diesen zu erreichen ist nicht ein technisches Problem, sondern ein zeitliches. «Ich habe eine Vision von der Schweiz. 2050 versorgen wir uns fast ausschliesslich mit erneuerbaren Energien. Die Gebäude, die heute die Hälfte unseres Energiebedarfs verursachen, werden dank Solarenergie zu kleinen Kraftwerken. So tragen wir zu einer Welt ohne Luftverschmutzung und Atomgefahren bei. So erreichen wir das überlebenswichtige Ziel, die Erderwärmung nicht über zwei Grad steigen zu lassen.

Text Natalie Ehrenzweig

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