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Manager oder Leader?

18.04.2018
von Remo Buergi

Beide haben sie eine Führungsposition inne, und doch könnten sie unterschiedlicher fast nicht sein: Der Manager und der Leader. Über die Eigenheiten zweier gegensätzlicher Typen, die für den Erfolg eines Unternehmens dennoch unverzichtbar sind.

Der Manager, ist ein brillanter Kopf. Das würde niemand bestreiten, der ihn kennt: Er hat jederzeit den Überblick über die aktuellen Zahlen, plant detailliert und umsichtig, ist gut organisiert. Der Leader tickt ganz anders. Er steckt voller positiver Energie, sein Lachen und seine Begeisterung sind ansteckend, alle arbeiten gerne mit ihm zusammen. Die Idee ihres Chefs, ihnen gemeinsam die Teamleitung zu übertragen, irritierte die Mitarbeiter zuerst. Heute sind alle froh über diese Lösung: Der Manager sorgt für den reibungslosen Ablauf, der Leader inspiriert das Team mit seiner Power.

Manager häufiger als Leader

Die beiden Charaktere sind natürlich recht holzschnittartig und stereotyp gezeichnet. In der Realität lassen sich die beiden Typen kaum derart trennscharf unterscheiden. Untersuchungen haben aber gezeigt, dass viele Führungskräfte tatsächlich entweder eine stärkere Ausprägung für Management- oder eben für Leadership-Aufgaben haben. Gemäss John P. Kotter, dem bekannten Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Führungsforschung, sind gute Manager deutlich stärker verbreitet als gute Leader. Das mag mit dem Fokus in der Ausbildung zu tun haben, auch hierzulande wurden die Management-Inhalte lange Zeit stärker gewichtet. Doch wie unterscheiden sich die beiden Führungstypen denn genau?

Unterschiedliche Ausrichtung

Kotter definiert Manager als an Prozessen ausgerichtete Führungspersonen. Sie planen, budgetieren, organisieren, besetzen Stellen, kontrollieren und lösen Probleme. Ihr Fokus liegt darauf, dass die Arbeitsabläufe funktionieren und man die Ziele erreicht. Leader dagegen fokussieren dieser Unterscheidung zufolge auf die Menschen, ihre Mitarbeiter. Sie kreieren eine Vision für ihr Team, inspirieren die Mitglieder, versuchen möglichst viel Energie in die Zusammenarbeit zu bringen. Leader geben die Richtung vor, richten ihre Mitarbeiter danach aus und fördern die kreative Auseinandersetzung mit den Missionszielen. Tendenziell ermöglicht Management eher Ordnung und Konstanz, während Leadership Wandel und Bewegung fördert.

Der Manager sorgt für den reibungslosen Ablauf, der Leader inspiriert das Team mit seiner Power.

Trend spricht für Leader

Mit dieser Unterscheidung wird auch klar, weshalb die modernen Ausbildungsgänge den Leadership-Aspekt immer stärker gewichten. In einem stabilen Umfeld mit wenig Veränderungen mag ein Manager die optimale Führungsperson sein. Doch die Realität sieht heute in vielen Branchen anders aus: Dynamische Systeme mit rascher Transformation erfordern flexible, anpassungsfähige Teams. Wer nur verwaltet, hat in einem solchen Arbeitsumfeld keine Chance. Der Leader kann hier seine Stärken ausspielen, weil in seinem Team alle Mitglieder aktiv sind und so wesentlich schneller auf Veränderungen reagieren können. Oder, noch besser, diese Veränderungen voraussehen und dadurch deren Potenzial optimal ausnutzen können.

Manager bleiben wichtig

Das bedeutet aber keinesfalls, dass der Managertyp ein Auslaufmodell wäre. Im Gegenteil: Jedes Unternehmen benötigt Leute, die mit beiden Füssen auf dem Boden stehen und sicherstellen, dass das Geschäft läuft und die anfallenden Aufgaben zuverlässig erledigt werden. In Branchen, wo die Arbeit eher repetitiv und nach klaren Vorgaben erledigt werden muss, sind fähige Manager sogar unverzichtbar. Leader wiederum sind dort gefragt, wo sich Teams immer wieder neu ausrichten und die Mitarbeiter eine hohe Eigenmotivation und –verantwortung einbringen müssen. Für Unternehmen ist folglich die Überlegung, welchen Typ Führungskraft man braucht, von zentraler Bedeutung.

Vom anderen lernen

Die geteilte Führung mit einem Leader und einem Manager kann eine Lösung sein, um alle benötigten Skills zu vereinigen. Aus personellen Gründen wird das aber nicht immer möglich sein, weshalb Führungspersonen mit Allrounderqualitäten zunehmend gefragt sind. Auch wenn wohl keine Persönlichkeit eine perfekte 50/50-Balance zwischen Manager und Leader ist: Je ausgewogener das Verhältnis, desto besser. Manager sollten also darauf achten, sich nicht zu sehr im Operativen zu verlieren, sondern ebenso ein Augenmerk auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu legen. Umgekehrt sind Leader gut beraten, wenn sie nicht nur Visionen aufzeigen und ihr Team motivieren. Sie sollten unbedingt auch darauf achten, dass das Tagesgeschäft läuft und die «einfachen» Arbeiten korrekt erledigt werden.

Die richtige Weiterbildung

Spezifische Aus- und Weiterbildungen können helfen, die Führungsqualitäten zu erweitern und zu verbessern. Die Bandbreite ist riesig: Interne Coachings und Schulungen, externe Seminare und Tagungen oder ein berufsbegleitendes Studium. Beim Studium an einer Hochschule ist oft ein EMBA (Executive Master of Business Adminstration) das Ziel. Diese Ausbildungsgänge beinhalten einerseits fachliche Schwerpunkte wie Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und Marketing, aber normalerweise auch Leadership- und Managementmodule. Teilweise sind die Angebote noch spezifischer ausgerichtet, weshalb es sich lohnt, die individuellen Bedürfnisse vorgängig genau abzuklären und sich von Experten bei der Wahl des Studiengangs beraten zu lassen.

Der Leader und der Manager sind zufrieden mit der Zusammenarbeit. Sie ergänzen sich und können ihrem Team mit ihren individuellen Stärken weiterhelfen. Für ihr Unternehmen ist die Doppelführung finanziell ebenfalls machbar, weil beide nur Teilzeit arbeiten. Ein erfolgreiches Beispiel, wie sich die vermeintliche Unverträglichkeit von Management- und Leadership-Typ zusammenführen lässt.

Text: Remo Bürgi

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