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Die Schweiz als perfektes Ökosystem für Food Innovation

05.12.2019
von SMA

Die Lebensmittelbranche steht unter Druck. Denn durch die heutigen Produktionsketten werden laut UN global 40 Prozent der zur Verfügung stehenden Flächen gebunden, 30 Prozent der Treibhausgase produziert und 70 Prozent des Trinkwasser genutzt. Andererseits sind die heutigen Ernährungsgewohnheiten Quelle für Gesundheitsprobleme in der Gesellschaft. Es gilt also Ernährungssysteme zu entwickeln, mit der die wachsende Weltbevölkerung ausreichend und gesund ernährt werden kann, ohne die Ressourcen über die Massen zu belasten. Die Schweiz könnte hierbei innovative Modelle entwickeln und neue Werte schaffen.

Diese Tatsachen sind Treiber für Food Innovationen auf der ganzen Welt. Mit der Agenda 2030 stellte auch die UN 2016 mit 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) die Weichen für eine bessere Welt. Die Lebensmittelbranche ist davon wesentlich betroffen. Wie zum Beispiel: Zero Hunger, Zugang zu Trinkwasser, Verantwortungsvoller Konsum und Produktion.

Treiber für Food Innovationen sind auch die Konsumenten von heute. Mit dem kollektiven Bewusstsein über die Auswirkungen von Konsumentscheidungen auf knapper werdende Ressourcen und der verantwortungsbewusste Konsum für die eigene Gesundheit, setzen kaufkräftige Konsumenten die aktuellen Produktionsmodelle unter Druck.

Die Lebensmittellandschaft in der Schweiz ist prädestiniert dafür, neue Modelle mit internationaler Wirksamkeit zu generieren. Dazu tragen die Nähe und Verfügbarkeit vielfältiger Ressourcen bei. Kurze Wege zwischen weitgefächerten Kompetenzen sind dabei ein starkes Differenzierungsmerkmal für die Innovationskraft der Schweiz. 

Wirtschaftliches Umfeld

Knapp 100 000 Betriebe sind an der Wertschöpfungskette beteiligt von Landwirtschaft bis zur Schnittstelle zum Konsumenten. 11 Prozent aller Beschäftigten in der Schweiz arbeiten für die Branche und generieren 15 Prozent des Bruttoinlandproduktes. (Quelle: BFS-Unternehmensstatistik, BFS 2019, Land- und Ernährungswirtschaft inkl.Gastronomie) 

Optimale Politische Rahmenbedingungen 

Die Förderung wissenschaftlich fundierter Innovationen zur Entwicklung neuer Produkte, Methoden, Prozesse und Dienstleistungen für Wirtschaft und Gesellschaft durch Forschung, insbesondere anwendungsorientierte Forschung, ist im Bundesgesetz SR 420.1 verankert und wird von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, vor allem in der anwendungsorientierten Forschung umgesetzt. Auf engstem Raum bieten mehr als 14 Universitäten, Institute und Fachhochschulen und öffentliche und private Organisationen, wie z.B. CSEM, FIBL, Agroscope in der Schweiz Zugang zu Forschung in Zusammenhang mit Landwirtschaft, Lebensmittel und Lebensmitteltechnologie. 

Stark entwickelte Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist Kulturgut der Schweiz und bietet seit jeher Grundlagen für vor- und nachgelagerte Betriebe. Sie produziert nicht nur unzählige, verschiedene Lebensmittel, sondern trägt durch ihre ökologische Bewirtschaftungsweise wesentlich zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. 

Neben Grosskonzernen wie Nestlé, Givaudan, Bühler, DSM ist die Schweizer Lebensmittelindustrie stark von KMUs geprägt, welche der Entwicklung eine eigene Dynamik verleihen. Die grossen Schweizerhandelsunternehmen sind vertikal in die Lebensmittelbranche integriert und haben somit einen starken Hebel in der Entwicklung der Branche. Eine Position, die jedoch eine grosse Verantwortung beinhaltet.

Gut ausgebildete Fachkräfte

Berufsfachschulen für Gastronomie, Bäcker, Konditor oder Metzger sind oft der Einstieg in die Branche. Bachelor und Masterstudiengänge für Kompetenzen in jedem Bereich der Wertschöpfungskette werden vor allem von ETH, EPFL, Berner Fachhochschule der Hochschule der Westschweiz HES-SO und ZHAW angeboten. 

Eine gesunde Finanzgrundlage und Investitionsbereitschaft 

Die Gesamtausgaben für Innovationen von 27,5* Mrd. CHF, einschliesslich der Mittel aus dem privaten, öffentlichen und anderen Sektoren, machen die Schweiz im Vergleich zu den Pro-Kopf-Investitionen zum weltweit führenden Innovator. Jährlich werden von Schweizer Unternehmen insgesamt 15** Milliarden Franken für die Forschung ausgegeben. Davon gingen bisher 0,5 Prozent** in die Lebensmittelindustrie. 

Momentan ist eine Steigerung der Investitionen in Start-Ups zu beobachten. Viele Initiativen zur Förderung von Food Innovationen entstehen durch einzelne Firmen, Verbände, Netzwerke, Universitäten und Fachhochschulen, kantonale Bemühungen, Start-Up Unterstützungsprogramme und Private sowie institutionelle Investoren. 

Netzwerke

Bundesweit organisieren sich Segmente in nationalen und regionalen Verbänden. Hier werden gemeinsame Interessen vertreten sowie politische Themen behandelt. Weitere Organisationen verbinden beispielsweise Grundlagenforschung aus den Instituten mit Anwendungsforschung für die Industrie. 

Interessierte und kaufkräftige Konsumenten

Konsumenten sind sich der Auswirkungen Ihrer Entscheidungen in Bezug auf Ernährungsweisen immer bewusster und bilden aufgrund dessen eine treibende Kraft im Innovationsökosystem. 

Trends

Mit dem Wissen um die Wirksamkeit von Lebensmittelkonsum auf die Ressourcen-Knappheit entsteht für die gesamte Branche eine neue Sinnhaftigkeit, die sich auch in den aktuellen Trends spiegelt.

1. Fleischloser Genuss

Ob als Verzicht, als Pflanzen basierendes Ersatzprodukt oder sogar kultiviertes Fleisch: Dieser Trend entwickelt sich zur neuen Glaubensfrage in der Bevölkerung.

2. Anti Food Waste Initiativen

Als Antwort auf den hohen Verlust von 1/3 aller geniessbaren Lebensmittel, entstehen Gastronomie konsumentsprechende i.e. «from nose to tail», Bürgerinitiativen wie beispielsweise «food sharing», oder mit Hilfe digitaler Datenverarbeitung eine konsumentsprechende Produktion.

3. Transparenz und Nähe zum Produkt

Als Wunsch nach Herkunftsprodukten und kurzen Wegen lässt Initiativen wie Urban Farming oder Direktvermarktung von Landwirtschaftsbetrieb wachsen.

4. Plastikfreie oder keine Verpackung

Um die Umwelt zu schonen sind durch die Klimainitiativen plastikfreie-/wiederverwertbare Verpackungen längst aus der «Öko-Ecke» herausgekommen und finden in vielen Handelsunternehmen und Haushalten Einzug. 

5. Lebensmittelsicherheit

Wird als Garantie erwartet und trotzdem ist diese nicht immer vollständig. Neue Technologien ermöglichen Lücken zu schliessen, wie Früherkennungssysteme von Keimen, oder bessere Haltbarmachung und Logistik.

6. Gesundheit

Als wertvollstes Gut wird individuelle Gesundheit durch die Verfügbarkeit ausreichender und gesunder Nahrungsmittel gepflegt. 

7. Genuss

Egal bei welcher Ernährungsvorliebe steht der Genuss und Wohlgeschmack an oberster Stelle und gilt nach wie vor als Anker zukünftiger Esskultur. 

Die jüngsten Food Innovationen, Forschungsprojekte und Initiativen spezialisieren sich auf Antworten für ressourcenschonende Herstellungsverfahren und gesundheitsfördernden Konsum und bilden die aktuellesten Trends ab. Der Fortschritt in der Digitalisierung ermöglicht darüber hinaus vielen Forschungsprojekten einen Quantensprung in der Umsetzung. 

Berlin, Israel, Paris, London und die USA galten für Innovations-Scouts als massgebend für neue anwendungsbezogene Projekte. Inzwischen hat auch die Schweiz in ihrem Ökosystem durch Kooperationen zwischen Forschung und Anwendung, zwischen Universitäten und Hotelfachschulen, zwischen Experimentier-Küchen und Industrie, Technikanbietern und neuen Zutaten weltrelevante Expertisen aufgebaut beispielsweise für Alternative Proteine wie Insekten und Algen oder Indoor Pflanzenanlagen für Lebensmittelproduktion.

Für die Entwicklung neuartiger Lebensmittel gibt es also keine besseren Voraussetzung als ein gut vernetztes Ökosystem in dem Vielfalt der Treiber für Innovationen ist.

* Quelle: OECD 2017, ** Quelle: Economie Suisse

Text: Marina Helm- Romaneschi

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