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Die aktuellen Herausforderungen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie

05.12.2019
von SMA

Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie ist eine der Branchen, mit welchen der Konsument tagtäglich in Kontakt steht. Begonnen bei der Butter und der Marmelade auf dem Croissant am Morgen, den Teigwaren am Mittag, dem «Guetzli» oder Schokoriegel zum «Zvieri» bis hin zum Fondue zum «Znacht». Entsprechend gross ist das Interesse der Konsumenten an unseren Produkten. Aber auch die Gefahr von Überregulierungen ist hoch, weil jede Anspruchsgruppe Vorschriften zur Verwirklichung ihrer spezifischen Anliegen wünscht.

Welche Herausforderungen zu bewältigen sind

Die Nahrungsmittelbranche ist dadurch eine der am stärksten regulierten Branchen geworden. Allein das neue Lebensmittelrecht weist einen Umfang von 2000 Seiten auf und wurde dafür 2016 mit dem rostigen Paragraphen der IG Freiheit ausgezeichnet. In diesem stark regulierten Umfeld stellen sich für unsere Mitglieder eine Vielzahl an spezifischen Herausforderungen. Drei aktuelle Beispiele sind die Pflanzenschutzinitiativen, der Druck auf Einführung einer Lebensmittelampel und die privatrechtliche Umsetzung des Rohstoffpreisausgleichs.

Die Nahrungsmittelindustrie anerkennt seit Beginn der Diskussion, dass die Themen Grundwasserschutz und Antibiotikaeinsatz ernst zu nehmen sind. Dr. Lorenz Hirt,  Co-Geschäftsführer, fial

Sowohl die Pestizidverbots- als auch die Trinkwasser-Initiative wollen den Einsatz wichtiger Produktionsmittel (Pflanzenschutzmittel, Biozide und Antibiotika) drastisch einschränken. Die Pestizidverbots-Initiative will zudem den Import von mit Pestiziden hergestellten Lebensmitteln verbieten. Die Nahrungsmittelindustrie anerkennt seit Beginn der Diskussion, dass die Themen Grundwasserschutz und Antibiotikaeinsatz ernst zu nehmen sind, und dass weitere Schritte zur Reduktion notwendig sind. Die beiden Initiativen gehen aber deutlich zu weit und sind letztlich kontraproduktiv.

Mehrere Optionen, die sich aber stark unterscheiden

Ein weiteres Beispiel ist die sogenannte vereinfachte Nährwertkennzeichnung, teils auch Lebensmittelampel genannt. In ganz Europa wird aktuell kontrovers über die Einführung von solchen vereinfachten Nährwertkennzeichnungsmodellen auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen diskutiert. Ziel ist es, den Konsumenten eine zusätzliche Orientierungshilfe beim Einkauf zu bieten. Die zurzeit diskutierten Systeme unterscheiden sich allerdings erheblich. Neben der klassischen «Nährwertampel» aus England, welche die einzelnen Nährwertgehalte mit verschiedenen Farben kennzeichnet, wird die Diskussion zurzeit vor allem durch das französischen Modell Nutri-Score geprägt, welches ein Lebensmittel mit einer einzigen, pauschalen Gesamtnote bewertet. Die fial kann zurzeit keines der vorgeschlagenen Systeme vorbehaltlos unterstützen, da sie allesamt eine komplexe Materie zu stark vereinfachen und damit auch falsche Signale aussenden.

Ein wichtiges Thema für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie ist sodann die Entwicklung des Aussenhandels. Was die internationale Verflechtung angeht, ist die Schweizer Nahrungsmittelindustrie sehr heterogen aufgestellt. Sind einzelne Branchen stark auf den Schweizer Binnenmarkt fokussiert, bewegen sich andere Branchen exportseitig (z.B. die Milchindustrie) oder sowohl import- wie exportseitig (z.B. die Hersteller von Schokolade oder von Kaffeeprodukten) auf dem internationalen Parkett. Während einzelne Branchen also zwingend auf den diskriminierungsfreien Zugang zu Exportmärkten angewiesen sind, haben andere Branchen aufgrund ihrer besonderen Situation ein vitales Interesse an der Beibehaltung des heutigen Agrargrenzschutzes.

Text: Dr. Lorenz Hirt, Co-Geschäftsführer, fial

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