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Digitalisierung Karriere

Modern Workplace: der Arbeitsplatz von morgen

27.10.2023
von Linda Carstensen

Früher oder später werden Digital Natives – wohl oder übel – die Arbeitswelt dominieren. So verspüren Unternehmen immer mehr Druck, die Arbeitsplätze smart und digital zu gestalten. Doch wohin führt die Entwicklung des Modern Workplace?

Der digitale Wandel und die Gen Z treiben Innovations- und Anpassungsprozesse in Unternehmen stetig voran. Mitarbeitende müssen sich von alten Mustern und Arbeitsabläufen verabschieden, Unternehmen müssen ihnen ein modernes Arbeiten ermöglichen. Während dieses neue Terrain bei einigen Kopfschmerzen verursacht, klatschen andere erfreut in die Hände.

Einfach ist anders

Die Transformation ist anspruchsvoll, insbesondere, weil es sich dabei nicht nur um ein technologisches Phänomen handelt, sondern um einen sozio-technischen Prozess. Digital Literacy bedeutet in diesem Kontext nicht «bloss», dass Menschen verstehen, wie sie mit einem Gerät und dessen Applikationen interagieren können. Vielmehr beschreibt der Begriff die Kompetenzen, die Menschen dazu befähigen, in digitalen Umfeldern zu funktionieren.

Die im September 2016 vom Zukunftsinstitut publizierte Studie «Digitale Erleuchtung» spricht gar von einem Cyber-Humanismus. Dieser Terminus versucht die digitale Kompetenz ganzheitlich aufzufassen. Er beschreibt neben digitalen Skills auch kognitive, motorische und soziologische Verhaltensadaptionen. Mit dem Anstreben dieses Cyber-Humanismus soll die digitale Überforderung in der Arbeitswelt konstruktiv bewältigt werden.

Das bedeutet smart und digital

Die Unternehmensberatung in der digitalen Transformation «Netrics» spricht von einem Modern Workplace, der smart und digital ist. Ist ein Arbeitsplatz so organisiert, wirkt sich das höchstwahrscheinlich positiv auf die Produktivität der Mitarbeitenden aus. Schlussendlich profitiert das Unternehmen – denn produktivere Arbeitnehmende führen zu mehr unternehmerischem Erfolg. Und so gehts.

Smart bedeutet mitdenkend und vorausschauend. So spielt vor allem die physische Umgebung des Arbeitsplatzes eine wichtige Rolle. Beispielsweise erkennt ein smarter Arbeitsplatz die Mitarbeitenden und stellt die Temperatur und das Licht auf die programmierten Vorlieben ein. Smart kann auch bedeuten, dass eingehende Anrufe automatisch auf das Smartphone umgeleitet werden, wenn ein:e Mitarbeiter:in nicht im Büro ist. Oder Schreibtische lassen sich einfach re-arrangieren, um die Zusammenarbeit im Team zu stärken.

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Bild: iStockPhoto/jacoblund

Diese smarten Einstellungen können mit digitalen Technologien ergänzt werden. Hierbei geht es um die digitale Umgebung, die Mitarbeitende dazu befähigt, Aufgaben korrekt und effizient zu erledigen. So sollte das Unternehmen seinen Angestellten digitale Tools und Hilfsmittel zur Verfügung stellen, die den Workflow optimieren. Dazu gehören beispielsweise ein den Anforderungen entsprechendes Kommunikationssystem sowie Zugriffe über Clouds, die die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Mitarbeitenden deutlich vereinfachen können.

Führt der Modern Workplace zum Erfolg?

Kombiniert ein Unternehmen die smarten und digitalen Elemente, entsteht ein Modern Workplace: der Arbeitsplatz von morgen. Dieser gibt der Teamarbeit und dem eigenverantwortlichen Handeln mehr Wichtigkeit. Schliesslich soll der Modern Workplace die Motivation und Produktivität der Mitarbeitenden steigern. Doch können Unternehmen irgendwann ausgelernt sein? Oder ist die kontinuierliche Anpassungsfähigkeit das neue Rezept zum Erfolg?

Die Zukunftsforscherin Senem Wicki spricht von einer zunehmenden Flexibilisierung. Standard-Tagesabläufe und fixe Arbeitsplätze wird es ihr zufolge immer weniger geben. Das Streben nach mehr Selbstbestimmung und Freizeit wird wohl in hybriden Arbeitsplätzen resultieren. Je besser die Umgebung auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden und der Tätigkeit, die sie gerade leisten, abgestimmt ist, desto produktiver werden sie diese Arbeit verrichten, erklärt Wicki.

Wichtig sei, die menschlichen Fähigkeiten zu stärken und nicht jene, die automatisierbar sind. Unternehmen sollten versuchen, ihren Mitarbeitenden im kontinuierlichen Prozess der unsicheren Veränderung Sicherheit zu geben. Sie sollten mitbestimmen dürfen und zur stetigen Selbstreflexion angeregt werden. «Ausprobieren ist okay – wenn darauf eine Lernschlaufe folgt», bekräftigt Wicki. Und das müssen Unternehmen ihren Arbeitnehmenden auch so vermitteln.

Homeoffice – Fluch und Segen zugleich

Das Arbeiten im Homeoffice hat jede Menge Vorteile. Für diejenigen, die zu Hause arbeiten, fällt der Arbeitsweg weg. So gibt es weniger Autos, die während der Rushhour im Stau stehen und mehr freie Plätze in den teils überfüllten SBB-Zügen. Zusätzlich fallen die Zeit und die Kosten für den Arbeitsweg weg. Zu Hause können Angestellte flexibler und selbstbestimmter arbeiten. Bei Grippewellen sinkt die Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz auf ein Minimum, was zu weniger Ausfällen führt.

Berufstätiger Vater schreibt eine E-Mail auf dem Laptop, während er mit seiner Frau und seinen Kindern zu Hause ist.

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Während die Familie und der Beruf im Homeoffice besser vereinbart werden können, vermehren sich gleichzeitig die potenziellen Ablenkungsfaktoren, wie der noch nicht ausgeräumte Geschirrspüler, die Kinder, die Mami und Papi mit ihren Bedürfnissen in den Ohren liegen oder die Couch, die zum Netflixen einlädt. So kann der Modern Workplace in den eigenen vier Wänden zu einer verringerten Aufmerksamkeit, schnell schwindendem Fokus und lausiger Produktivität führen.

Gleichzeitig fehlen im Homeoffice die Begegnungen mit anderen Menschen – und der Rhythmus. «Wir sind soziale Wesen, die sich an Strukturen gewöhnt sind und uns in ihrer Verlässlichkeit wohlfühlen», erklärt Wicki. Deswegen kann sich die Zukunftsforscherin künftig geteilte Varianten des Homeoffice vorstellen. Beispielsweise könnte sich eine Siedlung oder ein Quartier in einem Raum in der Nähe treffen. So würden alle Beteiligten Zeit, Energie und Geld sparen und hätten dennoch soziale Kontakte und Struktur.

Schlussendlich bleibt es jedem Unternehmen selbst überlassen, wie modern es sein Arbeitsumfeld gestalten will. Allerdings dürfte ein zukunftsorientiertes Denken, viel Flexibilität und flache Hierarchiestrukturen insbesondere die Arbeitnehmenden von morgen anziehen und festhalten.

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