Consulting – eine unattraktive Branche?
In der Unternehmensberatung ist die Fluktuation hoch, der Frauenanteil tief. Es droht ein Fachkräftemangel. Woran liegt das? Jürg Hodel, Vorstandsvorsitzender bei der Association of Management Consultants Switzerland, gibt Auskunft.
Um den Consultingberuf ranken sich zahlreiche Vorurteile. Arbeit von den frühen Morgenstunden bis spät in die Nacht, steter Stress und hoher Druck sind einige Aspekte, die den Beruf scheinbar unattraktiv machen. Statistiken zeigen gar, dass Unternehmensberatende den Job durchschnittlich nach nur 2,7 Jahren aufgeben. «Sicherlich ist Management Consulting kein 9-5-Job und unpassend für Personen, welche einen klaren Rahmen und fest planbare Arbeitswochen suchen», sagt Jürg Hodel. Jedoch habe man einen sehr hohen Selbstbestimmungsgrad und arbeite durchschnittlich nicht mehr als in anderen Berufen.
Das Overwork-Klischee
Die Aspekte, welche von Hodel angesprochen werden, scheinen die Gründe zu sein, weshalb sich immer weniger Studienabgänger:innen für eine Karriere im Consulting entscheiden. Stellen gibt es viele, doch der Branche droht ein Personalmangel. Was muss sich ändern, um dem entgegenzuwirken? «Flexible Arbeitsmodelle, kollaborative Netzwerke und die Möglichkeit, sich fortlaufend weiterzuentwickeln, sind zentral», sagt Jürg Hodel. «In unserem Unternehmen haben wir viele junge Familienväter, welche in einem flexiblen Pensum arbeiten» Das Klischee der überarbeiteten Consultants sei mittlerweile veraltet. «Auch in der Beratung kann zunehmend virtuell gearbeitet werden, sodass die langen Reisezeiten und Übernachtungen minimiert werden», so Hodel.
Kaum Frauen im Consulting
Auch Frauen sind im Consultingberuf untervertreten. Viele Consultingunternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Frauenanteil intern zu erhöhen, dies sei aber schwieriger als gedacht. Hodel sieht das Problem in den Berufsklischees: «Consulting wird mit langer und harter Arbeit, schlechter Work-Life-Balance und der Aufgabe, sich in einem schwierigen Umfeld mit unpopulären Massnahmen durchsetzen zu müssen, in Verbindung gebracht. Ich denke, hier müssen wir als Verband, aber auch die Beratungsunternehmen, besser kommunizieren.»
Ob dabei die Work-Life-Balance zu kurz kommt, hängt wirklich von den persönlichen Präferenzen ab. Jürg Hodel
Ein spannender Beruf – eigentlich
Ob man im Consultingberuf glücklich wird, hängt zu einem gewissen Grad auch von den Mitarbeitenden selbst ab. Wer eine Karriere im Consulting in Erwägung zieht, sollte sich also genau überlegen, ob die Realitäten des Berufes zu den eigenen Bedürfnissen und Veranlagungen passen. Kann man sich mit dem dynamischen Umfeld und sich mit in jedem Mandat ändernden Rahmenbedingungen anfreunden, findet man im Consulting einen spannenden Berufsweg. «Das Management Consulting bietet einen sehr hohen Gestaltungsspielraum und Raum für Selbstorganisation, in Kombination mit regelmässigen Einblicken in neue Unternehmen mit neuen Aufgabenstellungen. Ein superspannender Beruf», schwärmt Hodel. «Ob dabei die Work-Life-Balance zu kurz kommt, hängt wirklich von den persönlichen Präferenzen ab.»
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