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Digitalisierung Künstliche Intelligenz

Die digitale Revolution durch künstliche Intelligenz

27.10.2023
von Cedric Keiser

ChatGPT hat das Thema künstliche Intelligenz salonfähig gemacht. Doch die Technologie bietet verschiedensten Branchen noch viel mehr. Gleichzeitig sind die Unternehmen aber auch mit neuen Problemen konfrontiert. 

Alessandro MaseratiAI Strategist, Logol AG

Alessandro Maserati
AI Strategist, Logol AG

In Blockbustern werden der künstlichen Intelligenz oftmals schlechte Absichten unterstellt. Sie gerät in diesen filmischen Darstellungen ausser Kontrolle und versucht, die Macht an sich zu reissen. Oder das Gegenteil ist der Fall: Die KI wird sehr menschlich dargestellt, sodass Menschen eine Beziehung zu ihr aufbauen. Doch nun ist sie da und spaltet die Meinungen der Gesellschaft. Einige befürchten eine Ablösung der menschlichen Arbeitskraft und andere sehen darin einen gewaltigen Fortschritt für die Menschheit, der viele Vorteile mit sich bringt. Auch für Unternehmen steht ein grosser Wandel bevor: Sie dürfen diese Entwicklung nicht verpassen und müssen nun möglichst schnell einen Umgang mit der künstlichen Intelligenz finden. Allessandro Maserati, AI (Artificial Intelligence) Strategist bei Logol AG fasst diese schnelle Entwicklung treffend zusammen: «KI ist wie Elektrizität; sie wird jede einzelne von Menschen ausgeführte Tätigkeit verändern und so sehr in jeden Geschäftsprozess integriert werden, dass sie untrennbar mit der täglichen Routine verbunden sein wird.»

Wirtschaftlicher Fortschritt durch Algorithmen

Künstliche Intelligenz hat viele Definitionen und ist ein breiter Begriff. Vereinfacht lässt sich sagen, dass KI ein Algorithmus ist, der nicht-algorithmische Aufgaben lösen kann. Die KI erledigt auf sie zugeschnittene Aufgaben, die bislang aufgrund ihrer Komplexität menschliche Fähigkeiten erforderten. So können bestimmte Arbeitsabläufe optimiert werden. Doch die Möglichkeiten der KI übersteigen die bisherigen Aufgaben, die durch Menschen erledigt wurden. In der Landwirtschaft kann KI beispielsweise Schädlingsbefall frühzeitig erkennen, den Düngerbedarf eines Bodens messen oder das Feld effizient bewässern, um Wasserverschwendung zu vermeiden, und zwar für jede einzelne Pflanze in Kulturen, die sich über Tausende von Hektaren erstrecken. Auch das McKinsey Global Institute sieht enormes Potenzial in der Entwicklung von KI. Es schätzt eine weltweite Produktivitätssteigerung der Wirtschaft um 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar. Und dies nur durch generative KI, also maschinell erstellte Texte, Videos oder Bilder wie zum Beispiel durch ChatGPT. Die Wachstumschancen sind gewaltig: «KI ist leistungsfähiger und vielseitiger als ein PC und sie entwickelt sich mit einer exponentiellen Wachstumsrate, die dreimal so hoch ist wie die von Computern.»

Der Wandel erfordert Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Die klaren Abgrenzungen zwischen Berufsgattungen werden durch die KI immer schwächer. Die KI wird in Zukunft einzelne Aspekte einer Tätigkeit übernehmen können, was eine starke Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden verlangt. Unternehmen müssen diese beim langsamen, aber stetigen Übergang unterstützen, ansonsten könnte dies besonders technisch weniger affine Angestellte überfordern. Sie müssen neue Anforderungen an die Mitarbeitenden stellen und die Arbeit anders organisieren, als dies bisher der Fall war. Hier sind also sowohl die Mitarbeitenden als auch die Unternehmen gefordert. Künstliche Intelligenz bedeutet aber auch eine Optimierung der Arbeitsprozesse. So eröffnet sich für Unternehmen eine gute Möglichkeit, Kosten zu sparen. Dies führt natürlich zu gewissen Unsicherheiten unter den Arbeitnehmenden, die um ihren Job fürchten. Maserati appelliert an die Arbeitnehmenden: «Kurzfristig wird es nicht die KI sein, die ihnen die Arbeitsplätze wegnimmt, sondern jemand, der die KI besser zu nutzen weiss als sie.» Zudem sind vorerst hauptsächlich Routinearbeiten bedrohte Tätigkeiten, die durch KI übernommen werden können. Das Ersetzen bestimmter Arbeitsprozesse mittels KI kann aber auch die Mitarbeitenden entlasten. Schliesslich leiden viele Arbeitnehmende unter Überlastung und dies wird durch den Arbeitskräftemangel nur noch verstärkt. Zudem profitieren die Arbeitnehmenden von der frei gewordenen Zeit, die sie in Innovation und Kreativität stecken können. Zeit, die im Arbeitsalltag vielfach zu kurz kommt.

Kaum eine Branche kann nicht durch künstliche Intelligenz optimiert werden

Unternehmen müssen erkennen, wie sie KI einsetzen können und müssen. Wenn sie diese Entwicklung verpassen, drohen sie in ihrer Branche abgehängt zu werden. Deshalb benötigen die Unternehmen ausgebildete Mitarbeitende oder externe Beratung, die verstehen, wie künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann. Schliesslich gibt es kaum eine Branche, die nicht von KI profitieren kann. In der Industrie kann eine KI ermitteln, wann Wartungen von Maschinen am besten durchgeführt werden sollen und den Produktionsprozess am wenigsten beeinträchtigen. In der Finanzbranche wiederum wird bereits jetzt künstliche Intelligenz für die Vermögensverwaltung eingesetzt, indem sie den Markt analysiert und auf Basis gesammelter Daten Transaktionen durchführt. Und auch das Gesundheitswesen kann profitieren: In Zukunft lassen sich mittels KI präzisere Diagnosen erstellen und Gesundheitsdaten der ganzen Gesellschaft auswerten.

Hürden, die noch zu überwinden sind

Auch wenn die Anwendung von KI viele Abläufe optimieren und Energie sparen kann, erfordert die enorme Rechenleistung wiederum Energie. Deshalb muss eine nachhaltige Implementierung von KI erreicht werden. Ansonsten haben besonders solche Unternehmen, die mit maschinellem Lernen auf Basis riesiger Datensätze arbeiten, mit ihrem ökologischen Fussabdruck zu kämpfen. Der KI-Experte Maserati sieht aber auch in diesem Bereich viel Potenzial: «Obwohl das Trainieren grosser Modelle viel Energie erfordert, kann KI auch dazu genutzt werden, den Energieverbrauch zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. So hat Google beispielsweise den Energieverbrauch seiner Rechenzentren dank KI um 40 Prozent gesenkt.» Die Ungleichheit ist jedoch ein weiterer Aspekt, der viele Unternehmen und die ganze Gesellschaft vor Schwierigkeiten stellen wird. Bei Bewerbungsverfahren gab es Vorfälle, in denen die KI sexistische und diskriminierende Entscheidungen traf. Neben den vielen Chancen gibt es also einige Probleme, die noch behoben werden müssen. Und deshalb wird die künstliche Intelligenz die Unternehmen in Zukunft weiterhin fordern, einen passenden Umgang mit ihr zu finden.

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