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Business

Unsicherheit benötigt Engagement

05.01.2024
von Calvin Huber

Die moderne Arbeitswelt steht vor belastenden Umständen. Ein volatiles Umfeld, harte Konkurrenz und ein Mangel an Fachkräften hat die letzten fünf Jahre gezeichnet. Um solche Zeiten zu überwinden, benötigt es ein eingespieltes und erprobtes Team an Angestellten. Doch viele Unternehmen haben Schwierigkeiten damit, das Maximum aus ihren Arbeitskräften schöpfen zu können. Sie verstehen sie nicht gut genug.

Die seit jeher herrschende Dynamik in einem Unternehmen lässt sich anhand eines Modells beschreiben. Man stelle sich ein Haus mit vier Stockwerken vor, in denen sich alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einer Firma aufhalten. Diese Stockwerke nennt man von unten nach oben wie folgt: Resignation – Unzufriedenheit – Zufriedenheit – Commitment. Die einzelnen Stockwerke werden nach dem Willen zur Arbeitsleistung des Mitarbeitenden bewertet und geordnet. Sprich in der Resignation ist weder ein Wille zur Arbeit vorhanden, noch lässt sich eine nennenswerte Leistung zugunsten des Unternehmens vorweisen. Je weiter man sich nach oben bewegt, desto mehr nehmen diese Werte zu. Auf der Ebene des Commitments wird somit der Fokus der oder des Angestellten vollkommen auf den Erfolg des Unternehmens gelegt. Ebenfalls lassen sich die einzelnen Stockwerke dadurch unterscheiden, dass die für jeden Mitarbeitenden persönlich wichtigen Faktoren von Stockwerk zu Stockwerk unterschiedlich ausfallen. Während auf der Resignation-Ebene Werte wie das Team, die Einbindung oder die Führungskraft als sogenannte Frustratoren, grossen Einfluss auf den Mitarbeitenden haben, ist auf der Ebene des Commitments kein einziger dieser Faktoren für ihn entscheidend.

Der Pfad aller Mitarbeitenden

Jeder und jede, welche neu in einem Unternehmen zu arbeiten beginnt, betritt das oben genannte Haus auf dem «Zufriedenheitsstockwerk». Er oder Sie muss sich noch mit den internen Prozessen, der Führungs- und Verantwortungsstruktur und der Unternehmenskultur vertraut machen. Der Mitarbeitende ist bereit zu lernen und grundsätzlich zufrieden, schliesslich hat man sich selbst dazu entschieden, für das Unternehmen zu arbeiten und freut sich darüber, dass man den Bewerbungsprozess erfolgreich absolviert hat. Sobald sich ein gewisses Mass an Vertrautheit und Routine in der persönlichen Arbeit abzeichnet, beginnt der Mitarbeitende damit, sich in ein neues Stockwerk des Modells zu bewegen. Entweder steigt man auf die Commitment-Ebene oder man fällt in die Unzufriedenheits-Ebene. Wichtig ist es hier zu erwähnen, dass sich kein Mitarbeitender während seiner gesamten Anstellung nur auf einer Ebene befinden wird. Mehrere Wechsel können sehr wohl auch im Verlauf eines Tages stattfinden. Fällt jemand in die Unzufriedenheit, geschieht dies hauptsächlich aufgrund von Undurchsichtigkeiten oder Mängeln in den Rahmenbedingungen eines Unternehmens. Meistens sind dies Unklarheiten in den Zuständigkeiten oder schwerfällig wirkende Prozesse.

Auf der Ebene des Commitments wird somit der Fokus der oder des Angestellten vollkommen auf den Erfolg des Unternehmens gelegt.

Unzufriedenheit heisst aber nicht, dass man nicht mehr dazu bereit ist, etwas dagegen zu tun. Merkt der Mitarbeitende, dass einem die nötige Aufmerksamkeit und Freiheit gegeben wird, um etwas zu unternehmen, steigt dieser schnell wieder auf die Ebene der Zufriedenheit auf. Werden seine Vorschläge oder Fragen jedoch nicht gehört, fällt er in die Resignation. Verharrt dieser lange genug auf der Ebene, kann man bald mit einer Kündigung rechnen.

Was geschieht aber, wenn der Mitarbeitende auf die Commitment-Ebene aufsteigt? Ob und wieso jemand aufsteigt, kann mehrere Ursachen haben. Ein persönlicher Entscheid aufgrund eigener Überzeugung oder eine besonders gute Zusammenarbeit mit einem Kunden oder einer Führungsperson sind nur einige der vielen Beweggründe. Sowohl intrinsische Motivation wie auch externe Gründe können den Anreiz dazu geben, mehr als andere leisten zu wollen. Sobald man sich auf dieser Ebene befindet, nimmt die Relevanz der persönlichen Bedürfnisse ab, ersetzt werden sie durch die Ziele des Unternehmens. Befriedigung erhält der Mitarbeitende aufgrund erfolgreicher Kundengespräche, Vertragsverhandlungen oder abgeschlossener Projekte. Man ist bereit, zusätzlichen Einsatz zu leisten, um ein gutes Produkt zu garantieren. Somit trägt dieser einen grossen Anteil zum Erfolg eines Unternehmens bei. Menschen, welche auf dieser Ebene arbeiten, nutzen die Zufriedenheits-Ebene gerne, um neue Energie zu tanken. Denn ein andauerndes Verharren auf diesem Hochleistungslevel belastet die Psyche und somit später die Gesundheit.

Man muss Menschen mögen und verstehen

Kann man also sagen, dass es für ein Unternehmen immer von Vorteil ist, so viele Mitarbeitende wie möglich auf die Commitment-Ebene zu bringen? Nicht unbedingt. Stellenweise ist ein gewisses Unverständnis zwischen den beiden Ebenen zu beobachten. Mitarbeitende auf der Commitment-Ebene können nur schwer verstehen, wieso solche auf der Zufriedenheits-Ebene nicht die gleiche Motivation oder den gleichen Tatendrang teilen. Umgekehrt ist es für solche auf der Zufriedenheits-Ebene schwierig nachvollziehbar, wieso sie nun zusätzlichen Einsatz zeigen soll, schliesslich dauert der Arbeitstag nur von acht bis fünf. Diese Diskrepanz kann die Kommunikation strapazieren, vor allem wenn man bedenkt, dass es meistens Personen in der Führung sind, welche sich auf der Commitment-Ebene befinden. Es sollte deshalb Wert daraufgelegt werden, ein gesundes Arbeitsklima zu schaffen, das es erlaubt, einen einfachen und offenen Austausch zwischen den beiden zu haben. So kann ein Verständnis für das Verhalten und die Beweggründe zwischen diesen Gruppen entstehen, was förderlich für die erfolgreiche interne Zusammenarbeit ist.

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