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Digitalisierung Immobilien Bau & Immobilien

Zukunft bedeutet auch bei Immobilien «digitalisiert»

15.01.2024
von SMA

Man liest und hört von ihr überall. Sie umgibt uns permanent, beeinflusst Investitionsentscheide und spielt manchmal auch gern das Zünglein an der Waage. Die Rede ist nicht von der Politik (wobei eine gewisse Wechselwirkung nicht zu leugnen ist), sondern von der Nachhaltigkeit. Das Thema Nachhaltigkeit und alle damit verbundenen Unterthemen dominieren seit geraumer Zeit Medien, Vorlesungssäle und Sitzungsräume. Ob international, national oder lokal, ob Konzern oder KMU, Bank, Immobilienunternehmung oder Universität. Jede Schweizer Institution muss sich die folgende Frage stellen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für mich und uns und was kann passieren, wenn wir dieses Thema bewusst ignorieren?

Nachhaltige Nachhaltigkeit?

Natürlich haben wir in den vergangenen Jahren grosse Schritte gemacht. ESG ist heute mehr als nur ein Wurf beliebiger Buchstaben, ESG kommt mit Erwartungen und Anforderungen daher. Unternehmen stellen Nachhaltigkeitsbeauftrage ein, rufen die Position eines «Chief Climate Officer» aus und fangen an, «enkelfähig» zu denken und zu agieren. All diese Bemühungen, um den Erwartungen der nächsten Generation(en) gerecht zu werden. Die damit verbundene Aufbruchsstimmung ist vielerorts spür- und sichtbar! So entstehen etwa in Winterthur und Zug grosse Wohnhochhäuser, welche komplett aus Holz gebaut werden. Neubauprojekte von Immobilieninvestoren aus Zürich, Genf und Basel werden zertifiziert und mit Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet. Auf jeder Konferenzbühne gibt es Panels und Diskussionen zu dem Thema; Unternehmen haben erkannt, was für Vorteile es haben kann, wenn man sich in die Sphäre «Nachhaltigkeit» begibt.

Wer heute bereits daran denkt, wie sich das eigene Unternehmen morgen gegenüber gestern behauptet, agiert weise und gleichzeitig flexibel.

Den Taten noch mehr folgen lassen

Besonders schön ist die Erkenntnis, dass den hehren Worten bereits heute Taten folgen. Dass die gewünschten und geforderten Veränderungen bereits heute für die nächsten Generationen gebaut werden. Wer an Zukunft denkt und Visionen für eine bessere Welt entwirft, der muss zwangsläufig auch an Digitalisierung denken. Das Nehmen von technologischen Hürden zur Transformation der eigenen Unternehmung und unserer ganzen Branche muss passieren, damit heutige Immobilien- und Bauakteure auch noch in 20, 30 Jahren und später existieren. Die Rede ist hier auch von Start-ups, oder PropTechs, welche in der Immobilien- und Baubranche mit neuen Ideen schalten und walten. Wer die «PropTech Map Switzerland» analysiert (Quelle: Proptechnews.ch), der stellt fest, dass die Anzahl PropTechs in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und mit aktuell rund 420 PropTechs (Stand Dezember 2023) auf einem neuen Höchststand angekommen ist. Gleichzeitig dürfen wir immer häufiger von Kollaborationen und Kooperationen berichten, welche das Beste aus der traditionellen sowie der PropTech-Welt kombinieren.

Natürlich ist die ursprüngliche Euphorie etwas verflogen. Und das Thema PropTech ein Stückchen auf dem bürokratischen Boden der Tatsachen angekommen. Doch genau dieser Umstand führt nun dazu, dass wir in das Zeitalter der Produktivität eintreten. PropTechs erbringen zusehends den Beweis, dass sie auch ohne Risikokapital Gewinne erwirtschaften können. Durch strategische Partnerschaften, offene Schnittstellen und einen direkten Datenaustausch werden die häufig spezifischen Lösungen nahtlos in die Leistungsspektren von klassischen Immobiliendienstleistern integriert. So schliesst sich der Kreis zwischen Tradition und Moderne und wir bewegen uns immer schneller hin zum «Digitalen/Digitalisierten Immobiliendienstleister».

Schon morgen ist das Heute gestern

Wer sich nun fragt, ob sie oder er bereits den Anschluss verloren hat und den Koffer packen soll, kann weiterhin ruhig schlafen: Die Immobilienbranche ist im wahrsten Sinne des Wortes «im-mobil». Wo in anderen Branchen und Industrien sogenannte «AirBnb» oder «Uber-Effekte» schon lange eingetreten sind, warten wir in der Immobilienbranche noch auf diese erdbebengleiche Disruption. Doch wenn wir uns an der Vergangenheit orientieren (was übrigens jeder und jedem zu empfehlen ist), dann lernen wir, dass der Wandel wirklich die einzige Konstante im Universum ist. Weder Kodak, Nokia oder Blackberry sind heute in unseren Köpfen noch präsent. Wenn, dann als Anekdote an eine Zeit, in der «alles besser» war. Diese unbedeutend gewordenen Marken stehen symbolisch für Unternehmen, welche sich auf dem Zenit ausgeruht und den zukünftigen Fortschritt unterbunden haben. Natürlich werden wir aller Voraussicht nach auch in 50 Jahren noch in physischen Gebäuden leben, wohnen und arbeiten. Doch die Rahmenbedingungen der gesamten Wirtschaft, wie wir schaffen, kommunizieren, entwickeln und bauen, befinden sich seit geraumer Zeit im Wandel. Und weil wir das auch noch in 50 Jahren tun möchten, gilt es vorauszuschauen und vorauszudenken. Ein weitverbreitetes Sprichwort nennt den besten Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, als den gestrigen Tag. Der zweitbeste Zeitpunkt jedoch, einen Baum zu pflanzen, ist der heutige Tag. So ist das in der Natur und so ist das auch mit der Digitalisierung. Wer heute bereits daran denkt, wie sich das eigene Unternehmen morgen gegenüber gestern behauptet, agiert weise und gleichzeitig flexibel. Denn wer mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit nicht gehen (oder gegangen werden).

Text Lars Sommerer

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