symbolbild rohstoffe in  baubranche
iStockPhoto/simonkr
Nachhaltigkeit Bau & Immobilien

Welche Rohstoffe dominieren die Schweizer Bau- und Immobilienbranche?

15.01.2024
von Cedric Keiser

In der Schweiz wird ständig gebaut. Ein entscheidender Faktor für die Baubranche ist die Verfügbarkeit und Verwendung verschiedener Rohstoffe, die als Grundlage für den Bau und die Gestaltung von Immobilien dienen. Dieser Artikel untersucht, welche Rohstoffe verbaut werden und wie sich der Einsatz der Materialien entwickelt.

In der schweizerischen Bau- und Immobilienbranche werden viele verschiedene Baustoffe verwendet. Einige Rohstoffe lassen sich in der Schweiz abbauen, andere müssen von weit her importiert werden. Mit dem Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit ändern sich die Anforderungen an die Bau- und Immobilienbranche, weshalb vermehrt auf nachhaltige Rohstoffe zurückgegriffen wird.

Beton dominiert als Rohstoff

Eine Studie des Schweizerischen Baumeisterverbands aus dem Jahr 2021 erfasste den Einsatz verschiedener Rohstoffe im Schweizer Baugewerbe bis 2019. Die verbaute Menge an Backsteinen ist in den letzten Jahren leicht zurückgegangen und liegt 2019 bei rund 640 000 Kubikmetern pro Jahr. Mit knapp 1,6 Millionen Kubikmetern wird deutlich mehr Zement verbaut. Der Schweizerische Baumeisterverband weist jedoch darauf hin, dass Zement kaum allein, sondern häufig als Bindemittel für Beton verwendet wird. Um ein Vielfaches höher ist die Verwendung des Baustoffs Beton: Jährlich werden über 15 Millionen Kubikmeter verbaut. Zusammen mit dem Zement ist die Verwendung von Beton in den letzten zehn Jahren kontinuierlich leicht zurückgegangen. Während Backsteine, Zement und Beton hauptsächlich im Inland produziert werden, importiert die Schweiz die Hälfte ihres Stahls aus dem Ausland. Die andere Hälfte der rund 140 000 Kubikmeter Stahl im Jahr 2019 stammt aus dem Schrottrecycling. Holz weist mit rund einer Million Kubikmeter verbautem Material einen leicht positiven Trend auf.

Belastbar und nachhaltig

Dass sich der Rohstoff Holz auch für grössere Gebäude eignet, beweist Implenia mit ihrem Projekt in Winterthur. Auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik soll das mit einer Höhe von 100 Metern höchste Holzhochhaus der Welt entstehen. Das hauptsächlich aus Holz bestehende Gebäude soll Mietwohnungen und ein Hotel beherbergen. Das Tragwerk soll aus Buchenholz bestehen und zeigen, dass Holz auch als stabiler Rohstoff für hochragende Immobilien geeignet ist. Zudem ist Holz ein Rohstoff, der immer wieder nachwächst – im Gegensatz zu anderen Baumaterialien, die immer knapper werden.

Sandknappheit trotz unzähliger Wüsten

Sand ist ein begehrter Rohstoff. Laut WWF werden jährlich rund 50 Milliarden Tonnen benötigt. Weltweit ist Sand nach Süsswasser der am meisten verbrauchte Rohstoff. Zwei Drittel davon landen im Bauwesen. Sand besteht aus zermahlenen Steinen, im Meer zum Teil auch aus Muscheln und Korallen. Das Material wird zur Herstellung von Beton oder zur Aufschüttung von Land benötigt. Nun könnte man meinen, dass es genügend Wüsten auf der Welt gibt, in denen Sand fast unendlich vorhanden ist – doch Wüstensand wird vom Wind rund geschliffen.Die runden Sandkörner bieten aufgrund ihrer abgeschliffenen Form keine ausreichende Haftung und eignen sich daher nicht für die Herstellung von Zement.

Weltweit ist Sand nach Süsswasser der am meisten verbrauchte Rohstoff. Zwei Drittel davon landen im Bauwesen.

Rohstoffarm und doch steinreich

Dass die Schweiz nicht nur rohstoffreich ist, zeigt Lukas Denzler in einer Publikation von espazium, dem Verlag für Baukultur mit Sitz in Zürich. Die Schweiz ist reich an Kies und Sand, die während der Eiszeiten von Gletschern und Flüssen in die Alpen transportiert wurden. Die beiden natürlichen Materialien kommen immer zusammen vor und liegen meist in Schichten übereinander. In den Kieswerken wird das Material gewaschen, gesiebt und nach Grösse getrennt. Kies und Sand werden bei der Herstellung von Beton und Mörtel beigemischt.

Zukunftsperspektiven für Rohstoffe in der Baubranche

Die Zukunft der Rohstoffe in der Bau- und Immobilienbranche in der Schweiz sieht vielversprechend aus, da die Branche bestrebt ist, vermehrt ökologische und nachhaltige Baustoffe einzusetzen, wie zum Beispiel Holz im Bauprojekt von Implenia. Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen und energiesparenden Gebäuden wird zu einem vermehrten Einsatz von ökologischen Baustoffen führen. Innovationen in der Materialwissenschaft werden die Entwicklung neuer Baustoffe vorantreiben, die den ökologischen Fussabdruck reduzieren und so nachhaltiges Bauen ermöglichen.

Nachhaltige Rohstoffe für eine erfolgreiche Energiewende

Mit dem Streben nach Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gewinnen Materialien wie Recyclingbeton, Hanfbeton, Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und andere wiederverwertbare Baustoffe an Bedeutung. Diese Materialien bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern können sich langfristig auch finanziell auszahlen, da sie Kosten senken und gleichzeitig die Umwelt entlasten. Denn die Baubranche hat in Sachen Nachhaltigkeit noch viel zu tun, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in einer Medienmitteilung vom Juni 2023 schreibt: «Bau und Betrieb von Gebäuden und Infrastrukturen sind in der Schweiz für rund 50 Prozent des Rohstoffbedarfs, ein Drittel der CO2-Emissionen und über 80 Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich.» Wenn der Bausektor nachhaltiger werden soll, muss er den Verbrauch nicht erneuerbarer Rohstoffe reduzieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Immobilien-Intelligenz!
Nächster Artikel Zukunft bedeutet auch bei Immobilien «digitalisiert»