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Editorial Schweiz

Glück und Zufriedenheit

29.06.2024
von SMA
Mirjam Voser,Geschäftsführerin Swiss Label

Mirjam Voser
Geschäftsführerin Swiss Label

Qualität ist heute in aller Munde. Sie ist uns nicht nur beim Kauf von Produkten wichtig. In fast allem, was wir tun, spielt das Streben nach herausragender Güte, nach Beständigkeit, eine Rolle. Qualität ist ein Versprechen, eine Auszeichnung für Wertigkeit und Verlässlichkeit. Auch Langlebigkeit ist ein guter Indikator für Qualität. Dumm nur, dass sich diese – der Name sagt es bereits – erst im Laufe der Zeit zeigt. Über schlechte Qualität kann man sich richtig ärgern. Und trotzdem kaufen viele Menschen heute haufenweise billigen Kram, welcher nach kurzem Gebrauch entweder kaputt ist – oder an dem der Käufer das Interesse sehr rasch wieder verloren hat. Es werden, gerade im Onlinehandel aus Fernost, Berge von Wegwerfmode und Spassartikeln gekauft, wertlosem Ramsch mit kurzer Halbwertszeit – um ihn schon sehr bald wieder loszuwerden. Diese gesellschaftliche Erscheinung irritiert mich zunehmend. Denn mir ist klar: Leben im verschwenderischen Überfluss macht nicht glücklich. Im Gegenteil: Es macht uns unzufrieden und weckt in uns Bedürfnisse, die eigentlich gar nicht die unseren sind.

Dass gleichzeitig hochwertige Manufakturen und auserlesene Produkte wieder einen Aufschwung erleben, finde ich grossartig. Man könnte sogar meinen, Qualität sei uns – oder sagen wir besser: manchen von uns – heute wichtiger denn je. Wir begreifen sie immer öfter als Heilmittel gegen die schiere Quantität. Uns interessiert, was hinter einem Produkt steckt, seine Herkunft, seine Geschichte und die seiner Schöpferin oder seines Schöpfers. Wir wollen uns das Herzblut des Tischlers, die Hingabe des Winzers und die Begeisterung des Tüftlers zu eigen machen. Wir wollen wissen – speziell in der Nahrungsmittelindustrie – woher unsere Lebensmittel kommen, wie und unter welchen Bedingungen sie angepflanzt, gehegt und gepflegt werden, welche Inhaltsstoffe in einem Produkt stecken etc. Bei Kleidern wollen wir wissen, zu welchen Bedingungen sie hergestellt worden sind, und wie die Näher:innen entlöhnt werden. Wir wollen sicher gehen, dass es sich nicht um Kinderarbeit handelt, und es interessiert viele, ob die Produktionsbedingungen ökologisch, sozial – und ja. Auch ökonomisch – vertretbar sind. Kurz und gut: Praktisch alles in unserem Leben soll nachhaltig sein – bis hin zu unserer Lebensqualität, die wiederum untrennbar mit qualitativ guten Produkten verbunden ist.

Unsere Ansprüche und Erwartungen haben sich geändert. Wir beziehen ethische und ökologische Faktoren mit ein, wenn wir die Qualität eines Produkts bewerten. Und, ganz wichtig: Jedes Produkt soll klar gekennzeichnet sein, Herkunft und Inhaltsstoffe müssen deklariert und mit einem Qualitätslabel oder Gütesiegel versehen sein. Dies ist die Qualitätskultur der 21. Jahrhunderts. Sie steht in krassem Gegensatz zu all dem meist wertlosen Tand, der uns neuerdings auf allen Kanälen angedreht wird.

Sprechen wir über die Qualität der Dinge, so sprechen wir auch über den Wert der Produkte. Egal welche Art von Dingen – ich frage mich immer wieder: Wie hoch ist ihr Wert tatsächlich; und wer bestimmt eigentlich darüber? Als Mutter ist mir klar: Ausmisten ist für Kinder (noch) kein Thema – sie denken einzig ans Sammeln. Die Spielecke meines kleinen Sohnes ist voll mit allerlei Krimskrams, und er erzählt mir mit glänzenden Augen über jedes einzelne Ding eine Geschichte – faszinierend. Für ihn sind Knetekrümmel potenziell auch Fische, ein Fetzen Papier ein Schmetterling. In seiner Welt steckt in jedem Ding ein ganzer Kosmos und ist viel wert. Deshalb gilt auch für Erwachsene: An Dinge geknüpfte Erinnerungen und Beziehungsgeflechte schaffen einen Wert. Material, Arbeitszeit und Kreativität beleben Objekte, und machen letztlich deren Wert aus. Und damit auch den Preis.

Ich selbst mag hochwertige Produkte, in welchen viel Liebe zum Detail steckt, eine grosse Portion Innovation, Leidenschaft und das Fingerspitzengefühl jener Menschen, die sie geschaffen haben. Produkte, die dank ihrer sorgfältigen und ausgeklügelten Herstellung scheinbar für die Ewigkeit gemacht sind. Ich habe mir vorgenommen, in nachhaltige und hochwertige Produkte zu investieren, an denen ich über eine lange Zeit erfreuen kann. Diese Haltung lohnt sich nicht bloss ökologisch und ökonomisch. Sie steht auch für Glück und Zufriedenheit – mit sich und der Welt. Und das ist in Zeiten wie den unsrigen doch schon sehr viel.

Text Mirjam Voser, Geschäftsführerin Swiss Label

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