Die Zukunft der Lieferketten: Technologie, Kompetenzen und Nachhaltigkeit im Fokus
Die Relevanz von Lieferketten ist in den vergangenen Jahren durch globale Krisen zunehmend in das Bewusstsein gerückt. Von der Covid-19-Pandemie über die Chip-Krise bis hin zu Havarien von Frachtschiffen, Umweltkatastrophen und geopolitischen Konflikten – jede dieser Herausforderungen hat uns die Verletzlichkeit und zentrale Bedeutung der globalen Lieferketten vor Augen geführt. Störungen in Lieferketten haben weltweite Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Unternehmen sind damit zunehmend gefordert, ihre Strukturen und Prozesse widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten, um nicht nur den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, sondern auch langfristig erfolgreich zu sein.
Digitalisierung und neue Technologien: Effizienz und Resilienz steigern
Die Digitalisierung, insbesondere der Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI), bietet enormes Potenzial, um Lieferketten sowohl robuster als auch effizienter zu gestalten. KI ermöglicht es, grosse Datenmengen in Echtzeit zu analysieren und frühzeitig Risiken zu identifizieren und Entscheidungsunterstützung zu bieten. Automatisierte Systeme wie autonome Transportsysteme und Roboter in der Lagerlogistik tragen nicht nur zur Effizienzsteigerung bei – sondern sind auch essenziell, um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Allerdings erfordert diese technologische Transformation Investitionen in Infrastruktur und Know-how. Unternehmen müssen passende Lösungen identifizieren, bereit sein, neue Technologien zu implementieren und ihre Mitarbeitenden entsprechend befähigen.
Kompetenzen: Der Schlüssel zur Transformation
Die Zukunft der Lieferketten ist damit untrennbar mit der Verfügbarkeit und Qualifikation der Arbeitskräfte verbunden. Digitalisierung und Automatisierung erfordern Fachkräfte, die sowohl technisches als auch betriebswirtschaftliches Verständnis mitbringen. Es ist von zentraler Bedeutung, dass Bildungseinrichtungen und Unternehmen eng zusammenarbeiten, um die nächste Generation von Arbeitskräften entsprechend vorzubereiten. Gleichzeitig müssen bestehende Mitarbeitende für den technologischen Wandel kontinuierlich weitergebildet werden. Die Schweiz kann hierbei auf ein breites und attraktives Aus- und Weiterbildungsangebot zurückgreifen, das die unterschiedlichsten Stufen und Karrierepfade abdeckt: vom Berufseinstieg in der Logistik bis hin zum Topkader im Supply Chain Management. Die im Jahr 2021 gegründete Fördervereinigung «Swiss Supply» liefert hierzu einen umfassenden Überblick und bringt insgesamt 31 Schweizer Verbände, Institutionen und Dach-Organisationen zusammen, um die «Supply-, Logistik- & Transportszene» im Bereich Bildung und Imageförderung zu stärken. Auch für Quereinsteiger bietet die Branche vielseitige und zukunftssichere Berufe.
Die Intensivierung der Zusammenarbeit entlang der Lieferkette und Etablierung strategischer Partnerschaften werden immer essenzieller.
Nachhaltigkeit: Lieferketten als Hebel zur Klimaneutralität
Wir haben uns in der Schweiz das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein und dies im Klimagesetz verankert – ein Vorhaben, das nur durch tiefgreifende Veränderungen in unseren Lieferketten erreicht werden kann. Unternehmen sind gefordert, ihre Lieferketten so zu gestalten, dass Ressourcen verantwortungsvoll genutzt, CO₂-Emissionen bei sich und in den Vorstufen reduziert und soziale Standards eingehalten werden. Unternehmen, die auf nachhaltige Praktiken setzen, profitieren nicht nur von einem besseren Image bei Kunden oder auf dem umkämpften Arbeitsmarkt, sondern auch durch ein besseres Verständnis für Prozesse und Abhängigkeiten in Lieferketten, durch Ressourceneinsparungen und neuen Geschäftsmöglichkeiten. Die Intensivierung der Zusammenarbeit entlang der Lieferkette und Etablierung strategischer Partnerschaften werden immer essenzieller.
Ausblick: Fachkräfte, Technologie und Nachhaltigkeit vereinen
In einer globalen und vernetzten Welt bleibt die Lieferkette nicht nur ein operatives Rückgrat, sondern bildet den strategischen Hebel unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Die Herausforderungen und Chancen globaler Lieferketten erfordern damit eine ganzheitliche Betrachtung: Organisationen, die es schaffen, Technologie, Fachkräfteentwicklung und Nachhaltigkeit zu vereinen, werden für die Zukunft gut aufgestellt sein.
Text Prof. Dr. Jörg Grimm
Zur Person
Jörg Grimm ist Professor für Supply Chain Management an der Berner Fachhochschule und Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen sowie Gründer der Start-up-Initiative «Swiss SupplyChainTech». Er verfügt über langjährige Beratungs- und Industrieerfahrung in der Logistik-, Automobil- und Öl- & Gas-Industrie. Seine Forschungs- und Beratungsschwerpunkte liegen in der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungsnetzwerke und Innovationen in der und für die Supply Chain.
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