Die Liebe ist ein wunderschönes Phänomen, das jedem Menschen auf eine vielfältige Weise im Leben begegnet. Im Gespräch teilen fünf über 50-jährige Frauen mit unterschiedlichen Hintergründen ihre Eindrücke und Weisheiten über die Liebe.
Was ist Liebe?
«Liebe ist Loyalität, Engagement, Vertrauen und Respekt füreinander. In der Liebe geht es um Geben und Nehmen und darum, sich gegenseitig glücklich zu machen. Wenn man sich mit dieser Person wohlfühlt und Gefühle mit ihr teilen kann, ohne sich verurteilt zu fühlen. In der Liebe geht es nicht nur um Intimität, sondern auch um kleine Sachen wie Händchenhalten oder etwas Bestimmtes zu sagen.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«Für mich ist Liebe ein intensives Gefühl für jemanden. Liebe hat mit Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Glauben zu tun. Es ist etwas Wunderschönes – wenn man den richtigen Partner hat, wird man bis zum Ende glücklich leben. Aber die Liebe muss bedingungslos sein, denn man kann sie nicht erzwingen»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Für mich bedeutet Liebe, sich in einer Beziehung wohl und aufgehoben zu fühlen, die Möglichkeit, so zu sein, wie man ist und sich in all seinen Facetten zu zeigen und fallen zu lassen. Zudem denke ich, dass Liebe ein Gefühl ist, das zum Menschen gehört und zur Zufriedenheit im Leben beiträgt.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
Liebe ist Loyalität, Engagement, Vertrauen und Respekt füreinander. In der Liebe geht es um Geben und Nehmen und darum, sich gegenseitig glücklich zu machen.
«Liebe bedeutet für mich, dass man mit einem Menschen zusammen ist, bei dem man sich selbst sein darf und sich gegenseitig respektiert.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
«Liebe ist, wenn man immer an eine Person denkt, ohne zu wissen, warum. Ich war noch sehr jung und jedes Mal, wenn ich an ihn dachte, kam mir sein Gesicht in den Sinn. Damals wusste ich nichts über die Liebe, denn ich war erst ungefähr zwölf Jahre alt.»
–Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?
«Nein, ich finde, die Liebe wächst, wenn man einen Menschen kennenlernt. Ich glaube daran, dass man sich vielleicht angezogen fühlt – Attraktion auf den ersten Blick. Man muss sich zu dieser Person hingezogen fühlen, um sie kennen lernen zu wollen, aber das sind zwei verschiedene Dinge: Attraktion und Liebe. Ich glaube, dass Liebe tiefer geht. Es sind die kleinen Dinge, die man füreinander tut und die man schätzt, die einen dazu bringen, zu lieben.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«Ich kann nicht von Liebe sprechen, sondern eher von Attraktion auf den ersten Blick. Die Liebe kann sich erst später entwickeln.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Nein, weil das nur die optische Seite der Liebe darstellt. Der Charakter des Gegenübers kommt oft erst beim zweiten Blick zum Vorschein und trägt sehr viel mehr zum Gelingen einer Beziehung bei. Oftmals braucht es einen zweiten Schritt, um jemanden wirklich kennenzulernen. Der Wow-Effekt, die Schmetterlinge im Bauch, das kann ein Anfang sein, aber reicht bestimmt nicht für eine tragende Beziehung, dazu muss man das Gegenüber richtig sehen können.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Ja, das gibt es sicher. Eine Grundsympathie – die Aura, die einen Menschen umgibt. Es ist etwas da, was vielleicht am Anfang nicht als Liebe erkannt wird.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
Ich glaube, alle suchen nach Liebe, das war schon immer so.
«Ja, sehr sogar. Denn in dem Moment, als ich zwölf Jahre alt war und meinen Mann sah, gab es ein besonderes Gefühl, das ich für keinen anderen Menschen empfunden hatte. Ich wusste es damals nicht, aber ich glaube, es war Liebe auf den ersten Blick. Und so war es auch bei ihm, wie er mir später sagte. Es war etwas, das tief aus dem Herzen kam. Wir liebten uns wirklich von Kindheit an. Es war eine sehr, sehr enge Beziehung.»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Wie wussten Sie, dass Sie verliebt sind?
«Ich wusste, dass ich verliebt war, als mir diese Person die Aufmerksamkeit schenkte, die ganze Zeit mit mir zusammen sein wollte, als er für mich da war, mir die physische und emotionale Unterstützung gab, die ich brauchte und mir immer den Rücken stärkte. Und es geht nicht um oberflächliche, sondern um tiefere Sachen. Das ist, was ich an meinem Mann am meisten liebe. Er ist immer für mich da, egal was passiert.»
–Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«Ich merkte, dass ich verliebt war, als ich anfing, die Schmetterlinge in meinem Bauch zu spüren, als mein damaliger Partner sich die Mühe machte, mich jeden Tag anzurufen. Ich habe mich so geliebt gefühlt, als er mit mir zusammen sein wollte und immer nach mir und meinen Gefühlen gefragt hat. Da dachte ich: ‹Das ist Liebe.›»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Wenn man sich als junge Menschen kennenlernt, sagt man schnell ‹ich bin verliebt› und das ist sicher im Moment auch richtig. Ob sich dieses Gefühl verliebt zu sein in Liebe verwandelt, weiss man aber nicht. Ich kann daher keinen bestimmten Zeitpunkt oder ein Ereignis nennen. Ich glaube aber, dass verliebt sein nur durch einen steten Prozess zur Liebe wird.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Ich habe es zuerst nicht gewusst. Ich wollte es nicht wahrhaben. Aber relativ schnell kommt der Moment, wo man denkt, da ist mehr als nur Sympathie. Ich denke, es ist eine Entwicklung.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
«Immer wenn Leute kamen, um bei meiner Mutter um meine Hand anzuhalten, kam mir das Gesicht meines Mannes in den Sinn. Ich fragte meine Schwester weshalb, und sie sagte: ‹Weil du verliebt bist.› So erfuhr ich, dass ich verliebt war. Ich wusste es nicht, aber ich dachte immer wieder: ‹Warum kommt mir sein Gesicht in den Sinn?›»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Hat sich Ihre Einstellung zur Liebe im Laufe der Jahre verändert?
«Ich bin seit 26 Jahren verheiratet und ich glaube, die Liebe hat sich für mich im Laufe der Zeit verändert. Ich habe ein tieferes Verständnis dafür. Am Anfang war es vielleicht die Tatsache, dass mein Mann da war und ich wusste, dass er seine Familie liebt, dass er alles für uns, für seine Familie tut. Wir hatten immer viel zu tun. Er kam nach Hause, als die Kinder klein waren, und wir spielten mit den Kindern und brachten sie dann ins Bett. Jetzt ist es anders. Jetzt sind wir und die Kinder älter und wir verbringen mehr Zeit zu zweit. Wir reden nicht nur über die Familie, sondern auch über andere Dinge. Und er ist eine Person, mit der mir nicht langweilig wird. Wir haben immer etwas zu besprechen.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
Ich wusste es damals nicht, aber ich glaube, es war Liebe auf den ersten Blick.
«Ja, als ich verletzt wurde. Man kann einen Menschen mit Herz und Seele lieben, aber wenn man betrogen wird, wenn es keine Ehrlichkeit oder keinen Respekt gibt, ist es sehr schmerzhaft. Aus Liebe kann Hass werden, aber ich versuche, keinen Hass oder Groll in meiner Seele zu hegen. Ich wurde viele Male verletzt, aber ich begann zu begreifen, dass man ohne Vergebung, selbst wenn man so verletzt wurde, keinen Frieden haben kann.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Ja, ich glaube, am Anfang ist es unbedarfte Verliebtheit. Mit 20 macht man sich nicht die Gedanken: ‹Wie sieht meine Zukunft aus? Möchte ich mit diesem Menschen alt werden?› Zumindest habe ich mir diese Gedanken nicht gemacht. Unsere Beziehung hat sich entwickelt und an Tiefe gewonnen, beruflich haben wir harmoniert und wir waren uns in grundlegenden Fragen des Zusammenlebens einig. So hat sich aus einer anfänglichen Verliebtheit auf der physischen Ebene nach und nach eine tiefe emotionale Verbindung entwickelt.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Weil ich schon zum zweiten Mal verheiratet bin, weiss ich heute, dass wenn ich etwas gebe, sollte auch etwas zurückkommen. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist es nicht Liebe. Ich gebe heute in meiner jetzigen Beziehung, was ich schon immer gegeben habe und es kommt viel mehr zurück, als ich jemals erwartet habe.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
Ich habe es zuerst nicht gewusst. Ich wollte es nicht wahrhaben. Aber relativ schnell kommt der Moment, wo man denkt, da ist mehr als nur Sympathie
«Nein, in dem Moment, als wir ein Paar wurden, fühlte es sich so an, als wäre ich schon mein ganzes Leben mit ihm zusammen gewesen. Bevor wir verlobt waren, fühlte ich die Schmetterlinge, aber mit der Zeit waren wir so aneinander gewöhnt, dass das Leben ohne ihn nicht mehr normal war. Am Anfang waren es mehr Schmetterlinge, aber es entwickelte sich zu etwas Emotionalem.»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Finden Sie, dass sich die Liebe generell in der Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert hat? Und wenn ja, wie?
«Ich glaube, alle suchen nach Liebe, das war schon immer so. Ich habe aber das Gefühl, dass Menschen nicht geduldig genug sind, dass sie denken, wenn etwas nicht funktioniert, beenden sie die Beziehung. Man muss einfach einen Schritt zurückgehen. Wenn man jung ist, sieht man die Liebe ganz anders, als wenn man älter ist. Im Allgemeinen denke ich, egal ob jung oder alt, man muss der Liebe einfach Zeit geben – nicht aufgeben und geduldig sein. Und wenn man will, ist es wichtig, Wege zu finden, diese Liebe wieder in das eigene Leben zu bringen.
Leider gibt es lieblose Ehen und Beziehungen, in denen die Menschen nur zusammen sind, weil sie nicht allein sein wollen. Ich habe das Glück, in einer liebevollen Beziehung zu sein, aber ich kann mir nur vorstellen, wie bedeutungslos eine Beziehung wäre, wenn man die andere Person nicht lieben würde.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«Auf jeden Fall. Die Menschen sind egoistisch und gierig geworden. Sie kümmern sich nicht um die Gefühle anderer. Heute haben die Menschen diese bedingungslose Liebe nicht in sich.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Ich glaube schon. Von der Beobachtung her hat es bei den jüngeren Generationen ein wenig an Verbindlichkeit verloren. Ich finde, dass die Liebe etwas ist, das wahnsinnig viel mit Verbindlichkeit zu tun hat. Sich auf den anderen verlassen zu können, zu wissen, dass man füreinander da ist, scheint mir wichtig. Dass man an einer Beziehung arbeiten muss und eine verbindliche Beziehung auch Kompromissen von beiden Seiten braucht, scheint mir in der jüngeren Generation etwas verloren gegangen zu sein.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Das Leben verändert sich, Situationen verändern sich. Wenn man liebt, ist das ein Geschenk. Und wenn man geliebt wird, ist das ein doppeltes Geschenk. Die Liebe ist nicht gegeben. Dem muss man immer Sorge tragen. Immer wieder taucht ein Problem auf, dafür muss man immer Lösungen finden und mit dem Partner darüber sprechen.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
«Ja, denn früher musste man jemanden wirklich lieben, um ihn oder sie zu heiraten. Oder man wurde gezwungen, jemanden zu heiraten. Aber die Menschen sind unabhängiger geworden und haben eine grössere Chance, die richtige Person zu wählen. Ich habe das Gefühl, dass die Liebe früher viel tiefer war als heute. Früher hiess es: er/sie oder keiner. Bei mir war es der Fall, sowie bei meinem Mann. Er hat mir gesagt: ‹Ich werde nur dich heiraten und sonst niemanden.›»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Was haben Sie in Ihrem Leben über die Liebe gelernt?
«Die Liebe hat verschiedene Formen und Grössen. Die Liebe zu deinem oder deiner Partner:in, die Liebe zu deinen Eltern, die Liebe zu deinen Kindern, die Liebe zu deinen Freund:innen, die Liebe zu deiner Arbeit etc. – all diese haben eine andere Bedeutung. Jede Beziehung, die du in deinem Leben hast, hat eine andere Art von Liebe, die gepflegt werden muss.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
Früher hiess es: er/sie oder keiner. Bei mir war es der Fall, sowie bei meinem Mann. Er hat mir gesagt: ‹Ich werde nur dich heiraten und sonst niemanden.
«Ich habe gelernt, dass Liebe mit Akzeptanz, Geduld und tiefem Einfühlungsvermögen zu tun hat. Wenn ich verliebt bin, gebe ich mein Herz und meine Seele an die andere Person. Aber wenn ich von der Person, die ich liebe, verletzt werde, wird mir klar, dass ich mich bis zu einem gewissen Grad hätte zurückhalten sollen. Wenn man verliebt ist, ist man emotional und mental nicht darauf vorbereitet, verletzt zu werden. Deshalb glaube ich, dass man erst lernen muss, sich selbst zu lieben, bevor man sich einem anderen Menschen hingibt.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Ich habe gelernt, dass die Liebe etwas ist, an dem man stetig arbeiten muss und sie nicht einfach gegeben ist. Aber genau, weil sie sich stets wandelt und unterschiedliche Formen annimmt, ist und bleibt sie spannend. Sie kann manchmal in einem Blick enthalten sein, ein simpler Händedruck, eine Aussage oder ein kleiner Gefühlsmoment. Sie hat ganz viele Facetten. Wenn das Gegenüber mit einem gedanklich mitgeht und man sich füreinander interessiert, bleibt die Liebe wach.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Ich habe über die Liebe gelernt, dass nicht alle Menschen das Glück haben und jemanden finden, den/die sie wirklich lieben können. Aber was bedeutet Liebe? Man kann auch Liebe zu einem Tier haben oder zur Natur, zu einem Hobby, zu Büchern oder man kann auch die Liebe zum Leben haben. Und nicht alle Menschen brauchen das Gleiche. Es gibt bestimmt für alle nicht nur eine Person, die zu einem passt. Aber manchmal gibt es Menschen, die das nicht finden und auf einem anderen Weg ihr Glück finden. Es gibt so viele Dinge, die man lieben kann. Das Schönste bleibt aber die Liebe zu einem anderen Menschen.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
«Immer wieder gibt es kleine Streitereien oder Meinungsverschiedenheiten mit dem/der Partner:in – es ist unmöglich sie nicht zu haben – aber wenn man sich liebt, ist alles sehr schnell gelöst und bleibt nicht im Herzen. Wenn man einen Menschen nicht liebt, kann man den Moment vielleicht wiedergutmachen, aber der Groll bleibt für immer im Herzen.»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Gibt es etwas, dass Sie gerne über die Liebe gewusst hätten, bevor Sie sich verliebt haben? Wenn ja, was?
«Ja, ich hätte gerne gewusst, dass man an der Liebe arbeiten muss, dass sie nicht nur schwarz und weiss ist. Die Liebe ist nicht etwas Gegebenes. Es ist wichtig zu wissen, dass man an der Liebe arbeiten muss, um sie zu erhalten. Love is beautiful!»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«Wenn ich das Rad der Zeit zurückdrehen könnte, würde ich gerne mehr Verständnis aufbringen, mehr Geduld haben und mehr tolerieren und die Person besser verstehen. Ich glaube, wenn ich das verstanden und getan hätte, hätte meine Ehe bis heute gehalten. Aber in diesem Alter wusste ich das nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich lieber die Beziehung beenden möchte. In dieser Generation neigen die Menschen dazu, aufzugeben und nicht um die Beziehung zu kämpfen, vor allem bei unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Wir können nicht erwarten, dass sich die Menschen an die jeweils andere Kultur anpassen – wir müssen uns auch an ihre Kultur anpassen. Und wenn Probleme auftauchen, muss man den Stolz ablegen und sich entschuldigen. Man verliert nichts dabei.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Ich weiss nicht, ob man das überhaupt muss. Denn das Eintauchen in das Leben und das Entdecken der Liebe ist das Spannendste was es gibt. Vielleicht wäre es dennoch hilfreich gewesen zu wissen, dass die Liebe ausgesprochen vielfältig ist und es die Liebe nicht gibt.» – Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Nicht zu verzweifeln, wenn der oder die nicht gerade erscheint, wenn man es sich wünscht. Er oder sie kommt. Alles ist in der Schublade des Lebens parat.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
Die Liebe kann manchmal in einem Blick enthalten sein, ein simpler Händedruck, eine Aussage oder ein kleiner Gefühlsmoment.
„Nicht wirklich, denn zu dieser Zeit waren Mädchen nicht sehr oft mit Jungs in Kontakt. Als ich zwölf Jahre alt war – in diesem Alter lernte ich meinen Mann kennen – hatte ich noch nie wirklich mit einem Jungen gesprochen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich mich verliebt hatte. Deshalb wusste ich auch nicht, was ich von der Liebe wollte. Ich hätte nie gedacht, dass sich ein 12-jähriges Mädchen verlieben kann. Ich habe meine Liebe zur richtigen Zeit getroffen und bereue überhaupt nicht, dass ich mehr über die Liebe hätte wissen sollen.»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Denken Sie, dass es schwierig oder möglich ist, noch nach dem 50. Lebensjahr die Liebe zu finden?
«Warum nicht? Man lebt nur einmal, und wenn man schon einmal eine Beziehung hatte und es nicht funktioniert hat, kann man auch nach 50 noch Liebe finden. Aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit sollte man in diesem Alter einige klare Vorstellungen davon haben, was man von einer Person oder einer Beziehung will und was nicht.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«Liebe hat keine Altersgrenze. Nichts ist unmöglich, wenn wir unseren Verstand, unser Herz und unsere Seele dafür einsetzen. Aber wir sind in einem Alter, in dem es uns sehr schwer fällt, Kompromisse einzugehen, weil wir schon einen Teil unseres Lebens gelebt haben. Trotzdem hat jeder Mensch ein Recht auf wahre Liebe und verdient es, geliebt zu werden. Ausserdem finde ich, dass körperliche Intimität in diesem Alter nicht mehr so wichtig ist, wie eine:n Begleiter:in zu haben – jemand, der deine Existenz zu schätzen weiss, der jeden Moment des Lebens mit dir zusammen geniesst, der dich so liebt, wie du bist, und mit dem du bis zum Ende zusammen alt wirst.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Ich glaube nicht, dass es schwierig ist. Man muss einfach den Akzent dort setzen, wo man ihn möchte. Man kann sich auch mit 100 Jahren noch verlieben. Wenn ältere Menschen händchenhaltend auf dem Bänkchen sitzen, sie sich neu kennengelernt haben und dies für sie Liebe bedeutet, ist dies wunderbar. Vielleicht bedeutet Liebe dann nur, dass man miteinander spazieren geht, die Landschaft geniesst und sich am Selben erfreut.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Man kann die Liebe in jeder Lebenslage finden – ich glaube es, ich weiss es, ich sehe es, ich erlebe es. In unserer Beziehung haben wir auch ein riesiges Glück. Als wir uns kennenlernten war ich 41 Jahre alt und mein Mann 62. Er sagte mir einen wichtigen Satz: ‹Höre einmal in deinem Leben nicht auf deinen Kopf, sondern auf dein Herz.›»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
«Natürlich, ich habe Menschen über 60 gesehen, die den richtigen Menschen in ihrem Alter getroffen haben, geheiratet haben, zusammenleben und sehr glücklich sind.»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Welche Weisheit über die Liebe möchten Sie gerne mit jüngeren Menschen teilen?
«Ich finde es wichtig, dass junge Menschen wissen, dass wenn man eine langfristige Beziehung möchte, man geduldig miteinander sein muss. Verständnis und Kommunikation sind sehr wichtig in der Liebe. Die Liebe sollte nicht oberflächlich sein, sondern muss viel tiefer sein.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«Kommunikation, Toleranz, Geduld, Verständnis, Aufgeschlossenheit und Kompromissfähigkeit sind sehr wichtig in einer Beziehung. Ich finde, dass im Vergleich zu älteren Generationen die heutige Generation weniger Geduld und Toleranz aufbringt und sie schneller nach kleinen Konflikten getrennte Wege geht. Wenn etwas kaputt ist, sollten wir lernen, es zu reparieren, statt es wegzuwerfen.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Die Liebe ist nicht etwas Statisches, sondern etwas, das sich stetig weiterentwickelt und andere Formen annimmt. Nicht nur das Optische ist wichtig. Die gemeinsamen Erlebnisse, der Austausch über Gedanken und Gefühle, vom Liebsten ernstgenommen zu werden und alles teilen zu können, was einen bewegt. Das sind die tragenden Säulen einer Liebesbeziehung.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Das Zitat von Hermann Hesse: ‹Den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe. Das heisst: Je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird unser Leben.› Es ist wirklich schön, wenn man lieben darf und wenn man geliebt wird. Die Liebe sollte aber stets gepflegt werden.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
«Bevor sich Menschen ernsthaft aufeinander einlassen, sollten sie sich bemühen, Unterhaltungen zu führen und zusammen spazieren zu gehen, um die Person sowie die Persönlichkeit des Gegenübers kennenzulernen. Man muss sich die Frage stellen: ‹Kann ich mit dieser Person mein ganzes Leben lang zusammenleben oder sind unsere Vorlieben zu verschieden?›»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Welche Weisheit über die Liebe möchten Sie gerne mit über 50-jährigen Menschen teilen?
«Gebt die Liebe nicht auf! Damit die Liebe bestehen bleibt, muss man jeden Tag daran arbeiten, sei es durch eine Umarmung, einen Kuss auf die Wange oder indem man einfach etwas Nettes zu der Person sagt. Es ist wichtig, der anderen Person ein Gefühl der Sicherheit zu geben, indem man ihr zur Seite steht, egal was passiert. Geben Sie Ihrer geliebten Person, das Gefühl, in Ihrem Leben wichtig zu sein.»
– Schuldirektorin, 51, verheiratet seit 26 Jahren
«In diesem Alter sollte man nicht mehr nach der perfekten Person suchen, sondern lernen, die unvollkommene Person perfekt zu sehen. Wir können Liebe haben, wenn wir wollen – dafür muss man verständnisvoll und ehrlich sein. Man muss an die Liebe glauben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wenn es in diesem Leben nicht für einen bestimmt ist, dann kann es im nächsten Leben sein.»
– Künstlerin und Make-up-Artistin, 53, single
«Beim Beobachten von älteren Menschen, habe ich grundsätzlich das Gefühl, dass Zufriedenheit und Freude am Leben wichtig sind. Gemeinsame Ziele zu haben und an diesen zu arbeiten, befruchtet eine Beziehung und hält sie lebendig.»
– Schulleiterin, 58, verheiratet seit 27 Jahren, liiert seit 40 Jahren
«Wie schön ist es, wenn man schon länger gelebt hat und mehr über das Leben weiss? Man ist weiser und die Liebe umso schöner. Was mir auffällt ist, dass Menschen, die ein wenig älter sind, mehr Kompromisse eingehen. Ich kann auch allein etwas Schönes erleben, aber es ist doppelt so schön, wenn man es zusammen teilen kann.»
– Kosmetikerin, 64, verheiratet seit 23 Jahren
«Man kann die Liebe ab 50 finden, wenn beide Menschen auf der gleichen Wellenlänge sind. Menschen, die verheiratet sind, sollten sich um ihre:n Partner:in kümmern. In diesem Alter ist es sehr schön, denn dann braucht man einander mehr, als wenn man jünger ist und sich um die Kinder kümmert.»
– Rentnerin, 88, verwitwet nach 53 Jahren Ehe
Interview Marina S. Haq
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