Erprobte Tipps und Tricks für eine bessere Work-Life-Balance
Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünschen sich wohl alle. Trotz Fortschritten ist das in den heutigen Rahmenbedingungen immer noch einfacher gesagt als getan. Starre Pläne, die Work-Life-Balance zu verbessern, müssen nicht sein. Eine Übersicht, wie man für die eigene Familie einen guten Weg findet.
Ein Patentrezept für die Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf gibt es nicht. Zum Glück! Denn Familien sind so unterschiedlich wie die Persönlichkeiten der Eltern und ihrer Kinder. Statt eines starren Vorgehens lohnt sich eine Selbstanalyse. Auf dieser Grundlage kann man den Nutzen unzähliger Optionen besser einschätzen und eine erreichbare Vision für die Zukunft definieren. Die folgenden fünf Schritte zeigen Wege auf, wie man mehr Ausgewogenheit ins Familienleben bringt.
Struktur
Ein erster wichtiger Punkt sind passende Strukturen. Die Wohnsituation, Kinderbetreuung und Arbeitssituation können eine gute Work-Life-Balance fördern oder verhindern.
Wohnsituation: Spezifische Bestandteile der Wohnsituation, die es zu beurteilen gilt, sind der Arbeitsweg, der Betreuungsort der Kinder, die Anbindung an den ÖV, Einkaufsmöglichkeiten und Nachbarn. Die Wohnsituation kann nicht immer schnell und einfach optimiert werden. Wenn aber ein Umzug nicht zu verwirklichen ist, kann bereits ein Umstellen oder eine Umnutzung gewisser Räume eine Entlastung bringen.
Die Wohnsituation lässt sich aber auch mit simplen Tricks verbessern. Oberste Priorität, um Stressherde zu reduzieren, hat die Verhinderung von Gefahren. Eine Möglichkeit besteht darin, mindestens einen Raum so einzurichten, dass sich das Kind unbeaufsichtigt aufhalten kann. Dazu gehört, dass sich Kinder nicht an spitzen Kanten verletzen können und sichere Spielsachen selbstständig erreichbar organisiert sind. Auch andernorts erleichtert eine gute Organisation den Alltag. Wenn jedes Ding seinen Platz hat, erübrigt sich langes Suchen.
Betreuungsstrukturen: Auch bei den möglichen Betreuungsmöglichkeiten lohnt sich der langfristige Blick. Kindertagesstätten, Tagesfamilien oder die Betreuung zu Hause durch Nannys, Familienmitgliedern und Bekannte haben ihre Vor- und Nachteile. Die Qualifikationen des Betreuungspersonals, Unterbrüche durch Ferien oder Alternativen bei Krankheit von Betreuer:innen oder Kindern sollten in die Wahl des Angebots miteinbezogen werden.
Arbeitsplatz: Um die Arbeitsplatzstruktur zu optimieren, muss diese erst verstanden werden. Neben dem Punkt des Arbeitsweges und der verfügbaren Transportmittel kann man sich auch folgende Fragen stellen: Welche Möglichkeiten zu flexiblen Arbeitszeiten, Jobsharing, Betreuungsunterstützung oder Homeoffice bestehen? Welche Erwartungen bestehen vonseiten des Arbeitgebers bezüglich Abendsitzungen und kurzfristiger Termine? Findet man nicht alle nötigen Informationen, ist ein klärendes Gespräch der nächste Schritt. Während eines solchen Austauschs lassen sich gleichzeitig auch Möglichkeiten zur Förderung der Vereinbarkeit ausloten.
Planung
Stress und Mühe kann man vor allem durch eine gute Planung und geklärte Verantwortlichkeiten verhindern. Ein Jahresplan mit Feriendaten, Geburtstagen und sich wiederholenden Aufgaben wie Steuern, Krankenkasse und Geschenkbesorgungen erleichtern die Zusammenarbeit. Monatlich wiederkehrende Angelegenheiten, beispielsweise Rechnungen oder Putzeinheiten, lassen sich auf dieselbe Weise festlegen.
Genauso erhöhen feste wöchentliche oder tägliche Rituale die Sicherheit, den Einbezug aller Familienmitglieder und vor allem auch ein gewisses Mass an Ruhe: Familienmeetings mit den Kindern, altersgerechte Ämtlipläne, kleine Einheiten von Haushaltsarbeiten und Essenspläne inklusive Einkaufsliste für eine Woche. Bei zeitlichen Engpässen dürfen bei Letzterem ruhig auch Menus vorgekocht oder der Lieferservice eingeplant werden.
Für noch mehr Gelassenheit kann man abends nochmals den Tag Revue passieren lassen und den nächsten planen. Bei Tagesplänen muss man dennoch nicht alles verplanen, sondern Lücken und Puffer bestehen lassen, um diese je nach Bedürfnissen zu nutzen. Und ganz wichtig: Genügend Schlaf einplanen!
Familien sind so unterschiedlich wie die Persönlichkeiten der Eltern und ihrer Kinder.
Netzwerk
Bei aller Planung kann trotzdem immer wieder Unvorhergesehenes passieren. In solchen Fällen hilft ein verlässliches Netzwerk. Auf welche Lösungen kann ich bei Verspätungen, Krankheit, ungeahnten Arbeitseinsätzen oder Betreuungsausfällen zurückgreifen? Eine Liste mit allen regelmässigen Kontakten im Familien- und Freundeskreis hilft. Bestenfalls ordnet man die Kontaktdaten nach dem Grad an möglicher Unterstützung sowie denkbarer Kurzfristigkeit. Für ausserordentliche Notfälle sollte man auch Kontaktdaten ausserhalb des eigenen Netzwerks wie Notfallnannys oder das Rote Kreuz anfügen. Ist die Liste einmal erstellt und mit den Beteiligten abgesprochen, wird man nicht mehr so schnell aus der Bahn geworfen.
Tools
Beispielsweise erhöhen Familienkalender, Ämtlipläne und Einkaufszettel in der Küche die Sichtbarkeit und den Einbezug der Kinder. Gleichzeitig besteht für die auf diese Art auch ein Anreiz, selbstständig an der Organisation teilzunehmen. Diese kann man selbst basteln oder kaufen. Ein Beispiel ist das easyfaM Taskboard, das bereits Vorlagen inkludiert, aber auch eigene Anpassungen einfach integrieren lässt.
Für digitale Tools gibt es unzählige Optionen, gratis oder kostenpflichtig. Die Vorteile liegen auf der Hand: In Echtzeit kann man einsehen, welche To-dos anstehen oder bereits erledigt wurden. Je nach Alter der Kinder können diese mit der Zeit hinzugefügt werden, sodass sie genauso in die digitale Planung miteinbezogen sind. Besonders zu empfehlen sind Famanice, Cozy Family Organizer (Freiversion nur auf Englisch), FamilyWall oder Bring! für den Einkauf.
Achtsamkeit
Zelebriert als ein Konzept gegen psychische Überlastungen, ist Achtsamkeit auch ein erprobtes Mittel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. Ein erster Schritt besteht darin, die Gedanken auf die aktuelle Situation zu fokussieren. Ohne Businessmails auf dem Handy oder Ähnliches gelingt dies einfacher als gedacht. Zudem sollte man stets auf die Energiebalance achten, indem man Wichtiges von Unwichtigem trennt. Es gibt natürlich vieles, was man gerne ändern würde. Doch statt jeden Tag über alle Probleme zu streiten, darf das Motto «Choose your fight» lauten.
Ganz allgemein gesehen vermeidet man einiges an Belastung, wenn man sich von unerreichbaren Idealen und Perfektion verabschiedet. Wichtig für Kinder sind vor allem freudvolle Erlebnisse und eine positive Beziehung zu den Eltern. Wenn die Ressourcen einmal knapp sind, darf man sich trauen, Anfragen abzulehnen und nach Hilfe zu fragen. In besseren Zeiten sind andere froh, wenn man für sie dasselbe tut.
Text Cornelia Peltenburg
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