erschöpfte junge eltern,  auf dem boden sitzen  sich umarmen, während energiegeladene kin spaß haben  während des wochenendes zusammen zu hause auf dem sofa springen. symbolbild intiät nach  geburt
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Intimität nach der Geburt: Mama und Papa tun es wieder!

27.01.2024
von SMA

Ein völliger Mangel an Zeit für Selbstpflege, vaginale Schmerzen durch einen genähten Schnitt oder Riss, laktierende Brüste, ein Partner, der genauso chronisch erschöpft ist… Ein Kind zu kriegen verändert die intime Beziehung zwischen Partner:innen nachhaltig. Glücklicherweise muss «anders» nicht «non-existent» bedeuten. Die Intimität nach der Geburt kann sogar besser als zuvor werden, aber dafür muss man den ersten Stein legen…  

Sechs Wochen nach der Geburt dürfe man wieder Geschlechtsverkehr haben. So sagen es zumindest Gynäkolog:innen und Hebammen den Schwangeren. Was dabei oft unerwähnt bleibt, ist, dass der Sex nicht derselbe sein wird. Im Gegenteil, das erste Mal nach einer Geburt kann sogar Erinnerungen an die Entjungferung erinnern. «Die ‹Sechswochenregel› ist rein medizinisch. Sie sagt nichts darüber aus, wie man es emotional erlebt. Die Mehrheit der Frauen ist erst nach sechs bis neun Monaten wieder sexuell aktiv», erzählt die Geburtshelferin, Autorin und Mama Uwe Porters. «Ausserdem hat so gut wie jede Frau Schmerzen nach der Geburt. Das ist logisch, der Körper hat vieles durchgemacht.»

Es gibt Faktoren, die das Risiko für Schmerzen, auch langfristige, vergrössern. Frauen mit einem Dammriss (eine Verletzung entstanden durch einen Schnitt oder Riss) oder Frauen, die eine schwierige Geburt hatten, erleben öfter Schmerzen. Auch das Alter der Frau ist ein bestimmender Faktor: Je älter sie beim ersten Kind ist, desto länger wartet sie durchschnittlich, bis sie wieder Geschlechtsverkehr hat. Auch das Stillen trägt seinen Teil dazu bei. Es verändert den Hormonhaushalt, wodurch sich vaginale Trockenheit und verminderte Libido einstellen können.

«Nur wenige Gesundheitsdienstleister sprechen das Thema an. Etwa sechs Wochen nach der Geburt sollte eine Hebamme oder ein:e Gynäkolog:in kontrollieren, ob alles gut verheilt ist. Nur eine Fachperson von zehn bringt Sex während einer Konsultation zur Sprache. Meist läuft es in etwa so ab: ‹Wir werden Ihnen die Gestagenpille verschreiben.› In der Folge haben viele Frauen lange Zeit Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs. Auf Dauer denken sie, dass der Schmerz dazugehört, und sie drängen sich selbst zu Sex. Im Sinne von ‹Augen zu und durch›», erläutert Porters. Um klarzustellen: Schmerzen gehören nicht einfach dazu. «Ich habe nach meiner Geburt selbst für eine lange Zeit vaginale Schmerzen beim Geschlechtsverkehr erlebt. Zum Glück traute ich mich auf den Tisch zu hauen und zu fragen, was ich dagegen tun kann. Schliesslich wurde ich operiert und das Problem wurde gelöst. Nun kann ich sogar sagen, dass mein Sexleben besser als je zuvor ist.»

Eine königliche Menge Gleitmittel

Ja, es ist möglich, neue sexuelle Höhenpunkte zu erreichen, nachdem man selbst und der oder die Partner:in älter geworden sind. Aber wie? «Kinderkriegen hat einen grossen Einfluss auf das Leben. Das ist normal. Man wird zu einer anderen Person – und der oder die Partner:in auch. Mit anderen Worten, man wird zu einem ‹neuen› Paar. Somit muss man auch das Liebesleben neu finden», sagt Sexologin und Beziehungstherapeutin Vanessa Muyldermans. «Ich empfange in meiner Praxis täglich Paare, die im Bett nicht mehr zueinanderfinden. Die Geburt des ersten Kindes ist oftmals der Beginn einer solchen Entfremdung.» Der Grund liegt auf der Hand: Frischgebackene Eltern gehen lieber ins Bett, um zu schlafen.

Gleitcreme ist ungerechtfertigt im Abseits gelandet. Es ist ein grossartiges Produkt. Vanessa Muyldermans, Sexologin und Beziehungstherapeutin

«Alles beginnt damit, sich wohlzufühlen. Meist bedeutet dies, dass das Baby ruhig in einem anderen Zimmer schläft.» Laut Muyldermans kann es aber auch bedeuten, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen: «Ich rate Frauen, sich selbst zu erkunden. Wie fühlt es sich da unten seit der Geburt an? Masturbation kann dabei helfen, den Schmerz beim ersten Mal zu vermindern und um erneut zu entdecken, was man als schön empfindet. Auch Sexspielchen können dazu dienen.»

Wenn man sich als Paar bereit fühlt, haben sowohl Porters als auch Muyldermans denselben Tipp: Gleitmittel. Und am besten viel davon. «Gleitcreme ist ungerechtfertigt im Abseits gelandet. Viele denken, dass man es nur benötige, ‹wenn es nicht anders geht›. Aber es ist ein grossartiges Produkt und super Hilfsmittel, um sich gegenseitig wiederkennenzulernen», führt Muyldermans aus. «Jedoch sollte man es nicht im Supermarkt um die Ecke kaufen, sondern lieber auf ein Fachgeschäft zurückgreifen. Einige Marken richten sich nämlich auf den männlichen Genuss aus und leisten nicht viel für die Frau. Im Fachgeschäft kann man sich der gelieferten Qualität aber sicher sein.»

Gespräche helfen

Sich im Bett neu anzunähern, geschieht auch auf der verbalen Ebene. «Sprecht darüber! Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig Kommunikation ist. Man darf einander mitteilen, was man angenehm findet und was nicht. Selbst wenn man zu müde für den eigentlichen Akt ist, ist es schön zu sagen: Ich habe Sehnsucht nach dir», ist Muyldermans überzeugt. Auch Porters legt einen Akzent auf die Kommunikation: «Frauen fragen mich, wie ihr Sexleben wieder wie früher werden kann, doch das ist unmöglich. Es gibt ein Davor und ein Danach. So spielt das Leben, man erlebt etwas und verändert sich als Person. Deshalb geht es darum, als Paar einen Neuanfang zu machen.»

Mehr-Generationen-Familie bei einer Dinner-party

Bild: iStockPhoto/AleksandarNakic

Zudem sollen Frauen ruhig häufiger ein Tabu brechen. «Singles und Frauen in frischen Beziehungen sprechen oft freiheraus über ihr Liebesleben. Doch ich merke, dass wenn Kinder im Spiel sind, wir in eine Art Starre verfallen. Das ist schade. Ich würde gerne Barbecues sehen, an denen Frauen – mit Baby auf dem Schoss oder Babyfon in der Hand – ehrlich über ihr Sexleben sprechen und sich gegenseitig Tipps geben. Zum Beispiel zur besten Gleitmittelmarke», lacht Porters.

Text Rosalie Van Hoof

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