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Kinder

Der Einfluss von Social Media auf Kinder und Jugendliche

18.11.2023
von Linda Carstensen

Sind Social Media wirklich so gefährlich? Die Bedrohungen und negativen Einflüsse auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt scheinen unendlich. Der Bedarf an Beratung und Unterstützung über den Einfluss von Social Media für Eltern steigt. 

Kinder und Jugendliche verbringen einen grossen Teil ihrer Freizeit auf sozialen Plattformen wie beispielsweise TikTok und Instagram. Sie streben nach Anerkennung im Internet und wollen Teil dieser Online-Gemeinschaft sein. Ihr Wertesystem und ihr Verhalten werden stark von der virtuellen Welt geprägt.

Diese virtuelle Welt ist für Heranwachsende nicht mehr wegzudenken – birgt aber auch viele Gefahren. Wichtige Bezugspersonen von Kindern, wie ihre Eltern und Pädagog:innen, brauchen in diesem Zeitalter immer mehr Schulung und Unterstützung im Umgang mit diesen zahlreichen digitalen Plattformen. Nicht zuletzt, weil die meisten von ihnen (noch) nicht damit aufgewachsen sind. 

Social Media sicher nutzen

Eltern spielen bei der Werte-Entwicklung ihrer Kinder eine sehr wichtige Rolle. «In der Erziehung müssen sie darüber nachdenken, welche Werte sie haben und wie sie diese vorleben beziehungsweise umsetzen», betont Larissa Hauser, Expertin in Medienpsychologie. Wichtig sei, dass Eltern ihren Kindern – noch bevor sie ihr erstes Smartphone erhalten – beibringen, selbstständig und kritisch zu denken. Dieses kritische Denken sollte sich speziell auf die Medieninhalte beziehen, sobald das Kind anfängt, mit diesen in Kontakt zu treten.

«Eltern sollten mit ihren Kindern besprechen, wann der geeignete Zeitpunkt für ein eigenes Smartphone ist. Und auch, welche Apps und Kanäle sich für den jeweiligen Lebensabschnitt eignen», erklärt Hauser. Die Expertin hält ein Smartphone für Jugendliche ab der Oberstufe für sinnvoll. Laut einer Schweizer Studie hat aber ein Drittel der Kinder bereits in der Unterstufe ein eigenes Smartphone. Was genau ein «eigenes Smartphone» bedeutet, ist allerdings nicht klar. Es könne sich dabei auch um ein altes Handy oder Familienhandy handeln, so Hauser.

Neben der Erziehung spielt natürlich auch die Bildung eine wichtige Rolle. Überfachliche Kompetenzen und Medienkompetenz erwerben Kinder und Jugendliche heutzutage in der Schule. Im Unterricht setzen sie sich mit dem Medienangebot in der Schweiz auseinander, erklärt Hauser. Sie lernen, wissenschaftliche Erkenntnisse von Meinungsbeiträgen zu unterscheiden. Sie lernen, was glaubwürdige Quellen sind. Sie lernen, dass Unternehmen und Personen mit dem Veröffentlichen von Informationen immer ein gewisses Ziel verfolgen. 

Gleichzeitig übernehmen Eltern und Pädagog:innen immer auch eine Vorbildfunktion. Kinder nehmen wahr, wie ihre Eltern über Medieninhalte sprechen und wie sie mit dessen Informationen umgehen. Lesen sie verschiedene Quellen? Diskutieren sie über den Wahrheitsgehalt und die Wirkung eines Beitrags? Hinterfragen sie die Inhalte und Medienkanäle kritisch? Solche Verhaltensweisen schauen sich Kinder oft bei Bezugspersonen in ihrem Umfeld ab. 

Gesunder Umgang mit Medien – (wie) geht das?

Wenn Eltern zusätzlich zur Vermittlung von Werten auch Regeln aufstellen und diese konsequent einhalten, können Kinder ein gesundes Nutzungsverhalten erlernen, so Hauser. Aber: «Eltern müssen auch lernen, loszulassen.» Sie sollten ihren Kindern mit zunehmendem Alter Vertrauen schenken und ihnen Freiräume lassen. Gleichzeitig sollten sie ihre Kinder begleiten und klar kommunizieren, dass sie eine fortwährende Anlaufstelle für Fragen und Probleme sind. 

Laut einer im Jahr 2014 durchgeführten Schweizer Studie drohen bei übermässigem Onlinekonsum auch gesundheitliche Nebenwirkungen – im Extremfall sogar ein Abgleiten in die Sucht. Schüler:innen, die überdurchschnittlich viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, weisen demnach mehr als doppelt so häufig ungesündere Ernährungsgewohnheiten auf als andere. Von einem ungesunden Verhalten spricht man laut Hauser, wenn Kinder andere Bereiche wie Schule, Freund:innen, Hobbies und Familie vernachlässigen. 

Auch das BAG spricht beim Vernachlässigen von Schlaf, Hausaufgaben und Familienleben von einer problematischen Mediennutzung. Ein Suchtmonitoring aus dem Jahr 2015 ergab, dass rund sieben Prozent der 15- bis 19-Jährigen eine problematische Internetnutzung aufweisen. Diese Zahl dürfte in der Zwischenzeit gestiegen sein. «Jugend und Medien» schreibt, dass 98 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet sind.

Kinder und Jugendliche unterstützen

Medien sind Teil unseres Lebens, wir nutzen sie täglich. «Wir nutzen Medien, weil wir uns entspannen, ablenken, vernetzen und Informationen holen wollen», so Hauser. Social Media spielen im Leben von Kindern und Jugendlichen auf jeden Fall eine ambivalente Rolle. Sie bieten Chancen zur sozialen Vernetzung und Informationsvermittlung, bergen aber auch Gefahren für die psychische Gesundheit und die Privatsphäre. 

Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich Erziehungsberechtigte, Pädagog:innen und die Gesellschaft als Ganzes ihrer Verantwortung bewusst sind. Idealerweise unterstützen sie die Kinder und Jugendlichen alle darin, einen kompetenten Umgang mit Social Media zu erlernen – und gehen im besten Fall mit gutem Beispiel voran.

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Altersbeschränkungen auf Social Media

Die meistgenutzten und bekanntesten Plattformen haben alle ein Mindestalter eingeführt, um Jugendliche und Kinder vor den Risiken zu schützen. Bei der Umsetzung sind viele alles andere als konsequent.

WhatsApp

Mindestalter (in Europa): 16 Jahre

Die Alterskontrolle erfolgt durch eine einfache Bestätigung. Eine Einverständniserklärung der Eltern ist nicht notwendig.

Instagram

Mindestalter: 13 Jahre

Das Alter wird abgefragt, aber nicht überprüft. Eine Einverständniserklärung der Eltern ist nicht notwendig. Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren können sich mit der Zustimmung ihrer Eltern personalisierte Werbung anzeigen lassen.

Snapchat

Mindestalter: 13 Jahre

Für Kinder unter 13 Jahren ist die Zustimmung der Eltern notwendig.

Tipps für Eltern:

Gemeinsam mit Kindern sicheres Passwort wählen

Geistermodus in den Standortinformationen aktivieren

Einstellen, dass «Nur Freunde» ihre Story sehen können

TikTok

Mindestalter: 13 Jahre

Das Alter wird abgefragt, aber nicht überprüft. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren setzen die App-Betreibenden zusätzlich eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten voraus, wenn dies gesetzlich erforderlich ist.

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