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Gesundheit

6 Schlafmythen im Check

11.11.2021
von Kevin Meier

Der alltägliche Schlaf ist mitunter einer der wichtigsten Gesundheitsfaktoren im Leben eines jeden Menschen. Kein Wunder, ranken sich unzählige Mythen um den nächtlichen Schlummer. «Fokus» hat bei Schlaf- und Wellbeing-Coach Natascha Katzwinkel nachgefragt, was dahintersteckt.

Natascha Katzwinkel, ist nur durchgehender Tiefschlaf erholsam?

Es gibt mehrere Phasen, die wir alle durchlaufen sollten, um uns erholt zu fühlen: die Leichtschlaf-, Tiefschlaf- und REM- oder Traumphase. Die Tiefschlafphase ist dabei ein wichtiger Teil. Spannender finde ich, was die Traumphase leistet. In dieser Phase werden schöne Erinnerungen gefestigt und schmerzhafte entfernt. Der Grossteil der Traumphase findet in den frühen Morgenstunden statt – wenn wir also verfrüht aufwachen oder aufstehen, können Emotionen nicht richtig verarbeitet werden und man fühlt sich eventuell dünnhäutig.

Es ist möglich, Schlaf nach- als auch vorzuholen. Stimmt diese Behauptung?

Hier gehen die Meinungen von Schlafforschenden auseinander. Es ist bewiesen, dass wir vor einer Prüfung zum Beispiel Schlaf «vorholen» können. Damit erzielen wir bessere Ergebnisse. Dafür reicht auch schon ein Power Nap von 15 bis 30 Minuten, welcher allgemein sehr gesundheitsfördernd ist. Jugendliche holen Schlaf bekannterweise nach, indem sie nach einer langen Nacht das Wochenende wortwörtlich verschlafen. Auch Erwachsenen kann das guttun. Jedoch ersetzt eine Nacht längeren Schlafs keinen chronischen Schlafmangel.

Stimmt es, dass blaues Licht von Bildschirmen das Einschlafen erschwert?

Nicht ganz. Die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie ergaben, dass das Blaulicht keinen negativeren Einfluss auf den Schlaf hat als ein Blaulichtfilter. Allerdings schliefen die Personen, die das Handy vor dem Einschlafen gar nicht benutzten, deutlich besser. Hier liegen das Problem sowie die Lösung: Der ununterbrochene Konsum von Informationen und Bildern hält unser Gehirn wacher als das Blaulicht. Daher mein Tipp: Das Handy mindestens 30 Minuten vor dem Zubettgehen komplett ausschalten.

Unser interner Biorhythmus wird durch das natürliche Licht bestimmt. Natascha Katzwinkel

Welchen Einfluss hat der Vollmond auf unsere Schlafqualität?

Ein sehr spannendes Thema. Eine Studie aus Seattle von diesem Jahr zeigt, dass die Versuchspersonen in den drei bis fünf Nächten vor dem Vollmond rund 30 bis 80 Minuten länger zum Einschlafen brauchten. Warum das so ist? Einerseits soll es am vermehrten Licht liegen, andererseits am Einfluss des Mondes auf die Schwerkraft.

Der Schlaf vor Mitternacht ist der Beste. Ist das ein Mythos?

Nein, nicht ganz. Unser interner Biorhythmus wird durch das natürliche Licht bestimmt. Dieser Rhythmus legt die Zubettgehzeit fest. Nachteulen, die um zwei Uhr morgens ins Bett gehen, aber genauso früh aufstehen müssen wie Frühaufsteher, berauben sich selbst einer wichtigen Portion Tiefschlaf. Im Endeffekt weiss aber jeder Mensch selbst, welches Schlaffenster für ihn am besten und erholsamsten ist. Wichtig ist es, mindestens sieben Stunden Schlaf zu bekommen.

Kann Schlaf wirklich unserer Schönheit zugutekommen?

Absolut. Wer kennt den Blick in den Spiegel nach einer durchzechten Nacht oder einer Nacht mit wenig Schlaf nicht? Tiefe Augenringe und noch tiefere Falten stehen einem dann wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Nachts regenerieren sich die Zellen. Das heisst im Umkehrschluss, dass Schlafmangel die Zellregeneration behindert und die Faltenbildung beschleunigen kann.

Guter Schlaf beginnt für mich schon tagsüber. Damit meine ich regelmässige Pausen, Zeit in der Natur oder mit den Liebsten fernab von Computer und TV. Nicht alles persönlich nehmen, nicht alles kontrollieren wollen – auch den Schlaf nicht – und die Probleme nicht mit ins Bett nehmen. Dann kommt die gute Nachtruhe von alleine.

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