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Bauchgefühl: Der Schlüssel zu einer gesunden Darmflora

22.08.2024
von Tatiana Almeida

Etwa 80 Prozent des Immunsystems befinden sich im Darm. Ein gesunder Darm schützt vor vielen Krankheiten. Wie lässt sich die Darmflora auf natürliche Weise stärken? Und wie schädlich sind Darmspülungen wirklich? «Fokus» klärt auf. 

Der Darm ist das grösste innere Organ des Menschen und misst bis zu acht Meter Länge und nur wenige Zentimeter an Breite. Das Organ setzt sich aus dem Dünndarm, dem Dickdarm und dem Enddarm zusammen.

Der Darm übernimmt viele Aufgaben, die wichtig für die Körper- und Gehirnfunktion sind. Seine Hauptaufgabe ist die Verdauung von Nahrung. Dies geschieht mit Unterstützung der sogenannten Darmperistaltik – der spezifischen Bewegung des Darms. Diese dient dazu, den Nahrungsbrei und Verdauungsrückstände von einem Ende des Darms zum anderen zu transportieren. Durch das Verdauen von Nahrung nimmt der Darm Nährstoffe auf und kann zudem den Wasser- und Elektrolythaushalt regulieren. Ausserdem produziert er Hormone wie Cholecystokinin, Gastrin und andere, die Verdauungsenzyme und Magensäure regulieren sowie den Blutzuckerspiegel beeinflussen.

Das Immunsystem und der Darm

Was jedoch viele nicht wissen, ist, dass das Immunsystem stark vom Darm und dessen Gesundheit abhängt. Eine gesunde Darmflora unterstützt die Entwicklung und Funktion von Immunzellen und reguliert Entzündungsprozesse. Viele Immunzellen finden ihr Zuhause im Darm, wie zum Beispiel Lymphozyten und Makrophagen. Durch die Darmwand soll das Eindringen von Krankheitserreger und schädlichen Substanzen verhindert werden. Daher ist es umso wichtiger, auf eine gesunde Darmflora zu achten und diese zu fördern.

Ursachen für eine gestörte Darmflora

Gastroenterologische Beratung. Anatomisches Darmmodell auf Arzttisch über Hintergrund Gastroenterologe konsultiert weibliche Patientin in der medizinischen Klinik

Eine gestörte Darmflora ist ein medizinisches Problem, das man nicht unterschätzen sollte. Bild: iStock/peakSTOCK

Eine geschädigte Darmflora kann viele Ursachen haben. Durch die Einnahme von Antibiotika können nebst schädlichen Bakterien, auch nützliche Bakterien abgetötet werden. Dieses Vernichten von nützlichen Darmbakterien kann zu einem Ungleichgewicht des Darms führen. Dies äussert sich mit Diarrhoe, was dann wiederum eine erneute Verringerung der Darmbakterien zur Folge hat.

Ebenfalls können Abführmittel die Darmflora beeinflussen. Osmotische Abführmittel ziehen Wasser in den Darm, was zu einem veränderten Milieu führen kann. Stimulierende Abführmittel reizen die Darmschleimhaut und verändern somit die Zusammensetzung der Darmbakterien.

Ebenso fördert eine hohe Einnahme von Zucker das Wachstum von schädlichen Bakterien und Hefen wie Candida albicans, die das Gleichgewicht der Darmmikrobiota stören.

Bei Stress produziert der Körper Hormone wie Cortisol, die das Gleichgewicht der Darmmikrobiota ebenfalls stören können. Dies führt oft zu einer Verringerung der nützlichen Bakterien und einer Zunahme schädlicher Mikroorganismen. Ein Ungleichgewicht in der Darmflora kann zu Verdauungsproblemen wie Reizdarmsyndrom, ein geschwächtes Immunsystem und Entzündungen führen. 

Was ist das Mikrobiom?

Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, wie Bakterien oder Viren, die den Menschen oder andere Lebewesen besiedeln. Speziell das Mikrobiom des Darms umfasst die Gesamtheit der Lebewesen, die sich im Dünn- und Dickdarm ansiedeln.

Und eine Darmspülung?

Darmspülungen sind vor allem in der alternativen und komplementären Medizin verbreitet. Sie werden oft als Teil von Entgiftungskuren oder Wellnessbehandlungen angeboten, wobei sie angeblich dazu dienen, den Darm von Toxinen und Abfällen zu befreien. In medizinischen Kreisen ist ihre Anwendung jedoch umstritten und nicht weit verbreitet.

Während einige Menschen von einer Verbesserung ihres Wohlbefindens berichten, gibt es nur begrenzte wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Methode. Expert:innen raten von diesem Standardverfahren ab. In der Schulmedizin werden Darmspülungen hauptsächlich zur Vorbereitung auf bestimmte medizinische Untersuchungen oder zur Behandlung in spezifischen Fällen wie schwerer Verstopfung eingesetzt. Die Durchführung einer Darmspülung, auch als Kolonhydrotherapie oder Colon Cleansing bekannt, kann die natürliche Darmflora stören. Ebenfalls kann es zu Verletzungen oder Infektionen aufgrund des Einführens der Einlaufkanüle kommen.

Ratschläge für eine gesunde Darmflora

Naturprodukte für einen gesunden Darm. Draufsicht

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt das Mikrobiom des Darms. Bild: iStock/piotr_malczyk

Eine gesunde Ernährung bildet die Basis für eine intakte Darmflora. Die Zusammensetzung und das Gleichgewicht der Mikrobiota im Darm werden durch die Art der aufgenommenen Nährstoffe beeinflusst. Welche Ernährungsgewohnheiten unterstützen eine gesunde Darmflora?

  • Gemüse sollte möglichst zu jeder Mahlzeit integriert werden. Es ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien. Diese fördern das Wachstum gesunder Bakterien und unterstützen die Verdauung.
  • Ballaststoffe machen einen wichtigen Teil der Ernährung aus. Die genügende Einnahme beugt verschiedenen Erkrankungen vor, fördert die Verdauung und unterstützt eine gesunde Darmflora. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Nüsse und Samen sind gute Quellen für Ballaststoffe.
  • Probiotika sind fermentierte Nahrungsmittel, die gesunde Bakterien enthalten. Diese verbessern das Gleichgewicht der Darmbakterien und unterstützen die Verdauung. Zu den probiotischen Lebensmitteln zählen unter anderem Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kimchi.
  • Präbiotika sind unverdauliche Ballaststoffe oder Verbindungen, die das Wachstum und die Aktivität gesunder Bakterien im Darm fördern. Beispiele sind Zwiebeln, Knoblauch, Bananen, Hafer, Spargel und Artischocken.
  • Genügend Flüssigkeit unterstützt die Verdauung und beugt Verstopfungen vor. Die Schweizerische Gesellschaft für empfiehlt einen bis zwei Liter zuckerfreie Getränke wie Wasser oder ungesüssten Tee, wobei koffeinhaltige Getränke zur Flüssigkeitszufuhr beitragen können.
  • Rotes Fleisch soll auf maximal 300 Gramm wöchentlich reduziert werden, um das Risiko für Darmkrebs zu senken.
  • Fast Food gilt es zu vermeiden, da es oft reich an ungesunden Fetten, Zucker und Salz ist. Dies kann die Darmflora negativ beeinflussen und zu Gesundheitsproblemen führen.

Neben einer ausgewogenen Ernährung spielen regelmässige Bewegung, ausreichend Schlaf und effektives Stressmanagement eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Gesundheit der Darmflora. Insgesamt ist es entscheidend, sowohl auf eine ausgewogene Ernährung als auch auf einen bewussten Lebensstil zu achten. Durch die gezielte Auswahl hochwertiger Nährstoffe und die Integration gesunder Lebensgewohnheiten kann das Gleichgewicht der Darmflora gefördert und somit das allgemeine Wohlbefinden verbessert werden.

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