Sieben Meter und tausende Bakterien. Unser Darm hat einen grossen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Unsere Darmflora wird bereits im Kleinkindalter aufgebaut, wir können die Gut Health aber im Erwachsenenalter unterstützen – oder sabotieren.
Der Darm ist eines der grössten Organe des Menschen. Die Gesamtheit der dort lebenden Bakterien wird als Darmflora bezeichnet. Der Begriff Darmflora geht auf die frühere Annahme zurück, dass diese Bakterien zum Pflanzenreich gehören (Flora = Pflanzenwelt). Bakterien sind jedoch einem eigenen Reich (Protista) zuzuordnen, weshalb die Begriffe Darmbakterien, intestinales Mikrobiom oder intestinale Mikrobiota zutreffender sind.
Die meisten Darmbakterien, mehrere Hundert verschiedene Bakterienarten, leben im Dickdarm an der Darmwand. Die Anzahl der Mikroorganismen wird auf etwa zehn Billionen geschätzt und ihr Gesamtgewicht beträgt eineinhalb bis zwei Kilogramm. Einige von ihnen sind schädlich, andere nützlich oder sogar notwendig für eine gute Verdauung, ein starkes Immunsystem und einen gesunden Körper.
Die kindliche Darmflora
Im Mutterleib ist der Darm des Kindes noch steril. Erst mit der Geburt beginnt die Besiedlung mit Mikroorganismen. Bei einer natürlichen Geburt gelangen Bakterien der mütterlichen Darmflora über den Mund in den Magen-Darm-Trakt des Kindes. Dort bauen sie die kindliche Darmflora auf und bilden nach und nach ein stabiles Mikrobiom. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung während der Schwangerschaft wirkt sich daher positiv auf die Darmflora des Kindes aus.
Bei Kaiserschnitt-Kindern baut sich die Darmflora nach der Geburt auf. Insbesondere die erste Beikost in Form verschiedener Breie zwischen dem fünften und achten Lebensmonat ist prägend. Denn die kindliche Darmflora ist erst mit etwa drei Jahren stabil und ähnelt dann langsam der von Erwachsenen. Die ersten Lebensjahre sind also entscheidend für die Entwicklung einer ausgeglichenen und gesunden Darmflora und einer funktionierenden Verdauung.
Stress beeinflusst das Bauchhirn
Magenbeschwerden, Appetitlosigkeit und Durchfall sind nicht immer organisch bedingt. Häufig ist auch Stress die Ursache. Dies ist auf die Wechselwirkung zwischen dem Darm und unserem Hirn zurückzuführen. Der Magen-Darm-Trakt des Menschen enthält nämlich über 100 Millionen Nervenzellen – und wird deshalb gerne auch als Bauchhirn oder zweites Hirn bezeichnet.
Gerät eine Person in eine stressige Situation, muss das Gehirn im Kopf auf Hochtouren arbeiten. Dem Körper wird eine Notsituation signalisiert, da das Kopfhirn nun mehr Energie benötigt. Um diesen erhöhten Energiebedarf auszugleichen, fährt das Bauchhirn die Darmfunktion auf ein Minimum hinunter. Ist die Stresssituation zeitlich begrenzt, funktioniert dieser Vorgang problemlos. Dauert der Stress jedoch länger, kann dies Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben und es meldet sich der Magen-Darm-Trakt häufig mit Symptomen.
Zeichen einer geschädigten Gut Health:
- Durchfall
- Blähungen
- Verstopfung
- Sodbrennen
All diese Symptome können auf «böse» Darmbakterien hinweisen. Ist die Darmflora über längere Zeit gestört, kann dies zu Lebensmittelallergien, Autoimmunerkrankungen und erhöhten Entzündungszuständen führen. Eine ausbalancierte Gut Health hingegen hat weniger Probleme mit der Ausscheidung von Abfallstoffen und verursacht weniger Symptome.
Ein gesunder Darm stärkt unser Immunsystem und unser allgemeines Wohlbefinden. Der Magen-Darm-Trakt, der in der Mundhöhle beginnt und im Dickdarm endet, ist ein wichtiges Abwehrsystem gegen Giftstoffe. Er wirkt wie ein Schutzschild für unseren Körper. Wie können wir dieses Schutzschild zusätzlich stärken?
Gesunde Darmflora: So gehts
Präbiotika sind gut für die gesunden Bakterien in unserem Darm. Präbiotika wie Ballaststoffe können von unserem Körper nicht gut verdaut werden und fördern daher das Wachstum und die Aktivität der Bakterien im Dickdarm. Auch die resistente Stärke von Kartoffeln ist aufgrund dessen gut für unsere Gut Health. Ballaststoffe sind in Vollkornprodukten, Gemüse, Leinsamen und Hülsenfrüchten enthalten.
Ernährungsempfehlungen von Prof. Dr. med. Stephan Teyssen
Prof. Dr. med. Stephan Teyssen empfiehlt fermentierte Lebensmittel, weil sie besonders magenfreundlich sowie zucker- und kalorienarm sind: Sauerkraut, Naturjoghurt und Kefir, Kimchi (fermentierter Chinakohl) Miso (Paste aus fermentierten Sojabohnen) oder Tempeh (aus fermentierten Sojabohnen).
Auch Probiotika haben eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Darm. Ein Probiotikum ist ein Präparat aus lebenden Mikroorganismen, zum Beispiel Milchsäurebakterien. Die Funktion der Probiotika wurde lange Zeit unterschätzt. Sie unterstützen nämlich nicht nur die Verdauung, sondern aktivieren auch Immunreaktionen im ganzen Körper. In einem gesunden Darm sollten etwa 85 Prozent der gesamten Darmflora aus nützlichen Bakterien bestehen, während etwa 15 Prozent pathogen sein dürfen. Da sich etwa 80 Prozent unseres Immunsystems im Darm befinden, spielt dieses Verhältnis eine wichtige Rolle für unsere Abwehrkräfte.
Grundsätzlich sollte unsere Nahrung nicht zu viel Zucker und Fett enthalten. Beim Essen sollte man sich genügend Zeit nehmen und viel kauen, damit die Nahrung optimal zerkleinert und mit Speichel durchmischt wird. Dann muss der Magen keine zusätzliche Arbeit leisten und kann sich direkt seinen Aufgaben widmen. Andauerndes Snacken überfordert den Darm. Er braucht Pausen, um sich zu regenerieren. Das heisst nicht, dass man auf Zwischenmahlzeiten verzichten sollte, aber man sollte nicht non-stop snacken.
Tipps:
- Bewegung: Spaziergänge, Yoga, Fitnessstudio
- Entspannungsübungen
- Meditieren
- Massagen
- weniger Alkohol trinken
- Lachen!
- Zeit mit Haustier, Freund:innen und Familie verbringen
Ein ausgewogene Gut Health stärkt unser Immunsystem, schützt uns vor Krankheiten und fördert unsere seelische Gesundheit und Stimmung. Wenn wir unseren Darm mit einer ausgewogenen Ernährung und einem aktiven und bewussten Lebensstil pflegen, können wir unsere Lebensqualität nachhaltig verbessern.
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