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Erholung Gesundheit

Mental Health: mit Resilienz durch Krisenzeiten

08.04.2023
von Sybille Bruetsch-Prevot

Wer zu seiner mentalen Gesundheit Sorge trägt, ist für Krisenzeiten besser gewappnet. Um seine Resilienz zu stärken, gehört nebst gesunder Ernährung und Bewegung auch, sozial gut eingebettet zu sein. Und genau in sich hineinzuhorchen, um die eigenen Bedürfnisse nicht nur zu erkennen, sondern auch umzusetzen. 

Eigentlich wissen wir es alle: Wir sollten uns gesund ernähren, Sport treiben, uns mit inspirierenden Menschen umgeben und auf eine gute Work-Life-Balance achten. Der Alltag überrollt uns leider regelmässig. Wir hetzen von der Kinderkrippe direkt ins Meeting, stopfen über Mittag ein labbriges Sandwich in uns rein, ärgern uns über die schnippische Bemerkung eines Kollegen und anstatt abends frohgemut ins Body Pump zu gehen, schlafen wir vor dem TV ein, nachdem wir auf dem Sofa eine Tüte Chips gefuttert haben.

Was wir bei einem ungesunden Alltag schnell vergessen, ist, dass er nicht nur Auswirkungen auf unser körperliches Wohlbefinden hat, sondern auch auf unser psychisches. Denn Mental Health hängt nicht alleine von gegebenen Glückshormonen ab. Sondern von vielen anderen Faktoren ebenso. Das Gute daran: Wir haben vieles selbst in der Hand. Und seiner mentalen Gesundheit Sorge zu tragen, ist weniger aufwendig, als man denkt.

Versicherungskosten im Milliardenbereich

Doch wie steht es mit der psychischen Gesundheit der Schweizerinnen und Schweizer eigentlich? Aufschluss darüber gibt das aktuelle «Obsan Bulletin» vom Schweizerischen Gesundheitsobservatorium. Es bestätigt, was vermutet wurde: Die Covid-19-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen, mehr Personen berichten von erhöhter psychischer Belastung als davor. Gerade bei jungen Menschen hat sich der Anteil der Betroffenen zwischen 2017 und 2020/2021 mehr als verdoppelt. Seit zehn Jahren nehmen die psychiatrischen Hospitalisierungen von Kindern und Jugendlichen kontinuierlich zu. Dies betrifft insbesondere Mädchen und jungen Frauen mit Depressionen. Die Kosten, die psychische Erkrankungen verursachen, sind immens. Im Jahr 2020 lagen die Kosten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung im Psychiatriebereich bei rund 2,2 Milliarden Franken. 

Freundschaften pflegen ist Gold wert

Schwerwiegende Ereignisse lassen sich nicht vorhersehen oder abwenden. Jeder und jede ist ihnen im Laufe des Lebens unterworfen. Umso wichtiger ist, dass wir zu unserer Psyche Sorge tragen, sie stärken und an unserer Resilienz arbeiten, damit einschneidende Erlebnisse uns nicht komplett aus der Bahn werfen. So sind soziale Kontakte wichtig. Sie zu pflegen in guten Zeiten, kommt uns in schwierigen zugute. Freunde und Familie geben Sicherheit und Halt, wir fühlen uns angenommen und verstanden. Auch in hektischen Lebensphasen ist es darum wichtig, Freundschaften zu pflegen, sich ganz bewusst für sie Zeit zu nehmen. Sie schaffen Distanz zum stressigen Alltag, und liebe Menschen sind in Krisenzeiten für uns da.

Entspannung macht resilient

Zur Ruhe kommen, sich bewusst zu entspannen, hilft der Psyche. Wer im Alltag kaum zum Durchatmen kommt, sollte sich bewusst Inseln schaffen. Wer beispielsweise einen Qi-Gong-Kurs bucht, wird ihn eher besuchen, als wenn man sich nur vornimmt, abends mit Youtube ein paar Übungen zu machen. Aber auch aktive Erholung bewährt sich. Wer die Zeit beim Basteln, Gärtnern oder Stricken vergisst, entspannt zwar aktiv, aber nicht weniger effizient. Sehr wichtig ist auch die Bewegung in der Natur. Wer ins Grüne schaut, kommt runter, wer dem Zwitschern der Vögel zuhört oder dem Plätschern eines Bachs, kommt schneller ins Hier und Jetzt. Wichtig: nicht nebenbei E-Mails checken oder sich von Pushnachrichten ablenken lassen. Apropos Nachrichten: Die Welt geht nicht unter, wenn man ein paar Tage lang keine News liest oder hört.

Bewegung macht gesund – auch psychisch

Regelmässige Bewegung tut gut. Einerseits unserem Körper, andererseits aber auch unserer Psyche. Körperliche Aktivität hilft beim Abschalten und Erholen. Man muss nicht gleich einen Marathon laufen. Eine Runde mit dem Hund tuts auch. Ausreden gelten nicht – denn alle finden etwas, was ihnen Spass macht! Wer sich mit anderen zum Sport verabredet, kneift weniger. Und hat einen Komplizen, wenn der Muskelkater am nächsten Morgen gar fies ist. Egal ob Tennis, Yoga oder Tanzen, Hauptsache regelmässig! Dreimal pro Woche mindestens 30 Minuten sollten es sein, damit sich die positive Wirkung einstellt. 

Gnädig sein mit sich selbst

Nobody is perfect. Das sagt sich so leicht. Tatsache ist, dass wir mit uns selbst meistens sehr hart ins Gericht gehen. Zu dick, zu ungeschickt, zu unordentlich, zu dumm, zu faul. Das Motto lautet: «Ich tue mein Bestes, und das ist gut genug!» Wenn man wirklich etwas verändern möchte, setzt man sich am besten kleine Tagesziele. Gesund essen? Bewusst einen Apfel pro Tag geniessen. Das Chaos im Büro bewältigen? Sich nur eine einzige Schublade vornehmen. Und sich für die übrigen Unzulänglichkeiten abends im Spiegel anlächeln – und verzeihen. 

Hilfe holen ist stark

Wenns mal dick kommt und man in der Krise steckt, sollte man sich jemanden suchen, dem man das Herz ausschütten kann. Leid teilen heisst, es zu halbieren. Sich aktiv Hilfe zu suchen – auch bei Fachpersonen – ist legitim. Sonst gäbe es das Angebot ja nicht. Schwäche zeigen tut nicht nur gut, sondern macht uns menschlich und sympathisch. Wer will sich schon mit einem perfekten Roboter abgeben? Eben.

Smart
fact

Tipps für mentale Gesundheit und Hilfe in Krisenzeiten

Pro Mente Sana

Kostenlose Beratung zu rechtlichen und psychosozialen Fragen für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung und ihre Angehörigen.
www.promentesana.ch

Pro Juventute

Vertrauliche Beratung durch Fachpersonen für Kinder und Jugendliche sowie Eltern.
www.projuventute.ch

Die Dargebotene Hand

Beratungen per Telefon, E-Mail und Chat rund um die Uhr, anonym.
Telefon 143
www.143.ch

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