rauchen mit dem rauchen aufhören: so klappt’s
Jugend Gesundheit

Mit dem Rauchen aufhören: So klappt’s

24.06.2020
von Lars Meier

Mit dem Rauchen aufzuhören stellt eine grosse Herausforderung dar, an der Betroffene oft immer wieder scheitern. Mit den folgenden Tipps kommt man dem Ziel, endlich Nichtraucher zu sein, aber bereits ein grosses Stück näher.

Endlich Nichtraucher sein – für Betroffene oft ein schier unerreichbares Ziel. Laut der neuesten Erhebung aus dem Jahr 2017 rauchen rund 27 Prozent der Schweizer Bevölkerung, die älter als 15 Jahre ist. Knapp ein Fünftel der Schweizerinnen und Schweizer rauchte zum Erhebungszeitpunkt täglich – obwohl jedermann weiss, dass Rauchen der Gesundheit stark schadet. Weshalb fängt man dann überhaupt zu Rauchen an? «Es gibt tausend Gründe, warum Personen oder besser Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen anfangen», sagt Thomas Beutler. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention.

Es gibt tausend Gründe, warum Personen oder besser Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen anfangen. Thomas Beutler

«Die Gründe variieren: Rebellion gegen die Erwachsenen bis hin zum Erwachsen wirken beziehungsweise sich einer Gruppe anzupassen. Eines haben aber die meisten Gründe gemeinsam. Es geht um das eigene Image. Oder besser darum, welches Image man sich geben möchte.» Rund 60 Prozent der heutigen Rauchenden haben laut dem Experten bereits vor dem Erreichen der Volljährigkeit mit regelmässigem Rauchen begonnen. «In einem Lebensabschnitt, der sehr stark von der Selbstfindung geprägt ist», wie der Experte festhält.

Suchtpotenzial wird oft unterschätzt

Dass die Raucherkarriere bereits in der Jugend beginnt, bestätigt auch Catherine Abbühl, Leiterin der nationalen Rauchstopplinie der Krebsliga Schweiz: «Unter Gleichaltrigen wird das Rauchen ausprobiert. Dabei ist den Jugendlichen nicht bewusst wie hoch das Suchtpotential ist und wie schnell die Abhängigkeit eintritt. Sie erfahren, dass das Nikotin vor Prüfungen beruhigend und konzentrationssteigernd zugleich wirkt. Oder auch, dass ihnen das Rauchen über Unsicherheit im Kontakt mit Gleichaltrigen hinweg hilft.» In immer weiteren Situationen erfahren sie so gemäss der Expertin eine positive Stimulierung. Mal beruhigend, mal anregend. Gerade wie sie es brauchen. «Durch Lernprozesse verbunden mit der Nikotinabhängigkeit kommt es nach geraumer Zeit zu einer hartnäckigen Tabakabhängigkeit, die nur noch schwer loszukriegen ist», fasst Catherine Abbühl zusammen.

Was Rauchen so schädlich macht

Wie bereits erwähnt, muss man inzwischen niemandem mehr erzählen, wie schädlich rauchen ist. Aber weshalb genau? «Die Schädlichkeit des Rauchens liegt im Verbrennungsprozess», weiss Thomas Beutler. «Beim Rauchen werden Tabak und unzählige grundsätzlich unschädliche Zusatzstoffe wie beispielsweise Zucker und Menthol verbrannt.» Dabei entstünden verschiedenste schädliche Stoffe. Einige davon sind direkt und andere wiederum indirekt krebserregend. «In die zweite Kategorie fällt das Kohlenmonoxid, welches beim Rauchen entsteht. Kohlenmonoxid hat die schlechte Eigenschaft, dass es in der Lunge schneller von den roten Blutkörperchen aufgenommen wird als Sauerstoff», so der Experte. «Dies führt dazu, dass die Sauerstoffsättigung im Blut sinkt. Um den Körper weiter mit genügend Sauerstoff zu versorgen, beginnt das Herz schneller zu pumpen.» Diese Überbeanspruchung des Herz-Kreislaufsystems führe zu zahlreichen Erkrankungen. Beispiele sind Herzinfarkte, Embolien, Thrombosen und Hirnschläge.

«Rauchen ist der Risikofaktor Nummer eins für Krebs, führt aber auch zu Herzinfarkt und Schlaganfall», warnt auch Catherine Abbühl. Neben weiteren Schäden komme es zu Paradontose und Zahnausfall, Verschlimmerung von Diabetes und Depressionen. Besonders Schwangere sollten möglichst aufs Rauchen verzichten. Die Expertin erklärt: «Rauchen in der Schwangerschaft birgt das Risiko für Frühgeburt und Kindstod. Generell reagiert der weibliche Körper besonders empfindlich auf Tabak. Bei Männern kann es zu Unfruchtbarkeit und Impotenz kommen.» Bei Jugendlichen werde weiterhin die Entwicklung gebremst. «Raucherinnen und Raucher mit psychischen Erkrankungen tendieren besonders dazu, viel zu rauchen. Sie riskieren dadurch, zehn bis zwanzig Lebensjahre zu verlieren», führt Catherine Abbühl aus. Generell sei das Stresslevel infolge des Rauchens erhöht. Das führe wiederum zu einem Teufelskreis.

Rauchen ist der Risikofaktor Nummer 1 für Krebs, führt aber auch zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Catherine Abbühl

Warum es so schwierig ist, mit dem Rauchen aufzuhören

Wer noch nie geraucht hat, stellt es sich leicht vor. Man muss doch nur vom einen auf den anderen Tag aufhören und das Ganze hat sich erledigt. In der Praxis ist aber ein anderes Bild zu beobachten. Wieso ist das Aufhören so schwierig? «Das im Tabak natürlich vorhandene Nikotin macht süchtig», so Thomas Beutler. «Beim Rauchen kommt noch dazu, dass die Geschwindigkeit, mit welcher das Nikotin im Hirn anflutet, immens ist.» Es sei davon auszugehen, dass dieser Kick die Suchtwirkung verstärkt. Auch die Gewöhnung an die Rauchhandlungen und die Tatsache, dass Rauchen im Zusammenhang mit dem eigenen Image steht, machen das Aufhören laut dem Experten schwierig.

Catherine Abbühl ergänzt: «Beim Rauchen kommt es sowohl zu einer körperlichen als auch zu einer psychischen Abhängigkeit. Die Funktionalität des Rauchens wie etwa der Versuch, Stress mit Hilfe der Zigarette zu reduzieren oder die Gewohnheit, stets nach dem Essen zu rauchen, gehen einher mit dem starken Verlangen nach Nikotin.» Man müsse also sowohl die Gewohnheiten aufgeben als auch gleichzeitig mit teilweise schweren Entzugserscheinungen kämpfen. «Beides ist ein oft ein schwieriger und manchmal langwieriger Prozess», weiss die Expertin. Bei einem solchen Entzug komme es zu Beginn zu starken Verlangensattacken (Craving), Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit bis hin zu Aggressivität, Schlafstörungen, Unruhe, Niedergeschlagenheit.

Eine gute Vorbereitung ist das A und O

Wie gehe ich nun bestenfalls vor, wenn ich mit dem Rauchen aufhören möchte? «Es hat sich bewährt, sich gut vorzubereiten», antwortet Catherine Abbühl. Dazu gehöre, sein Verhalten zu beobachten: Wie viel und in welchen Situationen rauche ich? Das Nichtrauchen solle dann bewusst Tag für Tag trainiert werden. Dies mit Hilfe von geplanten Strategien, die helfen, dem Verlangen zu widerstehen oder um neue Gewohnheiten einzuüben, am Morgen etwa den Kaffee ohne Zigarette zu trinken. «Um das Verhaltenstraining zu erleichtern, können gegen die Entzugserscheinungen nikotinhaltige, nicht-suchterzeugende Medikamente benutzt werden. Beispiele sind Pflaster, Kaugummi, Lutschtabletten oder Sprays», wie die Expertin rät.

Sie sollten sich ein Datum setzen, sich gut vorbereiten und bewusst von der Zigarette verabschieden. Und dann auf einen Schlag aufhören. Catherine Abbühl

Tipps zum Abgewöhnen

Dem Rauchen ein Ende zu setzen ist zwar schwer, aber nicht unmöglich. So gibt es Mittel und Wege, die sich in der Praxis als erfolgreich erwiesen haben. «Sie sollten sich ein Datum setzen, sich gut vorbereiten und bewusst von der Zigarette verabschieden. Und dann auf einen Schlag aufhören», rät Catherine Abbühl. Man solle zudem keinen Notvorrat halten, sondern alle Raucherutensilien entsorgen. Wichtig sei weiterhin, konsequent keinen Tabak mehr zu konsumieren, um das Entzugsgeschehen nicht zu gefährden. Die Expertin weiss: «Da es sich hier um Suchtentwöhnung handelt, sind Rückfälle die Regel. Davon sollte sich aber niemand entmutigen lassen. Man sollte sondern weitere Versuche unternehmen und sich vor Augen führen, dass nach einem Monat das Allerschlimmste schon überwunden ist.» Es sei nahegelegt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Weitere Informationen und Tipps sind unter www.stopsmoking.ch zu finden.

Text Lars Gabriel Meier

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