blaue schleife zum movember, prostatakrebs-awareness
iStockPhoto/BlackSalmon
Krankheit Gesundheit Men

«Movember»: Schnurrbärte für Männergesundheit

25.11.2023
von Linda Carstensen

Im «Movember» – eine Fusion aus Moustache und November – lassen sich viele Männer einen Schnurrbart wachsen. Damit wollen sie darauf aufmerksam machen, dass auch sie an (geschlechtsspezifischen) Krankheiten leiden können und die Bevölkerung für diese Thematik sensibilisieren.

Der Monat November und die Schnurrbärte, die sich Männer dann wachsen lassen, sollen auf Gesundheitsprobleme von Männern aufmerksam machen und zur Förderung der Männergesundheit beitragen. Denn Männer werden im Durchschnitt nicht so alt wie Frauen. Doch warum ist das so? Und was können Männer und die Gesellschaft als Ganzes dagegen unternehmen?

Dass Männer im Durchschnitt früher sterben als Frauen, hat biologische, soziale und gesundheitliche Gründe. Sie gehen seltener zum Arzt oder zur Ärztin und nehmen weniger Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch als Frauen. Häufig haben Männer ein schwächeres Immunsystem und sind daher schlechter vor Infektionen geschützt. Zudem sind sie anfälliger für bestimmte Gesundheitsprobleme wie etwa Herzkrankheiten, Bluthochdruck und gewisse Krebsarten.

Prostatakrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern in der Schweiz. Jährlich erkranken mehr als 7000 Männer daran. Zum Vergleich: An Hodenkrebs erkranken jährlich rund 500 Männer. Auch die erektile Dysfunktion ist hierzulande relativ weit verbreitet: Jeder zehnte Mann leidet darunter.

Smart
fact

Die Prostata

Die Prostata ist eine Drüse, die zu den männlichen Geschlechtsorganen gehört. Sie liegt direkt unter der Harnblase und umschliesst den obersten Abschnitt der Harnröhre. Die Prostata produziert eine zähe Flüssigkeit, die für die Beweglichkeit der Spermien wichtig ist. Diese Samenflüssigkeit wird bei der Ejakulation gemeinsam mit den Samenfäden als Sperma ausgestossen.

So sieht sie aus:

Schematische Darstellung einer Prostata

Bild: iStockPhoto/Taras Dubov

Das passiert bei einer Krebserkrankung

Bei Prostatakrebs, einem bösartigen Tumor, vermehren sich die Zellen der Prostata und wachsen in das Gewebe ein. Diese Krebszellen können sich auch im Körper ausbreiten und dort Metastasen bilden. Glücklicherweise ist die gutartige Vergrösserung der Prostata die häufigste. Die Drüse vergrössert sich vor allem mit zunehmendem Alter. Dadurch wird die Harnröhre eingeengt. Dies kann sich in einem abgeschwächten Harnstrahl, aber auch einem häufigen Harndrang äussern. Schwierigkeiten oder sogar Schmerzen beim Wasserlassen sind ebenfalls typische Symptome.

Präventionsmöglichkeiten gibt es leider keine. Der Lebensstil lässt sich beeinflussen, so kann eine gesunde Lebensweise das Erkrankungsrisiko für einige Krebsarten senken. Für den Prostatakrebs ist dies bisher nicht nachgewiesen. Männer, bei denen ein männlicher Verwandter an Prostatakrebs erkrankt ist, sollten die Früherkennung ab dem 40. Lebensjahr mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. So lautet die Empfehlung der Krebsliga. Letztlich ist aber jeder Mann selbst dafür verantwortlich. Ein möglicher Anfang: Schnurrbärte wachsen lassen bis Ende November.

Wenn die Performance nachlässt

In der Schweiz leidet etwa jeder zehnte Mann an einer Potenzstörung und trotzdem wird das Problem oft stigmatisiert. Auch hier soll der «Movember» helfen, indem er Männern bewusst macht, dass es nichts gibt, wofür sie sich schämen müssen. Die Ursachen für eine erektile Dysfunktion sind vielfältig – sie reichen von körperlichen Faktoren bis hin zu Stress und anderen psychischen Belastungen.

Definitionsgemäss spricht man von einer Erektionsstörung, wenn sie seit mindestens sechs Monaten besteht und den Geschlechtsverkehr in über 70 Prozent verhindert. Für Betroffene ist es wichtig, darüber zu sprechen – mit dem/der Partner:in und Fachleuten. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, von Medikamenten bis hin zu Therapieoptionen. In den meisten Fällen können Männer erfolgreich behandelt werden.

Vulnerabilität ist keine Schwäche

Ein weiteres wichtiges Thema der «Movember»-Bewegung ist die mentale Gesundheit von Männern. Häufig fällt es ihnen schwer, über emotionale Herausforderungen zu sprechen. Dies kann schwerwiegende Folgen haben, wie Depression, Angstzustände und Stress, die weit verbreitet sind. Deshalb ist es wichtig, dass die Gesellschaft aufhört, männliche Vulnerabilität als Schwäche anzusehen.

Häufig haben Männer ein schwächeres Immunsystem und sind daher schlechter vor Infektionen geschützt.

Im Extremfall können diese psychischen Belastungen zu Suizidgedanken führen. In der Schweiz ist die Selbstmordrate von Männern seit fast 20 Jahren zwei bis dreimal so hoch wie bei Frauen. Hier gilt es, die Präventionsarbeit zu fördern, indem zum Beispiel vermehrt auf Anlaufstellen aufmerksam gemacht wird. Auch das Gesundheitspersonal muss geschult werden, um suizidgefährdete Personen zu erkennen, ihnen professionelle Hilfe zu leisten und sie auf ihrem schwierigen Weg zu begleiten.

Grundsätzlich sind Vorsorgeuntersuchungen in der Schweiz weit verbreitet und für Männer aller Altersgruppen zugänglich. Regelmässige ärztliche Untersuchungen und Gesundheitschecks sind notwendig, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und bestmöglich zu behandeln. Dies gilt insbesondere für Krebsvorsorgeuntersuchungen, wie sie zum Beispiel für Prostatakrebs angeboten werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine gesunde Lebensweise. Präventionsarbeit sollte Männer ermutigen, regelmässige Bewegung in ihren Alltag zu integrieren, sich gesund zu ernähren und für den Körper belastende Gewohnheiten wie das Rauchen oder übermässigen Alkoholkonsum aufzugeben.

Männer sollten sich sicher fühlen, über ihr inneres Wohlbefinden und ihre Emotionen zu sprechen. Männer sollten ermutigt werden, auf ihre physische und mentale Gesundheit zu achten und offen über ihre Probleme zu sprechen. Männer sollten lernen, um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen. Die Unterstützung von Freund:innen, der Familie und professionell ausgebildeten Psycholog:innen kann entscheidend sein. Nur durch eine kollektive Anstrengung und Solidarität kann die Gesundheit von Männern ganzheitlich verbessert werden – der «Movember» macht den Anfang.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Neustart in einem männeruntypischen Beruf
Nächster Artikel Mann, wie geht es Dir?