lehrer im klassenzimmer, ein männeruntypischer beruf
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Neustart in einem männeruntypischen Beruf

25.11.2023
von Cedric Keiser

Der bisherige Beruf kann Männer im mittleren Alter auch mal ermüden. Eine Neuorientierung in einem ganz anderen Berufsfeld wäre daher eine tolle Herausforderung. «Fokus» bietet Einblicke in männeruntypische Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten und Männer deshalb besonders gesucht sind.

Dass der erste erlernte Beruf nicht für immer derselbe bleibt, ist mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert. Vielen gefällt er nicht langfristig, es wird ihnen langweilig und sie möchten sich weiterbilden und vielleicht noch die Karriereleiter erklimmen. Für einen Wechsel des Berufsfeldes ist es nie zu spät. Eine solche Neuorientierung kann dem Leben, besonders im mittleren Alter, noch einmal richtig Aufschwung geben. Plötzlich erhält man Einblick in eine andere Branche und befindet sich in einem völlig neuen Umfeld. Dies ermöglicht eine ganz andere Lebensperspektive. Bei der Arbeitssuche lohnt es sich, völlig andere Berufsfelder in den Blick zu fassen und sich dort umzusehen.

Stereotype dominieren immer noch viele Berufsfelder

Es gibt zahlreiche Berufe, die sehr geschlechtsspezifisch besetzt sind. In IT-Abteilungen oder Handwerksbetrieben finden sich tendenziell weniger Frauen. Bei den Männern hingegen sind es hauptsächlich soziale Berufe, in denen sie stark unterbesetzt sind. Oftmals sind diese Berufe vorurteilsbehaftet – so seien Frauen besser für die Pflege oder Kinderbetreuung geeignet, da sie über mehr soziale Fähigkeiten verfügen, die bei Männern nicht so stark ausgeprägt wären. Diese Stereotypen verdeutlichen sich in den Statistiken. Gemäss swissinfo.ch waren 2016 knapp 80 Prozent der Primarlehrer:innen in der Schweiz Frauen. Und auch bei den Pflegeberufen ist die Geschlechterverteilung ziemlich ungleich: Weniger als 20 Prozent der Pflegemitarbeitenden waren männlich.

Männermangel in sozialen Berufen

Lu Decurtins ist Sozialpädagoge und betont in einem Interview mit sozialinfo.ch die Bedeutung von Männlichkeit im Sozialbereich: «Ich kann mich als ‹richtiger› Mann da drin bewegen, und muss nicht die männlich konnotierten Eigenschaften draussen lassen.» Weiter meinte er, dass es okay ist, wenn er sich mal über etwas aufregt. Gleichzeitig könne er aber auch andere Seiten zeigen und einfühlsam sein. Von Männern in sozialen Berufen wird nicht erwartet, dass sie sich verstecken. Gerade diese Authentizität einer Person, gepaart mit Einfühlungsvermögen, können vielen Kindern und Jugendlichen Halt geben und sogar vorbildlich sein.

Die Website maenner-in-soziale-berufe.ch macht auf die vielfältigen Kompetenzen aufmerksam, die Männer in sozialen Berufen einbringen können. Die Kampagne stellt Männer vor, die in sozialen Berufen arbeiten und über ihre Erfahrungen berichten. Slogans wie «tatkräftig und einfühlsam» oder «charakterfest und vielseitig» verdeutlichen, dass Männer sowohl typisch männliche Eigenschaften haben, aber auch einfühlsam und zugänglich sein können.

Da diese Berufe sehr frauendominiert sind, freuen sich vor allem Jungen über eine männliche Betreuungsperson, die vielleicht gut nachvollziehen kann, dass sie sich in der Schule manchmal langweilen oder sich in bestimmten Situationen schnell provoziert fühlen. Ausserdem fehlt manchen Kindern eine Vaterfigur, zum Beispiel weil die Eltern geschieden sind und die Erziehung oft von den Müttern übernommen wird. Ein Primarlehrer kann daher eine wichtige Orientierungshilfe für die Kinder sein und einen Ausgleich zu einer Erziehung schaffen, die überwiegend von Frauen geleistet wird.

In luftiger Höhe arbeiten und nebenbei die Welt bereisen

Was, wenn man im reiferen Alter ist und noch nicht so viel von der Welt gesehen hat, wie man gerne möchte? Flugbegleiter wäre für viele Männer ein interessanter und herausfordernder Tapetenwechsel. Als Flugbegleiter spielt einem zudem die kurze Ausbildung in die Hände: In wenigen Monaten ist man fit für die Arbeit im Flugzeug und kann viele tolle Städte und Länder auf der ganzen Welt kennenlernen.

Kreatives Arbeiten und Gestalten mit Blumen

Warum nicht einmal in einen wahrhaft kreativen Beruf wechseln und sich als Florist verwirklichen? Dieser Beruf ist keineswegs eintönig, sondern bringt ständig Abwechslung in den Alltag. Denn auch dieses Berufsfeld bleibt vom Wandel nicht verschont: Trends ändern sich ständig und saisonal – das fordert alle Florist:innen heraus. Ausserdem ist ein Blumenstrauss oder -kranz nie gleich. Die Wünsche der Kund:innen sind stets individuell und verändern sich je nach Anlass, für den die Florist:innen einen kreativen Blumenschmuck gestalten sollen. Auch kaufmännisches Geschick ist gefragt: Was darf ein Strauss kosten und wie viele Pflanzen müssen dafür verwendet werden?

Arbeitskräfte im Gesundheitswesen dringend gesucht

Neben den sozialen Berufen gibt es ein weiteres Berufsfeld, in das sich bislang nicht viele Männer wagen: das Gesundheitswesen. Natürlich gibt es viele Ärzte, aber einen grossen Beitrag leisten die Pflegekräfte, die die ganze Arbeit koordinieren und das Ärzt:innenteam unterstützen. Im Jahr 2016 waren nur etwa ein Prozent der medizinischen Praxisassistenten männlich. Die anderen 99 Prozent waren weiblich. Als Mann ist man in diesem Berufsfeld gefragt, und da ohnehin ein Fachkräftemangel herrscht, werden dringend neue Arbeitskräfte benötigt.

Dass in einem bestimmten Berufsfeld nur wenige Frauen arbeiten, sollte nicht abschrecken. Oftmals sind gerade Männer dort besonders willkommen, da sie das Teamklima deutlich verändern können. Zudem herrscht in den genannten Berufsfeldern in den meisten Fällen ein Fachkräftemangel. Dies erleichtert den Berufseinstieg und ermöglicht eine bessere Ausgangsposition bei Gehaltsverhandlungen oder anderen Themen.

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