Autonomes Fahren: Fünf vielversprechende Projekte
Weltweit gibt es zahlreiche Unternehmen und Start-ups, die daran arbeiten, die Vorstellung eines autonom fahrenden Verkehrsmittels Realität werden zu lassen. «Fokus» verschafft einen kleinen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge.
Schon seit längerer Zeit ist die Menschheit davon fasziniert: So hat beispielsweise 2002 der berühmte Regisseur Steven Spielberg in seinem Film «Minority Report» ein selbstfahrendes Auto geschaffen. Genau solche Fortbewegungsmittel sollten heutzutage eigentlich im Strassenverkehr teilnehmen können, wie diverse Wissenschaftler:innen und Expert:innen vor ein paar Jahren voraussagten. Dies ist aber bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich geworden und die Schlagzeilen über Unfälle, die aufgrund des eingeschalteten Autopiloten passiert sind, häufen sich. Dennoch gibt es momentan einige aussichtsreiche Pilotprojekte.
Selbstständiger Lieferdienst in Ebikon
Seit dem 8. Februar 2023 testen die Migros und Schindler gemeinsam einen selbstfahrenden Lieferdienst im luzernischen Ebikon. Entwickelt und gebaut wurde der sogenannte «Migronomous» vom Start-up Loxo. Wie die Migros in einer Pressemitteilung schreibt, können Mitarbeitende von Schindler während der jetzigen Testphase Bestellungen aufgeben, die in der Migros-Filiale in der Mall of Switzerland von Angestellten zusammengestellt und anschliessend in das autonome Lieferfahrzeug geladen werden. Dieses transportiert die bestellten Produkte dann mit maximal 30 km/h zum 500 Meter entfernten Firmengelände von Schindler. Pro Ladung können höchstens 64 Einkaufstaschen geliefert werden. Das Ziel dieses Piloten sei es, «vertikale Mobilität mit innovativen, selbstfahrenden Transportoptionen zu verknüpfen. Vernetzte Transportlösungen können Städte lebenswerter und nachhaltiger machen und einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung leisten», wie Christian Studer, Head of New Technologies bei Schindler, gegenüber der Migros sagt.
Autonomes Bussystem in Israel
In vier verschiedenen Regionen Israels werden seit zwei Jahren autonom fahrende Busse im Strassennetz erprobt. Der Staat arbeitet dabei mit den vier Busunternehmen Egged, Dan, Metropoline und Nativ Express zusammen, die gleichzeitig auch die selbstständig fahrenden Busse zur Verfügung stellen. Die Fahrzeuge der ersten zwei sind vor allem für längere Strecken zwischen einzelnen Städten zuständig, die anderen fahren hauptsächlich im Nahverkehr in Südisrael, beispielsweise in Tel Aviv. Wird die Pilotphase erfolgreich abgeschlossen, sollen die Busse auch weiterhin im öffentlichen Verkehr im ganzen Land eingesetzt werden.
Automatisierter ÖV in Deutschland, Norwegen und der Schweiz
Am 1. Oktober 2022 lancierte die Europäische Union ein Projekt, um ein autonomes öffentliches Verkehrsnetz umzusetzen. Während vier Jahren werden nun in Kronach, Genf und Oslo zusammen mit 23 europäischen Partnern aus den drei Branchen Industrie, Wissenschaft und öffentlicher Verkehr bis zu 45 autonome Shuttles getestet. Diese können mit maximal 60 km/h Personen transportieren, bisher aber jeweils nur am Stadtrand und nicht in den Innenstädten. Wie Projektkoordinator Lars Abeler in einem Interview mit der Deutschen Bahn betont, liegt das Ziel des Projekts vor allem darin, «die Wirtschaftlichkeit autonomer Verkehre zu stärken».
Selbstfahrende Taxis in Phoenix
Vor etwa fünf Jahren startete die Firma Waymo, entstanden aus einer Abteilung von Google, den Testbetrieb von selbstfahrenden Taxis in den Vororten von Phoenix in den Vereinigten Staaten. Der Ort ist für ein solches Pilotprojekt ideal: Zum einen sind es in den USA einzig die Gesetze Arizonas, die autonome Fahrzeuge auf den Strassen erlauben. Zum anderen stimmen die Voraussetzungen. Breite Strassen, die schachbrettartig angeordnet sind, wenige Fussgänger:innen oder Velos und vor allem wenig Niederschlag, der die Sensoren des Autos stören kann. Denn obwohl das Unternehmen auf der Website vom «erfahrensten Fahrer der Welt» spricht, haben die Taxis in unerwarteten Situationen Probleme und blockieren dadurch den Verkehr. Aus diesem Grund sind die «Robotaxis Waymo One» momentan noch von einer vermehrten Nutzung ausgeschlossen. Sie verkehren inzwischen aber auch in Downtown Phoenix und in San Francisco, wo jedoch stets noch ein menschlicher Fahrer oder eine menschliche Fahrerin im Auto sein muss.
Selbstständig fahrende Trucks aus Toronto
Das seit 2021 bestehende Start-up Waabi in Toronto, Kanada möchte einen Schritt weitergehen als andere Hersteller und autonomes Fahren mit künstlicher Intelligenz verbinden. Ein Programm kreiert Simulationen in einer digitalen Welt und ermöglicht es so den Fahrzeugen, mithilfe des Machine Learnings Situationen immer wieder neu einzuschätzen und darauf zu reagieren. Das aus diesen Daten Gelernte hilft den selbstfahrenden Lastwagen, mit den zusätzlich angebrachten Sensoren und Kameras unbekannte oder seltene Gegebenheiten im Strassenverkehr besser meistern zu können. Die Gründerin des Unternehmens ist die spanische Forscherin Raquel Urtasun, die an der EPFL in Lausanne doktorierte. Das Start-up hatte zu Beginn rund 80 Millionen US-Dollar Kapital, namhafte Investoren sind Uber und Kholsa Ventures, welche unter anderem auch an Open AI beteiligt sind. Momentan teste das Unternehmen die Technologie vor allem bei Truckern für Langstreckenfahrten, da die Strassenverhältnisse viel einfacher und weniger komplex seien als in einer Innenstadt, so Urtasun gegenüber 10vor10. Die Trucks fahren momentan durch mehrere Gebiete in den USA.
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