königssee - bavaria, bavaria, berchtesgaden, st.bartholomae, germany. symbolbild spirituelles wann
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Aktivferien Outdoor Herbst

Spirituelles Wandern für ein besseres Selbstvertrauen

26.09.2023
von Linda Carstensen

Mehrere hundert Kilometer wandern sie über Stock und Stein – die Pilgerinnen und Pilger des Jakobswegs. War der Hintergrund für das Pilgern früher wohl ausnahmslos religiös, so suchen die wandernden Menschen heute eher nach einer spirituellen Erfahrung und einer mentalen Herausforderung.

Ursprünglich pilgerten Menschen aus Glaubensgründen. Eine Busse, die Erfüllung eines Gelübdes oder ein bestimmtes religiöses Anliegen motivierten sie, ins Fremde zu ziehen. Heute sind die Beweggründe für langwierige Wanderungen genauso bunt wie die Menschen, die sich auf eine solche spirituelle Reise begeben.
Einige wollen in der atemberaubenden Natur zur Ruhe kommen und den Alltag vergessen. Andere verbringen ihre freie Zeit gerne aktiv und verspüren den Drang, sich zu bewegen. Von Sinnsuche über Selbstfindung bis zum Verarbeiten erschütternder Erfahrungen – Gründe zu wandern, gibt es wie Sand am Meer.

Im Einklang mit Körper und Psyche

Auch die Coronapandemie hat das Wandern als Freizeitbeschäftigung boomen lassen. So entdeckte mancher Bewegungsmuffel in dieser Zeit den naturverbundenen Sport für sich. Jedoch ist eine Wanderreise nicht nur körperlich, sondern auch mental eine Herausforderung.

Auch die Psychotherapeutin Cornelia Zuberbühler spricht von körperlichen und mentalen Grenzerfahrungen, die dabei auftreten können. «Durch das Überwinden dieser Hürden erleben wir Selbstwirksamkeit und Stärke, was zu mehr Selbstvertrauen führt und unsere Resilienz gegenüber Widrigkeiten des Lebens fördert», erklärt sie. Laut der Appenzellerin sind Menschen, die lange wandern, mit ihrem Körper und Psyche viel unmittelbarer in Kontakt als beispielsweise im Alltag.

Sie führt aus: «Ich erlebe mich dann in einer sich ständig verändernden, unvertrauten Umgebung, bin dadurch in der Regel achtsamer und weniger im ‹Autopilotenmodus›.» So würden Menschen Körperempfindungen und Gefühle in Abwesenheit der sonst vorhandenen Reizüberflutung bewusster und intensiver wahrnehmen. Der verbesserte Zugang zu den Gefühlen erleichtert das Einordnen der damit verbundenen Bedürfnisse und hilft, Entscheidungen und Handlungen besser darauf abzustimmen, so Zuberbühler.

Frei, selbstbestimmt und stolz

Generell sehnen sich viele nach einer längeren Auszeit, in der sie nicht ständig erreichbar sind. Zuberbühler bezeichnet die Natur als einen Ort der Ruhe, der Schutz vor zivilisatorischer Reizüberflutung und Leistungsansprüchen bietet. So würden sich Menschen freier und selbstbestimmter fühlen. Schlussendlich sind Menschen, die den Pilatus erklommen oder einen Teil des Jakobswegs zurückgelegt haben, auch stolz auf sich. Deshalb werden im spanischen Santiago de Compostela – der berüchtigten Endstation des sogenannten Caminos – auch fleissig Fotos vor der Kathedrale geschossen und auf Social Media geteilt.

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