Interview von Tatiana Almeida

Andri Ragettli: Ein Blick auf die goldene Jahreszeit

Wie Social Media sein Leben veränderte, mentale Stärke ihn formte und er den Herbst geniesst.

Andri Ragettli (26), der Schweizer Freestyle-Skifahrer, beginnt seine Saisonvorbereitung bereits lange vor dem Winter. Abseits der Skipiste bleibt ihm auch ein wenig Zeit für Erholung und Freizeit. Im Interview mit «Fokus» gibt er einen Einblick in seinen Herbst und schildert, welche Besonderheiten diese Zeit für ihn bereithält.

Andri Ragettli, deine beeindruckenden Erfolge im Freestyle-Skiing haben dir nicht nur zahlreiche Medaillen eingebracht, sondern auch eine enorme Reichweite als Content Creator. Wie hat sich dein Leben verändert, seit du ein so breites Publikum in den sozialen Medien erreichst?

Es hat sich in vielerlei Hinsicht etwas verändert. Ohne Social Media würden mich vermutlich nur die Menschen kennen, die sich für diesen Sport interessieren. Durch die sozialen Medien erreiche ich jedoch ein viel breiteres Publikum. Menschen, die sich normalerweise nicht fürs Skifahren interessieren, werden durch meine Videos inspiriert. Dieser zusätzliche Aufwand hat auch meinen Alltag als Sportler beeinflusst. Ich bin dadurch sehr gut darin geworden, zu planen, zu organisieren und meine trainingsfreie Zeit möglichst effizient für Social Media zu nutzen. Es ist aber auch wichtig, reine Erholungsphasen einzulegen und diese nicht zu vergessen. Es ist anstrengend, eine Karriere als Sportler zu verfolgen und gleichzeitig auch auf Social Media kreativ zu sein – das sieht von aussen manchmal vielleicht anders aus, aber es ist wirklich sehr viel Arbeit, die dahinter steckt.

In deinem Buch betonst du die Bedeutung des mentalen Trainings für deinen Erfolg. Wie hat sich dein Ansatz zur mentalen Stärke im Laufe deiner Karriere entwickelt und welche Rolle spielt er heute für dich?

Mentales Training ist, wie viele Sportler:innen bestätigen würden, von entscheidender Bedeutung. Es ist wahrscheinlich das wichtigste Puzzlestück für professionelle Athlet:innen. Während die technischen Fähigkeiten bei den Kunststücken auf hohem Niveau sind, entscheidet oft die mentale Stärke, wie man mit Herausforderungen umgeht. Ich habe mich schon früh mit mentalem Training auseinandergesetzt, da ich bereits in jungen Jahren ein paar Schwierigkeiten damit hatte. Heute ist dieses Training nach wie vor entscheidend, da man ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird und immer weiter dazulernt.

Andri Ragettli

Bild: © Gian Ragettli

Hast du bestimmte Rituale oder Gewohnheiten im Alltag, um konzentriert und motiviert zu bleiben?

Ich halte nicht viel von dem Begriff «motiviert sein», weil es einfach nicht möglich ist, immer motiviert zu sein (lacht). Für mich ist Disziplin wichtiger. Es geht darum, Dinge zu tun, auch wenn man mal keine Lust hat. Manchmal muss man sich einfach überwinden. Als Beispiel, wenn ich mich dazu bringe, jeden Tag etwas zu tun, wie eine kalte Dusche zu nehmen, überwindet man seinen inneren Schweinehund und macht die Dinge einfach (lacht). Manchmal muss man es eben einfach machen, ohne viel darüber nachzudenken!

Die Schweizer Landschaft ist im Herbst besonders schön. Hast du Lieblingsorte, die du zu dieser Jahreszeit gerne besuchst?

Im Herbst ist Saas-Fee besonders schön, wenn wir dort trainieren. Der Lärchenwald verwandelt sich zu dieser Zeit in ein Meer aus orangefarbenen und goldenen Tönen – ein wunderschöner, beeindruckender Anblick.

Als Athlet ist mein grösstes Ziel, bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Italien eine Medaille zu gewinnen. – Andri Ragettli

Wie geniesst du die herbstliche Stimmung, wenn du mal nicht im Training bist?

Ich finde es cool, im Herbst an den Caumasee zu gehen, wenn die Sonne scheint. Zu dieser Zeit ist es dort ruhiger; im Sommer kommen viele Touristen. Der Wasserpegel des Sees sinkt und es entstehen wunderschöne Farben. Auch Spaziergänge im Wald gehören zu meinen Herbstaktivitäten, da ich das im restlichen Jahr nicht so oft mache.

Was sind deine Lieblings­herbstgerichte oder -getränke?

Ich mag Früchtetee, besonders wenn es draussen kühler wird. Eine warme Kürbiscremesuppe gehört auf jeden Fall auch dazu. Ehrlich gesagt musste ich ein wenig darüber nachdenken, da ich nicht unbedingt spezielle Herbstgerichte oder -getränke habe. Ich schätze einfach die saisonalen Klassiker, die in der kühleren Jahreszeit besonders gut schmecken.

Was möchtest du in Zukunft als Athlet und Content Creator noch erreichen?

Als Athlet ist mein grösstes Ziel, bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Italien eine Medaille zu gewinnen. Dafür werde ich alles geben, um mich optimal vorzubereiten und mein Bestes zu geben. Als Content Creator strebe ich an, die Millionenmarke auf Instagram zu knacken. Es geht mir dabei nicht nur um die Zahl, sondern auch darum, eine starke und engagierte Community aufzubauen.


Bilder © Gian Ragettli

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09.10.2024
von Tatiana Almeida
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