Interview von SMA

Sascha Ruefer: «Mittlerweile finde ich meine Ruheoasen auch in der Schweiz»

Nach einem turbulenten Jahr will der TV-Moderator mehr Zeit mit sich selbst und der Familie verbringen. Im Interview erklärt er wie und wo.

Das vergangene Jahr war für den Schweizer Sportreporter, TV-Moderator und Showmaster Sascha Ruefer (51) turbulent. Für das laufende Jahr hat sich Ruefer daher mehr Ruhe, Familienzeit und Entschleunigung auf die Fahne geschrieben. Wie er dieses Ziel umsetzt und welche Destinationen er dafür anpeilt, wollte «Fokus» genauer wissen.

Sascha Ruefer, bevor wir einen Ausblick auf Ihr Jahr 2023 wagen – wie ist Ihr 2022 verlaufen?

Es war ein enorm abwechslungsreiches Jahr für mich. Ich habe das grosse Privileg, einen äusserst spannenden Job zu haben, der mich immer wieder an aufregende Orte rund um den Globus führt. Mein Jahr 2022 war sogar besonders gespickt mit Highlights, schliesslich standen im selben Jahr mit den Olympischen Spielen in Beijing sowie der Fussball-WM in Katar zwei Sportveranstaltungen der Superlative an.

Welcher Anlass hat Sie stärker geprägt?

Das ist schwierig zu sagen. Einerseits durfte ich in Peking einen Ort erleben, über den man zwar viel liest und zu wissen glaubt – doch der sich dann ganz anders präsentiert, wenn man ihn hautnah erlebt. Gleiches gilt für Katar. Die Reise in den Wüstenstaat war auch deshalb aussergewöhnlich, weil im Vorfeld sehr viel kritische Berichterstattung erfolgt war. Dementsprechend reiste ich fürs SRF mit einer eher zurückhaltenden Grundstimmung nach Katar. Vor Ort zeigte sich dann allerdings, dass viele Aspekte nicht so waren, wie man sie sich aufgrund der medialen Berichterstattung vorstellte.

Olympische Spiele und Fussball-WM im gleichen Jahr – ist das nicht enorm anstrengend?

Ich versuche die Sache immer aus einer sportlichen Warte zu sehen: Die Athletinnen und Athleten an diesen Veranstaltungen können nicht zurückstecken und müssen ihr Bestes geben. Gleiches gilt für uns Moderatorinnen und Moderatoren. Aber selbstverständlich kann es schon mal hektisch werden, schliesslich jagt an diesen Turnieren ein Ereignis das nächste und man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen. Ein Vorteil für mich lag in der Tatsache, dass die WM in Katar mehrheitlich ortsgebunden war und man dementsprechend nicht durch das ganze Land reisen musste, um den einzelnen Partien beizuwohnen. Darum hielt sich zumindest der Reisestress während der WM in Grenzen. Ich spürte allerdings einen Impact, als ich in die Schweiz zurückkehrte.

Sascha Ruefer im Studio

Bild SRF

Inwiefern?

Die Fussballweltmeisterschaft fand im November und Dezember statt. Das bedeutet, dass ich die Wintermonate bei einer Grundtemperatur von über 30 Grad erlebte. Nun könnte man natürlich sagen, dass dies für mich ein Segen war. Doch ich bin ein ausgesprochener Weihnachtsfan. Ich liebe die besondere Atmosphäre dieser Jahreszeit, die festlichen Dekorationen, die Gerüche und Geschmäcker und ja, auch den Kitsch. Als ich aus Katar zurückkehrte, stellte ich fest, dass in mir keine richtige Weihnachtsstimmung aufkommen wollte. Zwar habe ich auch dort übers heimische Radio regelmässig Weihnachtssongs wie «Last Christmas» gehört, doch es ist einfach nicht das Gleiche. Da habe ich realisiert, dass für eine echte Weihnachtsstimmung die Wochen und Monate vor dem Fest essenziell sind, um die nötige festliche Atmosphäre aufzubauen. Und dieses Zeitfenster hatte ich leider verpasst.

Dann haben Sie für 2023 sozusagen Weihnachts-Nachholbedarf?

Und ob (lacht). In diesem Jahr habe ich mir diesbezüglich sogar etwas ganz Besonderes vorgenommen: Ich möchte gemeinsam mit meinem neunjährigen Sohn den Weihnachtszauber von New York erleben. Ich stelle es mir traumhaft vor, gemeinsam mit ihm vor dem grossen Weihnachtsbaum beim Rockefeller Center zu stehen und vielleicht auch die eine oder andere Runde auf der Eisbahn zu drehen. Auf diese Weise wäre mein eher bescheidenes Weihnachten von 2022 mehr als kompensiert. Darauf und auf die vielen spannenden Erlebnisse mit meinem Sohn freue ich mich jetzt schon.

Was erhoffen Sie sich in den Monaten vor Weihnachten von Ihrem Erlebnisjahr 2023?

Eine wichtige Lektion, die ich gelernt habe, besteht darin, keine Neujahrsvorsätze mehr zu fassen. Das führte in der Vergangenheit immer zu Stress und Enttäuschung, darum bin ich davon mittlerweile ganz abgekommen. Was ich mir aber konkret auf die Fahne geschrieben habe: Ich möchte in diesem Jahr bewusst mehr Ruhe und Entspannung erleben und mein 2023 einfach geniessen. Hier spielt mir die Tatsache in die Karten, dass aus rein sportlicher Sicht in diesem Jahr nicht zu viele grosse Events anstehen. Dementsprechend sind die idealen Voraussetzungen gegeben, damit ich mir mehr Zeit für meinen Sohn und mich nehmen kann.

Und wo finden Sie zur Ruhe?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es äusserst schwierig ist, im alltäglichen Umfeld wirklich abzuschalten. Denn viel zu oft distanzieren wir uns dann nicht wirklich von unseren alltäglichen Aufgaben und Routinen. Darum achte ich bewusst darauf, für eine Auszeit auch einen Szenenwechsel vorzunehmen. Lange Zeit war Mallorca dafür die Destination meiner Wahl. Mittlerweile finde ich meine Ruheoasen aber auch in der Schweiz. Ich bevorzuge da vor allem die Region Lenzerheide. Ihre wunderbare Landschaft übt eine sehr beruhigende Wirkung auf mich aus. Ich bin dort zwar nicht direkt daheim, fühle mich aber wohl und kann mich ausreichend von meinem Alltag distanzieren. Neu peile ich die Region nicht mehr nur im Winter, sondern auch im Sommer an.

Wie vertreiben Sie sich dabei die Zeit?

Ich wandere gern, bin aber nicht übermässig ambitioniert. Mir geht es mehr um den genussvollen Aufenthalt in der Natur. Zudem ist die Lenzerheide ein perfekter Ort zum Biken: Mit meinem E-Bike bin auch ich in der gebirgigen Landschaft flott unterwegs. Diese Leidenschaft habe ich in den letzten beiden Jahren für mich entdeckt. Das Gleiche gilt für Ferien im Camper: Mein Sohn liebt diese Art des Verreisens und ich werde in diesem Jahr auf jeden Fall wieder einen Camper für uns organisieren.

Könnten Sie sich vorstellen, Katar dereinst als Feriendestination erneut zu besuchen?

Ich spreche hier nur für mich: Grundsätzlich ja, allerdings nicht, um Kultur- oder Entdeckungs-Ferien zu machen, sondern eher, um in einer der zahlreichen erstklassigen Hotelanlagen voll und ganz abzuschalten. Dafür eignet sich die Destination meines Erachtens perfekt. Wenn es hingegen um Kultur und Abenteuer geht, würde ich gern Tokio nochmals besuchen. 2021 durfte ich diese aufregende Metropole zum ersten Mal erleben und ich habe grossen Gefallen an dieser hoch spannenden Stadt gefunden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es äusserst schwierig ist, im alltäglichen Umfeld wirklich abzuschalten. Denn viel zu oft distanzieren wir uns dann nicht wirklich von unseren alltäglichen Aufgaben und Routinen.

Beim Reisen stellt sich heute vermehrt auch die Frage des persönlichen CO2-Fussabdrucks. Achten Sie darauf?

Ich möchte ehrlich sein. Ich bin Teil einer Generation, die sich zu diesem Thema lange keine grossen Gedanken gemacht hat. Wenn ich also Jahr für Jahr in der ganzen Welt unterwegs war und auch privat immer wieder die Insel Mallorca ansteuerte, war das für mich einfach normal. Nun sehen wir eine neue Generation, die diesbezüglich den Diskurs übernimmt und das Thema neu aufgreift. Das regt auch mich zum Nachdenken an. Und als Vater eines neunjährigen Sohnes stehe ich in der Verpflichtung, meine Handlungen und Ansichten kritisch zu hinterfragen. Man könnte sagen: Steter Tropfen höhlt den Stein. Aus diesem Grund bleibe ich jetzt auch immer öfter in der Schweiz und verbringe meine Ferien hier, anstatt aus Gewohnheit einfach den nächsten Flieger zu boarden.

Als langjähriger TV-Moderator sind Sie es sich gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Durch Ihre Beziehung zu Musikerin Eliane Müller sind Sie jetzt zusätzlich zu einem Teil eines Schweizer Promi-Pärchens geworden. Man nennt Sie beide hierzulande mittlerweile liebevoll «Sascheli». Wie fühlt sich das an?

Wir nehmen das beide mit einer gesunden Portion Humor. Denn eigentlich ist das Ganze ja ziemlich witzig. Sowohl Eliane als auch ich sind Menschen, die auf dem Boden geblieben sind und daran wird sich auch nichts ändern. Zudem sind wir in der Schweiz im Umgang mit sogenannten «Promis» ja sehr diskret, was ich äusserst angenehm finde.

Zum Schluss: Was kommt 2023 beruflich auf Sie zu?

Bei der SRG befindet sich derzeit natürlich vieles im Wandel. Die neuen Medien und insbesondere die Social-Media-Plattformen haben die Art und Weise, wie Inhalte generiert und konsumiert werden, grundsätzlich verändert. Das ist nicht immer einfach und als «altgedienter» Journalist betrachte ich die Schnelligkeit und Oberflächlichkeit der heutigen Newswelt auch durchaus kritisch. Auch wir bei der SRG müssen den Wandel mitmachen, das ist eine Pflicht. Gleichzeitig müssen wir weiterhin die journalistische Qualität sicherstellen und dafür sorgen, dass Themen nicht nur oberflächlich behandelt werden. Das ist ein Spagat, der alles andere als leicht auszuführen ist. Doch ich und meine Kolleginnen und Kollegen werden auch in diesem Jahr unser Bestes tun, um ihn zu meistern.

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18.03.2023
von SMA
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