Wohnraum Hat die Schweiz ein Wohnraumproblem?
Wohnen

Hat die Schweiz ein Wohnraumproblem?

22.09.2021
von Kevin Meier

Bezahlbarer Wohnraum ist seit einigen Jahren ein wiederkehrendes Thema. Nicht zuletzt aufgrund der Coronakrise wurde kürzlich sogar eine Verschlechterung der Situation befürchtet. Ein Einblick, weshalb Wohnraum vermehrt zu einem Politikum wird.

Im Oktober 2016 reichte der Mieterinnen- und Mieterverband ihre Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» ein. Sowohl der Bundesrat als auch das Parlament lehnten die Initiative ab, da sie die beschriebenen Eingriffe in den Markt als unnötig und unrealistisch empfanden. Das Schweizer Stimmvolk schien genauso wenig überzeugt und stimmte am 9. Februar 2020 gegen die Vorlage. Dennoch wird die Situation des Wohnungsmarktes von mehreren Seiten als problematisch angesehen. 

Notstand oder nicht?

Grundsätzlich anerkennt auch der Bundesrat, dass es zumindest für einige Bevölkerungsgruppen schwierig ist, eine häuslich und finanziell tragbare Wohnung zu finden. Von Wohnungsmangel oder -not spricht man, wenn weniger als 1,5 respektive weniger als ein Prozent des Wohnraums leer steht. Laut dem Bundesamt für Wohnungswesen BWO schrammt die Schweiz 2021 mit 1,54 Prozent knapp an einem Wohnungsmangel vorbei. In einigen Regionen herrsche hingegen akute Wohnungsnot, beispielsweise im Kanton Zug mit unter 0,5 Prozent Leerbestand.

Das Problem der adäquaten Wohnung

Bei der Diskussion um bezahlbaren Wohnraum geht es nicht nur darum, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf haben. Es handelt sich auch um eine Debatte um angemessene Wohnverhältnisse. Durch Dynamiken wie die Urbanisierung ballen sich immer mehr Menschen in denselben Siedlungsräumen, wodurch eine Wohnknappheit entsteht. Dadurch steigen wiederum die Preise und die finanziell erschwinglichen Wohnverhältnisse können prekäre Ausmasse annehmen. Die Folge ist, dass Teile der Bevölkerung Einbussen bei Lage, Ausstattung, Sicherheit und Grösse hinnehmen müssen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Lebensqualität und die mentale Gesundheit, da beispielsweise die Erholung im Privatraum erschwert wird.

Das Thema Wohnen in der Politik

International ist die Thematik genauso in die politische Sphäre vorgedrungen. Am 21. Januar 2021 hat das Europäische Parlament den Initiativbericht «Zugang zu angemessenem und bezahlbarem Wohnraum» verabschiedet. Dieser fordert, wie der Name suggeriert, erschwinglichen Wohnraum sowie einen verstärkten Schutz der Mieter:innen und ein einklagbares Recht auf angemessenes Wohnen. Von den Mietverbänden wird diese Ablösung von der Marktorientierung hin zu einem verbesserten Mietendenschutz begrüsst. Nationale Obrigkeiten hinken dieser Entwicklung allerdings noch hinterher.

Weitere Bemühungen in der Schweiz

Hierzulande zeigt die Tendenz in eine ähnliche Richtung. Da bezahlbarer, angemessener Wohnraum eher in urbanen Gebieten ein Problem darstellt, lassen sich ebenda entsprechende Bestrebungen beobachten. Zum Beispiel hat der Stadtrat von Rapperswil-Jona einen überzeugenden Gegenvorschlag zu einer Initiative ausgearbeitet, worauf die Initianten diese zurückzogen. In der Stadt Luzern wurde schon 2012 die Initiative «Für bezahlbaren Wohnraum» angenommen. Weitere und ähnliche Bestrebungen lassen sich in der ganzen Schweiz finden. Eine Trendwende in Sachen bezahlbarer Wohnraum scheint sich anzubahnen.

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