Wie gewinnt man Talente in Zeiten des Fachkräftemangels – und wie sorgt man dafür, dass sie bleiben? Dana Gielnik, Leiterin People, Culture & Places bei Star Finanz, spricht über strategische Personalarbeit, moderne Arbeitskultur und erklärt, warum emotionale Bindung wichtiger ist als materieller Benefit.

Dana Gielnik
Leiterin People, Culture & Places
Frau Gielnik, was zeichnet für Sie gute Personalarbeit aus?
Mein Verständnis davon hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Früher habe ich die Personalabteilung als internen Dienstleister betrachtet, der sich um Verträge, Prozesse und eine gute Stimmung kümmert. Inzwischen spricht man nicht mehr von HR, sondern von People & Culture. Das verdeutlicht den Kulturwandel in der Arbeitswelt: Unser Platz ist heute am strategischen Entscheidungstisch. Die Themen, die wir im Bereich People & Culture gestalten – von Vergütungsmodellen bis zu Transformationsprozessen – beeinflussen den Unternehmenserfolg direkt.
Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?
Nehmen wir mal unser neues Gehaltssystem. Statt individueller Verhandlungen setzen wir jetzt auf transparente, objektive Kriterien. Das verändert viel, auch die Machtstrukturen im Unternehmen. Führungskräfte müssen loslassen, Mitarbeitende erhalten Orientierung. Der Weg dahin war nicht einfach, aber notwendig. Denn nur, wenn die Personalabteilung auch solche tiefgreifenden Themen vorantreiben darf, entsteht echter Wandel.
Ihr Grundsatz lautet »People first«, was steckt dahinter?
Das ist bei uns nicht nur ein Slogan, sondern bildet die Basis unserer Arbeit. Als zertifizierte menschenzentrierte Organisation beziehen wir Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden sowie Stakeholder konsequent mit ein. Es geht um Partizipation, Dialog und Mitgestaltung – und um ein Miteinander, das auch dann trägt, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, die nicht allen gefallen.
Wie genau zeigt sich das im Alltag?
Wir setzen stark auf Vereinbarkeit und die sieht in jeder Lebensphase anders aus. Ob Sabbaticals, Workation oder die 36-Stunden-Woche ab 60: Wir schaffen Räume für individuelles Arbeiten. Und wir vertrauen auf unsere Teams, sie entscheiden selbst, wie viel Präsenz erforderlich ist. Wir haben gemerkt, dass Selbstorganisation funktioniert, wenn die Kultur stimmt. Wenn jemand länger nicht im Büro war, gibt es ehrliches Feedback – ganz ohne Top-down-Quote. Das hat mehr Wirkung als jede Regel.
Talente werden überall gesucht. Womit heben Sie sich im Wettbewerb ab?
Wir bieten Flexibilität, Weiterbildung und Entwicklungsmöglichkeiten. Doch letztlich ist es unsere Kultur, die überzeugt. Dazu eine kleine Anekdote: Ein Mitarbeiter war so begeistert von unserem betrieblichen Gesundheitsangebot, dass er seine erfolgreiche Teilnahme an einem Raucherentwöhnungskurs in den sozialen Medien teilte. Kurz darauf meldete sich eine externe Person bei uns – jedoch nicht mit einer Bewerbung, sondern mit der Bitte, am Seminar teilnehmen zu dürfen. Als wir erklärten, dass wir kein Anbieter, sondern ein Softwareunternehmen sind, kam prompt die Antwort: »Dann will ich bei euch arbeiten.« Was zeigt: Wer unsere Werte teilt, fühlt sich schnell angesprochen, manchmal sogar ganz unerwartet.
Was sollte jemand mitbringen, um Teil Ihres Teams zu werden?
Technologieaffinität ist heutzutage selbst in klassischen kaufmännischen Rollen wichtig. Noch entscheidender sind jedoch Neugier, Offenheit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – sowie der Wunsch, nicht nur einen Job zu machen, sondern aktiv mitzugestalten.
Weitere Informationen unter www.starfinanz.de
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