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Berufswahl leichtgemacht – worauf es wirklich ankommt

13.04.2019
von Mona Martin

Gymnasium, Berufsmatura oder doch Berufslehre? Wir sehen uns heute mit einem wachsenden Angebot von Aus- und Weiterbildungen konfrontiert. Die Wahl haben ist schön, doch wie verhindern, dass sie zur Qual wird? Fokus hat nachgehakt.

Bei der Frage nach der Berufswahl stossen sowohl die Suchenden wie auch ihr Umfeld regelmässig an ihre Grenzen. Schüler und Eltern drohen im Meer der schier unbegrenzten Möglichkeiten zu versinken. Manch ein Berufstätiger gelangt im Laufe ihrer Karriere an den Punkt, an dem die aktuelle Tätigkeit mehr Leid als Freude bereitet. Es gilt, sich zu orientieren.

Individuelle Interessensfindung

Es gibt kein allgemeingültiges Vorgehen, um die passende Laufbahn einzuschlagen, äussern alle Seiten mit Nachdruck. In einem weiteren Punkt sind sie sich einig: Egal in welcher Lebenssituation, das Wichtigste ist, seinen Interessen und Fähigkeiten zu folgen.

Generell ein gutes Hilfsmittel zur Ergründung von Interessen und Fähigkeiten sind Interessentests. Grundsätzlich dienen sie dazu, bestehende Interessen aufzuzeigen und/oder zu bestätigen. Solche Tests sind im Internet zu finden oder können im Rahmen einer Berufsberatung durchgeführt und besprochen werden. Abhängig von den individuellen Bedürfnissen können Fragebögen, Tests, Bilder oder auch Coachingmethoden weitere Klarheit bringen, wie Hanni Bütler, Laufbahnberaterin für Erwachsene, ausführt. Es macht also durchaus Sinn, eine Fachperson herbeizuziehen, wenn noch Unsicherheiten bestehen. Die Beraterin oder der Berater können helfen, mögliche Tätigkeitsfelder herauszufiltern und eine Strategie zur Informationsbeschaffung zu entwickeln.

Egal in welcher Lebenssituation, das Wichtigste ist, seinen Interessen und Fähigkeiten zu folgen.

Möglichst viele Informationen sammeln

Hat man eine Idee, wofür das Herz schlägt, gilt es, die Möglichkeiten genauestens zu recherchieren. Meist empfiehlt es sich hierfür – auch wenn das abgedroschen klingt – ein Beratungsangebot zu nutzen.

Quereinsteiger Cyrill Martin meint: «Ich habe eine Berufsberatung in Anspruch genommen, selbstständig viele verschiedene Berufe und Aus- und Weiterbildungen recherchiert und geprüft.» Zusätzlich habe er mit zahlreichen Personen gesprochen, die in den interessierenden Branchen tätig sind und sich mit seinem Partner und Freunden ausgetauscht. So kam er zur Entscheidung, die Richtung zu wechseln. Es sei ein langer, aber notwendiger Weg gewesen, um Klarheit darüber zu erlangen, welche Berufe ihn tatsächlich interessieren, ergänzt er. Er hat sich nach einer Laufbahn als Psychologe für ein Zweitstudium in Recht entschieden. Dies hat er mittlerweile abgeschlossen und sucht nun den Einstieg im neuen Feld.

Für Jugendliche, welche kurz vor Abschluss der obligatorischen Schulzeit stehen, ist dieser Prozess nicht grundlegend anders. Auch hier geht es darum, Interessen und Stärken herauszufiltern und passende Tätigkeiten dafür zu finden. Jedoch ist erschwerend dabei, dass der Fokus in diesem Alter vielfach auf anderen Dingen liegt, als sich vertieft mit seiner Zukunft auseinanderzusetzen. Hier kommt die Rolle der Eltern ins Spiel. Liliane Müller, Berufsberaterin für Jugendliche, erachtet den Austausch mit den Eltern als sehr wichtig, da diese entscheidend zur Berufswahl beitrügen. Sie empfiehlt den Jugendlichen, die Angebote des Laufbahnzentrums oder der BIZ und in den Schulhäusern zu nutzen. In welcher Form diese Beratung stattfindet, hängt von der individuellen Situation der Jugendlichen ab: «Bei einigen reicht ein Kontakt, andere brauchen eine Begleitung bis zum Schluss. Für einige ist es aber tatsächlich noch zu früh. Da empfiehlt sich dann eine geeignete Zwischenlösung anzustreben.»

Eidgenössische Abschlüsse wie Lehre oder Matura vereinfachen eine Neuorientierung.

Gelassen bleiben, Wechsel sind möglich

Zwei Drittel der Jugendlichen fänden ohne grössere Schwierigkeiten Anschlusslösungen, welche ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen, ermutigt Liliane Müller. Zudem sei ein Grossteil der jungen Erwachsenen nach ihrem ersten Abschluss (Matura oder Berufslehre) sehr zufrieden mit ihrer Situation. Es kommt hinzu, dass die erste Wahl keineswegs die einzige bleiben muss. Ziele neu zu definieren und den Weg danach auszurichten, ist immer möglich. Dieses Vorgehen ist heute nicht mehr ungewöhnlich. Immer mehr Menschen in der Schweiz wechseln im Laufe ihres Lebens ihre Stelle oder sogar die Branche. Diesen Trend bestätigt auch Hanni Bütler. Sie empfing in den letzten Jahren vermehrt Erwachsene, welche mit ihrer beruflichen Situation nicht mehr zufrieden waren und eine Veränderung anstrebten. Das Wissen, dass mit 15 Jahren keine endgültige Entscheidung gefällt werden muss, könne für Jugendliche wie auch Eltern entlastend sein, bestätigt Frau Müller.

Aufwand und Ertrag möglichst realistisch abwägen

Was aber dennoch nicht vergessen werden sollte, ist die Tatsache, dass ein Richtungswechsel mit Zusatzaufwand verbunden ist und je nach Abschluss einfacher anzugehen ist. Frau Müller rät zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Bildungssystem der Schweiz. Eidgenössische Abschlüsse wie Lehre oder Matura vereinfachen eine Neuorientierung. Dennoch: Nicht für alle sind diese Optionen die optimale Lösung. In jedem Fall sollte man genau hinschauen, wo die individuellen Interessen und Stärken liegen und passende Lösungen finden.

Und was rät der Quereinsteiger den jungen Berufseinsteigern? «Mach, was dich interessiert. In unseren Breiten absolvieren wir so viel Aus- und Weiterbildungen und arbeiten so viel, dass man seine Ambitionen nur verfolgen kann, wenn man Leidenschaft dafür mitbringt.»

Grundsätzlich hilfreiche Fragen bei der Berufswahl sind:

  • Was sind meine Interessen und Stärken? (Interessentests und/oder Berufsberatung)
  • In welchen Berufen kann ich meine Interessen in welcher Form einbringen?
  • Wie erfahre ich mehr über diese Berufe?
    Realitätscheck: Nachfragen bei Ausübenden des Berufs
    Besuch von Informationsveranstaltungen
    Schnuppern in ausgewählten Betrieben
  • Welche konkreten Schritte sind notwendig, um dahin zu kommen? (Prüfungen, Ausbildungen, etc.)

Text: Mona Martin

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