schiff im wasser
Editorial Nachhaltigkeit Innovation

Aus Krisen lässt sich lernen

22.04.2021
von SMA

Mirjam Staub Bisang
Mirjam Staub-Bisang
Jurypräsidentin «Green Business CEO Rating», CEO Blackrock Switzerland

Das Jahr 2020 hat die Menschheit unvorbereitet getroffen. Quasi über Nacht veränderte sich grundlegend, wie wir leben, arbeiten und konsumieren. Die Fragilität unserer Gesellschaft und Wirtschaft wurde uns schonungslos vor Augen geführt. Wir erinnern uns an Bilder verwaister Städte. Unvergessen bleiben die Särge in den Strassen von Bergamo. Globale Lieferketten brachen zusammen, der Flugverkehr kam zum Erliegen. Fiskalmassnahmen brachten zwar temporär Erleichterung, dennoch stieg die Arbeitslosigkeit dramatisch an. Viele Unternehmen kämpfen ums Überleben, die Schere der sozialen Ungleichheit ging und geht weiter auf. Hunger und Not sind die Folgen – nicht nur in Schwellenländern –, erstmals nach zwanzig Jahren steigt die Armut auch global.

Innovativ nach Lösungen suchen

Und trotz allem: Krisen bringen auch Chancen mit sich. Unternehmen und Unternehmer, die sich agil auf neue Rahmenbedingungen einlassen, sich den Herausforderungen stellen und innovativ nach Lösungen suchen, profitieren. Allein, dass in Rekordzeit mehrere Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickelt wurden, zählt zu den grossen Erfolgen der modernen Wissenschaft. Keine Organisation hätte dies im Alleingang geschafft, erfolgreich waren die, die zusammengearbeitet haben. Oder denken wir an die zahllosen Technologie-Unternehmen – etablierte ebenso wie Start-ups – die dank der Krise florierten, weil sie die wandelnde Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen auch mit dem Aufkommen der Pandemie bedienen konnten. Digitale Geschäftsmodelle wie e-Commerce, e-Learning oder e-Health erfreuen sich einer beispiellosen Nachfrage, was sich auch in den Börsenbewertungen zeigt.

Aus Krisen lässt sich lernen. Eine der wohl wichtigsten Lehren aus der aktuellen Krise ist, dass Unternehmen, die dem Wandel aktiv begegnen, einen Wettbewerbsvorteil haben.

Im Gegensatz zur Coronakrise trifft uns die Klimakrise nicht unvorbereitet.

Mirjam Staub-Bisang, Jurypräsidentin «Green Business CEO Rating», CEO Blackrock Switzerland

Im Gegensatz zur Coronakrise trifft uns die Klimakrise jedoch nicht unvorbereitet. Wir werden immer öfter Zeugen des zunehmenden physischen Tributs, den die Erderwärmung in Form von Bränden, Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürmen fordert. Auch die direkten finanziellen Folgen schlagen immer stärker zu Buche. Parallel dazu rücken Regulierer die Risiken, die der Klimawandel für Unternehmen der Realwirtschaft aber auch für das globale Finanzsystem mit sich bringt, in den Fokus. Die EU unterstützt mit einem Kranz von Regulierungsmassnahmen die Transition zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Unternehmen sind angehalten, Klimarisiken – physische wie regulatorische Risiken – offenzulegen, mit der potenziellen Folge milliardenhoher Abschreibungen für verlorene Investitionen. Auch hier gilt: Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle aktiv an der neuen Realität einer emissionsarmen Wirtschaft ausrichten, werden langfristig florieren. Das zeigt sich auch in der Gunst der Investoren.

Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor

Es wird immer deutlicher, dass Nachhaltigkeit für Unternehmen nicht nur ein schönes Nebenprodukt, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor ist, um an dem geeinten Ziel des Pariser Klimaabkommens von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 mitzuwirken. Auch in der Schweiz hat sich das Bewusstsein geschärft, dass der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft, erhebliche Chancen mit sich bringt. Je stärker sich die Transition beschleunigt, desto mehr werden Unternehmen mit einer fundierten Nachhaltigkeitsstrategie profitieren und sich bei ihren Stakeholdern profilieren. Eine zentrale Voraussetzung dieser Transition ist allerdings, dass Nachhaltigkeit zur Chefsache wird. 

Text Mirjam Staub-Bisang

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