Hochschullehrer unterstützt Elektrotechnikstudenten. Symbolbild Bildung wirkt Fachkräftemangel entgegen
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Business Bildung

Kann Bildung dem Fachkräftemangel entgegenwirken?

09.03.2024
von Cedric Keiser

Der Fachkräftemangel in der Schweiz verschärft sich und setzt Arbeitnehmende, Unternehmen und Wirtschaft unter Druck. Derzeit gehen viele gut ausgebildete Fachkräfte in Pension und hinterlassen folgenreiche Lücken. Bildung könnte eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Mangel spielen. Doch inwieweit reicht die intensive Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmenden tatsächlich aus?

Ein hoher Fachkräftemangel ist für Arbeitsuchende eine komfortable Situation. Die Nachfrage nach Fachkräften ist hoch, was die Einstellungschancen stark erhöht und die Handlungsmacht auf die Seite der Arbeitnehmenden verschiebt. Für die Unternehmen hat dies jedoch erhebliche Nachteile: Die Suche nach Fachkräften wird immer schwieriger und unbesetzte Stellen bremsen die wirtschaftliche Leistung eines Unternehmens aus. Zudem bremst der Fachkräftemangel das Potenzial der Schweizer Wirtschaft und belastet alle Arbeitskräfte, die die Arbeit nicht besetzter Stellen übernehmen müssen.

Wo liegt das Problem?

Noch vor kurzem mussten zahlreiche Unternehmen wegen der Coronapandemie Kurzarbeit einführen und viele Mitarbeitende entlassen. Nach der definitiven Aufhebung der Massnahmen erholte sich die Schweizer Wirtschaft jedoch rasch und die starke Zunahme der internationalen Konsumnachfrage führte zu einem Anstieg der Auftragseingänge bei Schweizer Unternehmen. Gleichzeitig suchten viele Unternehmen Fachkräfte, um die Auftragsflut bewältigen zu können. Hinzu kommt der demografische Wandel in der Gesellschaft: Viele erfahrene und gut ausgebildete Fachkräfte gehen in den nächsten Jahren in Pension, was den Mangel verschärft. Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist die Gesundheitsbranche, da einerseits Fachkräfte fehlen und andererseits die alternde Gesellschaft immer mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch nimmt.

Mangel an hoch qualifizierten Fachkräften

Der Fachkräftemangel Index Schweiz 2023 der Adecco Gruppe zeigt, dass der Engpass vor allem bei hoch qualifizierten Fachkräften festzustellen ist. Berufe, die auf der Rangliste des Fachkräftemangels weit oben stehen, erfordern häufig eine tertiäre Ausbildung. Dazu zählen beispielsweise Universitäten, Höhere Fachschulen und Fachhochschulen. So fehlen Spezialist:innen vor allem in Gesundheitsberufen, Berufen der Naturwissenschaften, Mathematik und dem Ingenieurwesen, aber auch Expert:innen in IT-Anwendungen.

Fachkräftemangel weitet sich aus

Neben den hoch qualifizierten Fachkräften mangelt es gemäss dem Fachkräftemangel-Index auch an Nicht-Akademiker:innen wie Bauführer:innen, Polier:innen und Produktionsleiter:innen. So zitiert SRF News Matthias Engel vom Schweizerischen Baumeisterverband: «Die Situation wird in den nächsten 10 bis 20 Jahren nicht einfacher, liegt doch der Anteil der über 50-Jährigen in der Bauwirtschaft derzeit bei rund 40 Prozent. Und mit den Pensionierungen der Generation der Babyboomer werden gefragte Fachkräfte in Rente gehen.» Es zeichnet sich ab, dass in verschiedenen Branchen dringend neue Fachkräfte ausgebildet werden müssen.

Ein im Bau befindliches Holzhochhaus. In der Bauwirtschaft zeichnet sich durch den demografischen Wandel eine Verschärfung des Fachkräftemangels ab.

In der Bauwirtschaft zeichnet sich durch den demografischen Wandel eine Verschärfung des Fachkräftemangels ab. Bild: iStockPhoto/Canetti

Bildung entschärft den Fachkräftemangel

In der Schweiz besteht ein breites Weiterbildungsangebot. Gemäss der wirtschaftspolitischen Plattform «Die Volkswirtschaft» verfügt heute bereits jede zweite Person zwischen 25 und 34 Jahren über einen Abschluss auf Tertiärstufe (beruflich oder akademisch). Dies sei eine gute Nachricht, da der Fachkräftemangel in Berufen, die eine tertiäre Ausbildung voraussetzen, am grössten sei. Die Volkswirtschaft weist darauf hin, dass sich Erwachsene unabhängig von Branche und Qualifikationsniveau rasch neues Wissen aneignen und mit den Veränderungen in der Arbeitswelt Schritt halten können. Weiterbildungen erleichtern zudem die Umstellung auf neue Arbeitsprozesse oder gar den Einstieg in ein neues Berufsfeld.

Bessere Bezahlung kann helfen, aber nur begrenzt

Eine bessere Entlohnung erhöht die Attraktivität eines Arbeitsplatzes und zieht damit mehr Arbeitssuchende an. Dies löst das Problem jedoch nur punktuell bei einzelnen Unternehmen und nicht den Fachkräftemangel an sich. Höhere Löhne können aber die Attraktivität eines ganzen Berufsfeldes steigern und damit Anreize für eine Aus- oder Weiterbildung in diesem Bereich schaffen. Diese Entwicklung hätte das Potenzial, den Fachkräftemangel in Berufen, die eine höhere Ausbildung erfordern, abzumildern.

Vom Fachkräftemangel zum Arbeitskräftemangel

Die Studie der Adecco Gruppe stellt jedoch fest, dass das Überangebot an Fachkräften in gut besetzten Stellen abnimmt, der Fachkräftemangel in unterbesetzten Berufen jedoch stabil bleibt. Das bedeutet, dass sich der Fachkräftemangel immer mehr zu einem allgemeinen Arbeitskräftemangel entwickelt. Die Rekrutierung wird in allen Berufen zunehmend schwieriger und setzt Unternehmen unter Druck.

Relativierung des Mangels

Der Fachkräftemangel belastet die Schweizer Wirtschaft. «Die Volkswirtschaft» weist jedoch darauf hin, dass dieser das Resultat einer starken wirtschaftlichen Entwicklung und eines hohen Wohlstandsniveaus ist. Sie betont zudem, dass hoch qualifizierte Fachkräfte schon immer knapp und begehrt waren und die Unternehmen schon immer um sie kämpfen mussten. Um den Wohlstand und die positive Entwicklung der Schweizer Wirtschaft zu erhalten, muss dieses Problem dennoch angegangen werden.

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