mann steht auf einer treppe vor leuchtendem tor. symbolbild bildungslandschaft schweiz
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Karriere Bildung

Bildungslandschaft Schweiz: Der (Um-)weg zum Traumjob

16.03.2024
von Nina Schneider

Den nächsten Schritt zu wagen, kann in einem Meer aus Möglichkeiten schnell überfordernd wirken. Mit 15 Jahren stehen die meisten Jugendlichen erneut vor der Frage «Was will ich werden?». Es handelt sich dabei aber nicht um eine Lebensentscheidung, viel mehr lässt es sich als zweite Treppenstufe darstellen. Die Laufbahn gewinnt an Höhe und Perspektive und bietet neue Orientierung. Wer gerade dabei ist, sich für einen Weg zu entscheiden, sollte sich nicht zu sehr unter Druck setzen, denn die nächste Weggabelung ist oft nur ein Steinwurf entfernt.

Möglichkeiten nach der obligatorischen Schulzeit

In den meisten Kantonen dauert die obligatorische Schulzeit elf Jahre, inklusive Kindergarten. Danach überlegt sich ein Grossteil der Jugendlichen, ob sie eine Lehre absolvieren oder studieren möchten. Dabei sind die Optionen noch viel weitreichender als das: Es ist kein entweder oder sondern viel mehr ein sowohl als auch. Weiterbilden kann man sich auch fern ab der klassischen Bildungspfade. Kurse, Seminare, ein Praktikum im Ausland oder doch ein berufsbegleitendes Studium? Die Wege zum Traumjob sind unzählig.

Einstieg ins Berufsleben

Die Lehre ist in der Schweiz der beliebteste erste Schritt nach der Sekundarschule. Mit rund 250 verschiedenen Lehrberufen bietet die Schweiz eine vielfältige berufliche Grundlage. Nach zwei bis vier Jahren erhalten Berufseinsteigende bereits ihr erstes Fähigkeitszeugnis. Unabhängig vom erlernten Beruf stehen allerlei Türen offen. Wer sich wohlfühlt in der Branche, kann beispielsweise ein eidg. Diplom oder ein Fachausweis erlangen. Zudem besteht die Option, parallel oder im Nachhinein zur beruflichen Grundbildung auch eine Berufsmaturität zu absolvieren. Diese ermöglicht das Weiterlernen an einer Fachhochschule, das Erlangen eines Bachelors und eine berufliche Neuorientierung.

Weiterführende Schule

Die Maturität ermöglicht das Studium. In der Schweiz gibt es zusammengefasst drei Wege zur Matura: Die Gymnasiale Maturität, auch bekannt als Gymnasium, Kantonsschule oder Kollegium, ist der schnellste Weg an die Universität sowie an die Pädagogische Hochschule (PH). Das Langzeitgymnasium beginnt bereits nach der Primarschule und dauert sechs Jahre. Alternativ sind nach dem ersten Jahr an der Sekundarschule die Schüler:innen für das vierjährige Kurzzeitgymnasium zugelassen. Auch die Fachmaturität lässt das Weiterstudieren an der PH zu. Die Berufs- und die Fachmaturität sind das direkte Eintrittsticket zu einer höheren Fachschule (HF) oder einer Fachhochschule (FH), denn diese setzen meist berufliche Erfahrung voraus. Um an einer Universität oder an der ETH zu studieren, absolvieren Interessierte ohne gymnasiale Maturität eine Ergänzungsprüfung oder die Passerelle.

Ausbildungsland Schweiz

Am besten wählen Jugendliche den Einstieg in die Berufswelt aufgrund persönlicher Fähigkeiten und Interessen und entwickeln diese auf ihrem ganz individuellen Lebensweg weiter. Bei grossen Entscheidungen spielt oft die Angst mit, das Falsche zu wählen. Dabei gibt es in der Schweiz in Bezug auf die Aus- und Weiterbildung keine falschen Entscheidungen. Die Ausbildungslandschaft ist so konzipiert, dass sich niemand fürchten muss, die Karriere-Laufbahn zu verbauen. Die Interessen und Wertvorstellungen ändern sich im Laufe des Lebens, das wirkt sich dementsprechend auch auf das Karriereziel aus. Die heutige Zeit verlangt glücklicherweise nicht mehr, sich einmalig und endgültig für ein Berufsfeld zu entscheiden. Die Bildungslandschaft der Schweiz richtet sich viel mehr nach stetiger Entwicklung.

Jugendliche sind stark von den Eltern beeinflusst

Eltern möchten für ihre Kinder die bestmögliche Zukunft. Sämtliche Studien zeigen, dass die Eltern die wichtigste Rolle in der Berufswahl der Kinder spielen. Sie müssen sich über diese grosse Verantwortung im Klaren sein und eigene Zukunftsvorstellungen hinten anstellen. Denn schwierig wird es dann, wenn die Vorstellungen der Eltern nicht übereinstimmt mit denen des Kindes. Mit einigen Verhaltenstipps zur erfolgreichen Unterstützung:

  • Positive Grundhaltung der Eltern: Mit dem Übertritt in die Berufswelt verlassen Jugendliche das vertraute Klassenzimmer und somit ihre Komfortzone. Die bald Erwachsenen brauchen Mut und Zuversicht. Eltern, die ihre Kinder motivieren und dessen Fähigkeiten herausheben, festigen es in der Persönlichkeit und schaffen eine gute Entscheidungsgrundlage.
  • Berufswünsche ernst nehmen: Die Berufsfelder wandeln sich rasant und damit auch die Vorstellung an die eigene Zukunft. Am besten beleuchten die Eltern gemeinsam mit ihrem Kind, wie Talent, Vorstellung und Berufswunsch zusammenpassen.
  • Die Entscheidung nicht abnehmen: Leider befinden sich viele Schulabgänger:innen im Zwiespalt – sie wollen ihren eigenen Vorstellungen und denen der Eltern gerecht werden. Eltern unterstützen ihr Kind besser in der Beratungsrolle anstelle der Entscheidungstragenden.
  • Wer ausprobiert, kommt weiter: Die meisten Betriebe und Schulen bieten unverbindliche Schnuppertage an. Genauso gewähren auch Praktika wertvolle Einblicke in den Berufsdschungel und bringen Erkenntnisse für die weitere Laufbahn. Denn am Ende kommt Wissen nur mit Erfahrung.

Orientierung und Neuorientierung

Bei so vielen Möglichkeiten kommt es vor, dass es gänzlich an Perspektive fehlt. Doch im Internet gibt es zahlreiche Berufswahltests, welche zu neuen Ideen und schneller Klarheit führen. Sonst sind auch Reisen und Auslandaufenthalte eine gute Chance, neue Erkenntnisse zu gewinnen und gleichzeitig den Lebenslauf mit Sprachzertifikaten aufzuwerten. Nicht alle können die Frage «Was will ich werden?» bereits mit 15 beantworten und ersetzen diese besser mit «Was möchte ich als nächstes tun?». Wer nicht stehen bleibt und auch die nächsten Schritte wagt, wird seinen ganz individuellen eigenen Weg finden.

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