Interview von Elma Pusparajah

Dean Schneider: Der Schweizer Tierschützer und seine Mission in Südafrika

Dean Schneider, 29, ist auf Social Media bekannt für seine Posts, in denen er sein Leben mit den Wildtieren Südafrikas präsentiert und über diese aufklärt. Gegenüber «Fokus» erzählt Dean von seiner Leidenschaft und der Mission als Tierschützer.

Dean Schneider, 29, ist auf Social Media bekannt für seine Posts, in denen er sein Leben mit den Wildtieren Südafrikas präsentiert und über diese aufklärt. Gegenüber «Fokus» erzählt Dean von seiner Leidenschaft und der Mission als Tierschützer.

Dean, du hast ein Leben als Firmenchef aufgegeben, um Tierschützer in Südafrika zu sein. Was hat dich motiviert, das alte Leben zurückzulassen?

Der Gedanke, dass ich meine Leidenschaft ausleben kann. In der Finanzwelt ging es mir gut, aber ich war emotional nicht erfüllt. Als ich meine wahre Berufung als Tierschützer fand – der Grund, weshalb ich auf der Welt bin – fiel es mir nicht schwer, das alte Leben hinter mir zu lassen.

Wann hast du diese Leidenschaft entdeckt?

Sie brannte schon immer in mir. Bereits als kleiner Junge war ich enorm von der Tierwelt fasziniert. Mit 16 Jahren bewarb ich mich sogar als Tierpfleger im Zoo Zürich, (erhielt aber leider eine Absage). Ich merkte, dass die Möglichkeiten, meine Leidenschaft in der Schweiz auszuleben, enorm limitiert sind und so zog es mich in die Finanzwelt. Meine Liebe zur Tierwelt erlosch nie und eines Tages beschloss ich, den Schritt zu wagen und meinen Traum zu verwirklichen.

Dean Schneider

Welche Hürden musstest du überwinden?

Ich musste diese Entscheidung meiner Familie und Freunden vermitteln und erklären, dass ich sie nicht grundlos verlasse, sondern meiner Leidenschaft folgen und einem grösseren Zweck dienen werde. Dies war ein intensiver Prozess und die Umstellung vom alten zum neuen Leben dauerte zwei Jahre.

Hattest du schon als Kind einen Bezug zu Tieren?

Ja, wir hatten einen Hund in der Familie. Die Vierbeiner sind sozial und bauen eine Bindung zu den Menschen auf. Das hat mich enorm geprägt. Ausserdem haben mich die Tiershows und -dokus von Steve Irwin schon als Kind inspiriert. Ich bin auf dem Sofa gesessen und konnte die Emotionen und Gefühle aus dem Dschungel hautnah miterleben.

Wann hast du begonnen, dich aktiv für Tiere einzusetzen?

Es gab keinen bestimmten Moment, vielmehr entstand meine Mission schrittweise. Ich habe mich schon immer, wenn möglich, für Tiere eingesetzt, meist mit Spenden. Ich wusste, dass ich einen langfristigen positiven Einfluss auf die Tierwelt und unseren Planeten haben und etwas bewirken möchte. So begann ich mich aktiv für sie einzusetzen, als ich erkannte, dass dies meine Berufung ist.

Wie hast du Südafrika für deine Mission entdeckt? Wieso nicht die Schweiz?

Wir haben zwei Geschäftsreisen nach Südafrika unternommen, dabei hatte ich die Möglichkeit, Wildtierorganisationen zu besichtigen. Diese Besuche haben mich bereichert und ich habe allmählich gemerkt, dass mein Traum vom Tierschützer realisierbar ist. Danach habe ich weitere afrikanische Länder bereist, um herauszufinden, welcher Standort optimal ist. Am Schluss bin ich wieder in Südafrika gelandet und habe beschlossen, dort meine Mission aufzubauen.

Die Schweiz kam nicht infrage, da die Wildtiere der Savanne nicht hier beheimatet sind und die Grundstückspreise sowieso um einiges teurer sind (lacht).

Du rettest gefangene Wildtiere. Was bedeutet das und aus welchen Situationen musst du diesen Tieren helfen?

Ich hole Tiere aus schlechten Umständen heraus und helfe ihnen, wieder gesund zu werden. Alle Lebewesen, die heute in meiner Obhut sind, wurden in Gefangenschaft geboren. Sie lebten dabei unter enorm schlechten Bedingungen, die meisten waren krank und hatten gesundheitliche sowie körperliche Defizite, als sie auf die Hakuna Mipaka Farm kamen. Nach monatelanger Pflege ging es ihnen besser und ich wollte ihnen ein gutes Zuhause auf der Farm bieten. Dexter, der Löwe, kam als Erster zu mir, aber ich habe schnell gemerkt, dass er nicht allein leben kann. Mithilfe von Nature Conservation konnte ich dann weitere Tiere retten und ihnen ein möglichst natürliches Leben bieten. Auf dem Grundstück haben sie 2,5 Mio. km2 pure Wildnis zur Verfügung und können so wild wie möglich leben. Sie haben ein eigenes Rudel, ein soziales Umfeld und können selbst jagen.

Menschen sollten sich bemühen, das Tier besser zu verstehen. Dean Schneider

Wie gehst du vor, wenn du ein Tier aufnimmst?

Ich studiere die Lebewesen. Es gibt keine Lehrbücher zum Umgang mit wilden Tieren. Jedes Geschöpf ist anders und muss individuell beobachtet werden, um sie besser zu verstehen. Ich versetze mich danach in die Tiere und bemühe mich, ihnen das zu geben, was sie benötigen.

Wie hat sich die Hakuna Mipaka Farm allmählich entwickelt?

Anfangs betrieben wir ein Rehabilitationszentrum für verletzte Wildtiere. Diese wurden zuerst verarztet und nach der Heilung und Pflege ausgewildert. Leider mussten wir damit aufhören, wir ohne genügend Spenden den Tierarzt nicht mehr entlöhnen konnten und ich selbst kein Arzt bin. Nebenbei hatten wir bereits das Tierheim mit Löwen und Äffchen. Ich wollte diese Lebewesen nicht aus der Gefangenschaft retten und wieder in ein ähnliches System hineinstecken. Deshalb nehme ich keine Tiere mehr auf, damit die bestehenden ein möglichst wildes Leben und genügend Platz auf der Farm haben.

Wie viele Tiere leben heute auf der Hakuna Mipaka Farm?

In meiner Obhut befinden sich derweil zwei Geparde, sechs Hunde, ein Wolf, eine Hyäne, sechs Löwen, zwei Äffchen, drei Erdmännchen, zwei Schlangen und ein Waschbär, also 24 Tiere. Aber auf dem Grundstück befinden sich zudem unzählige Wildtiere wie Giraffen, Zebras, Gnus und mehr.

Wie beurteilst du den derzeitigen Umgang mit den Tieren?

In der Beziehung zwischen Mensch und Tier werden viele Aspekte aus der menschlichen Sicht betrachtet und es wird oft versucht, die eigene Sprache zu vermitteln, was falsch ist. Man bringt Hunden bei, wie sie sich in einem humanen Umfeld zu verhalten haben. Aber das spricht gegen die Natur des Hundes. Wäre die Situation umgekehrt, hätte der Mensch Mühe damit. Genauso kann es auch anderen Lebewesen ergehen. Zudem können gewisse Wildtiere gar nicht vermenschlicht werden. Menschen sollten sich bemühen, das Tier besser zu verstehen.

Unser Planet ist der ideale Zoo. Dean Schneider

Wie kann oder sollte das Tierwohl verbessert werden?

Dem Tier ist es am wohlsten, wenn es in seinem normalen Umfeld beheimatet ist. Dies sollte verstanden und möglichst überall umgesetzt werden. Das Tier soll im natürlichen Lebensraum belassen werden. Das bedeutet Tierwohl für mich.

Was ist deine Meinung zu Zoos?

Vielen Tieren fehlen dort der natürliche Lebensraum sowie das soziale Umfeld. Man erkennt, dass sich die Lebewesen in Zoos anders verhalten als in der Wildnis. Des Weiteren sind die Tiere in einem Gefangenschaftssystem und sind lediglich ein Wirtschaftsgefäss, woran andere ihr Geld verdienen. In einer perfekten Welt werden alle Tiere in der Natur beobachtet und bestaunt. Unser Planet ist der ideale Zoo.

Welche Rolle spielt Social Media für dich?

Mittlerweile eine grosse. Am Anfang fokussierte ich mich auf die Rettung der Tiere und wollte ihnen so ein besseres Leben bieten. Irgendwann erkannte ich, dass ich mithilfe von Social Media die Welt erreichen und über die Tierwelt aufklären kann. Nach und nach nahmen soziale Medien eine essenzielle Rolle in meiner Mission ein. Denn ich kann tausende Tiere aus der Gefangenschaft retten, doch dies ändert nichts am Grundproblem der Tierzucht. Jedoch kann ich auf diesen Plattformen die Gefahren thematisieren und die Liebe zu den Tieren näherbringen.

Du warst während der Pandemie krankheitsbedingt länger als geplant in der Schweiz. Wie gross war die Freude, als du die Tiere wiedersehen konntest?

Die Begeisterung war unglaublich gross. Ich liebe meine Familie und Freunde, aber das städtische Leben saugt meine Energie aus. Ich bin gerne hier, jedoch merke ich nach einiger Zeit, dass meine Kraft und Motivation schwinden. In Südafrika sind meine Batterien hingegen immer voll, da die Energie, Freude und Bestätigung, die mir die Tiere geben, mich erfüllen und auftanken.

Kannst du dir noch ein Leben ohne Tiere vorstellen?

(zögert kurz) Nein, das wäre sehr schwierig für mich. Ich kann mir kein Leben komplett ohne Tiere vorstellen, denn mein Zweck auf der Welt würde eingehen und ich wäre verloren. Ansonsten bräuchte ich eine andere Erleuchtung, der ich mich widmen könnte.

Was ist dein Wunsch für die Zukunft?

Dass sich alle mehr Mühe geben würden, andere Menschen und Tiere besser zu verstehen, zu lieben und zu akzeptieren, wie sie sind. Jede:r hat andere Ansichten im Leben. Man sollte verstehen, was die Mitmenschen und auch die Tiere brauchen und dementsprechend handeln. Mit diesem Verständnis wären viele Situationen leichter und dem Tierwohl würde es auch besser gehen.

 

Dies ist das zweite Interview mit Dean Schneider und «Fokus». Das erste befindet sich hier: Dean Schneider: «Endlich tue ich etwas von Herzen, für mein Herz»

Bild zVg / Dean Schneider

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Dean Schneider auf Social Media

Instagram: @dean.schneider
YouTube: @DeanSchneiderHakunaMipaka
Facebook: @schneiderdean

2 Antworten zu “Dean Schneider: Der Schweizer Tierschützer und seine Mission in Südafrika”

  1. Christiane Kleffmann sagt:

    Hallo Dean, ich verfolge Deine Artikel schon eine ganze Weile. Ich würde mir gern die Farm und alles Andere anschauen. Wo kann ich buchen??

  2. Vithu sagt:

    Hi dean ,
    erstmal danke für das alles was du tust um die Tiere zu schützen und zu heilen.
    Ich bewundere deine Arbeit und die Liebe zu den Tieren .
    Es ist ein Gabe.
    ich möchte meinen Traum nachgehen und den Tieren helfen.
    falls sie mir dabei helfen können
    wäre ich ihn sehr dankbar.
    Ich bin bereit auszuwandern aber würde gerne vorher mit jemanden Absprache halten um einfach besser vorbereitet zu sein.

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25.08.2022
von Elma Pusparajah
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