psychische erkrankungen bei jugendlichen
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Mehr psychische Erkrankungen bei Jugendlichen – woran liegt’s?

25.08.2022
von SMA

Die Lage ist ernst: Fachleute schlagen hinsichtlich der mentalen Gesundheit von jungen Menschen Alarm. Immer mehr Jugendliche hätten mit ernstzunehmenden psychischen Leiden zu kämpfen.  Die Pandemie als einzige Ursache dafür zu sehen, greift laut Expertinnen und Experten aber zu kurz.

Eine aktuelle Studie der UNICEF geht der Frage nach, wie es jungen Menschen seelisch geht. Die Ergebnisse sind alarmierend: So sei ein Drittel der 14- bis 19-Jährigen in der Schweiz und in Liechtenstein von psychischen Erkrankungen betroffen. Jeder elfte Jugendliche habe gar schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Um die psychische Gesundheit von Jugendlichen nachhaltig zu stärken, brauche es vor allem Investitionen in die Sensibilisierung und Prävention.

Die Studie wurde zwischen Frühjahr und Sommer 2021 von Wissenschaftler:innen der Unisanté durchgeführt. Das Ziel: Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit von Jugendlichen in der Schweiz und Liechtenstein zu ermitteln. Insgesamt haben 1097 Personen zwischen 14 und 19 Jahren teilgenommen.

Nur drei Prozent wenden sich an Fachleute aus dem Gesundheits- oder Bildungsbereich.

Oft mit den Problemen alleine

Worauf ist der Anstieg psychischer Erkrankungen zurückzuführen? Gemäss UNICEF berichtet ein Grossteil der Teilnehmenden von negativen Erlebnissen in der Kindheit. 69 Prozent gaben an, mindestens eine schlechte Kindheitserfahrung gemacht zu haben. Diese Zahl steigt auf 89 Prozent bei jungen Erwachsenen mit Anzeichen einer Angststörung und/oder Depression an. Verschärfend kommt hinzu, dass Jugendliche mit ihren Problemen oft alleine bleiben: Fast ein Drittel der Befragten gab an, mit niemandem über ihre Probleme zu sprechen. Weniger als die Hälfte sucht ein Angebot der psychosozialen Versorgung auf, um Hilfe zu erhalten. Nur drei Prozent wenden sich an Fachleute aus dem Gesundheits- oder Bildungsbereich.

In der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Pandemie zum Anstieg psychischen Leidens bei jungen Menschen geführt habe. Doch diese ist nur ein Teil einer komplexeren Gleichung: Denn die grössten Risikofaktoren für mentale Probleme, welche die Studie in der Schweiz und Liechtenstein identifizieren konnte, sind schwierige Familienverhältnisse, ein tiefer sozioökonomischer Status, schlechte Kindheitserfahrungen sowie chronische Leiden. Die Pandemie sei gemäss Fachleuten eher als «Brandbeschleuniger» zu sehen. Ebenfalls müsse man die Rolle der sozialen Medien kritisch betrachten: Die Jugendlichen von heute seien einer beispiellosen Flut an Informationen und Inhalten ausgesetzt, die sich negativ auf ihr Selbstbild auswirken können. Um also Hilfestellung zu leisten, müsse man mit den Jugendlichen nicht nur das Gespräch suchen, sondern auch deren Konsum von multimedialen Inhalten kritisch ansprechen.

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