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Wiedereinstieg für Frauen ins Arbeitsleben

30.11.2019
von Alessandro Poletti

Wer mehr als fünf Jahre weg vom Fenster ist, hat es sehr schwer, den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu finden. Daher sollte man die Weichen für die richtige Ausbildung früh stellen. Genauso aber später bei der Weiterbildung. «Fokus» gibt hilfreiche Tipps, wie die Frau auf dem Arbeitsmarkt gesucht bleibt.

Warum gibt es eigentlich so viel Skepsis bei Wiedereinsteigerinnen? Schliesslich bringen diese gerade durch eine längere Arbeitspause, insbesondere die ersten Jahre der Kindererziehung, oft zuverlässige Kompetenzen und Talente mit. Zu finden sind diese in der Organisation, der Kommunikation oder der Konfliktfähigkeit. Weitere Schlüsselqualifikationen haben sie sich teilweise ehrenamtlich angeeignet. Viele bleiben in heiklen und stressigen Situationen gelassener als andere Mitarbeitende. Diese Lebenserfahrung wird daher im Team sowie aus Sicht der Kunden ernst genommen und geschätzt. Dennoch bleiben viele Frauen und Mütter auf der Strecke, wenn sich HR-Mitarbeitende die Lücke im Lebenslauf ansehen. Deshalb ist es wichtig, dass man die Lücke beim Bewerben nachvollziehbar erzählt. Stärken und Fähigkeiten sollen in den Vordergrund rücken, damit Ecken und Kanten nebensächlich werden.

Richtige Bewerbung beim Wiedereinstieg

Ein aktueller und ansprechender Lebenslauf ist massgebend, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Für Mütter ist dabei wichtig, die Erwähnung von Haus- und Familienarbeit sowie Freiwilligenarbeit im Bewerbungsdossier anzugeben. Das Einüben des Vorstellungsgesprächs ist hilfreich. Diverse Berufsvoraussetzungen variieren je nach Generation und Wirtschaftslage. Sich daher von Anfang an Gedanken zu machen, ob sich mit der entsprechenden Ausbildung langfristig Berufsprofile anpeilen lassen, um sich so zu einem unentbehrlichen Teil der Wirtschaft zu entwickeln, ist sicherlich nicht verkehrt. 

Inzwischen existieren verschiedene Kurse und Programme bei grösseren Firmen, die Frauen eine persönliche und berufliche Standortbestimmung anbieten und den Schritt zurück ins Erwerbsleben erleichtern.

MINT-Berufe sind gefragt

Tendenziell haben technikaffine Ausgebildete und solche mit naturwissenschaftlichen Hintergründen weniger Mühe, den Wiedereinstieg zu finden. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. In diesen Wirtschaftszweigen sucht man Frauen stark und fördert sie, da es oft an weiblichen Fachkräften fehlt. Ein Wirtschaftszweig, der für Frauen sicherlich weiterhin attraktiv bleiben wird, ist das Gesundheitswesen. Dort wendet die stellvertretende Geschäftsleiterin der Fachstelle UND, Sandra Zurbuchen, allerdings ein: «Für Ärztinnen ist es nach wie vor schwierig mit Schichtbetrieb und Nachtdienst Beruf und Familie entspannt zu vereinbaren. Da sind die Arbeitgebenden vermehrt gefordert, dies zu verbessern.»

Ein Netzwerk öffnet Türen

Auch wenn ein Netzwerk von beruflichen Gleichgesinnten keine Garantie für eine rasche Jobfindung ist, so ist es doch Fakt, dass weit mehr als die Hälfte aller Jobs unter der Hand weggehen und über Netzwerke intern neu besetzt werden. Im digitalen Zeitalter ist es auf jeden Fall ein Türöffner, auf den Business-Networkplattformen «LinkedIn» mit über 500 Millionen Mitgliedern oder «Xing» mit über 18 Millionen Mitgliedern vernetzt zu sein. Aber auch örtlich und offline gibt es Synergien, um zu networken wie an Messen, Veranstaltungen oder im Bekanntenkreis.

Während dem Bewerbungsprozess ist Müttern übrigens geraten, mit dem Begriff «Familienmanagerin» vorsichtig umzugehen, da dies von HR-Mitarbeitenden oft mehr belächelt wird, als es beeindruckt.

Sandra Zurbuchen ergänzt dazu: «Wichtig ist es, Interessen so zu verbinden, dass es nicht eine Pflichtübung ist, sondern auch eine bereichernde Quelle der Horizonterweiterung und des Wohlfühlens.» Patricia Widmer, Leiterin von Women Back to Business der Universität St. Gallen fügt an: «Ganz besonders entscheidend ist in meinen Augen, dass die Wiedereinsteigerinnen nicht ihre jüngeren Arbeitskollegen, mit aktueller Ausbildung, als Konkurrenz ansehen, sondern mit ihrem Wissen sowie ihrer Lebens- und Berufserfahrung auftreten.» 

Während dem Bewerbungsprozess ist Müttern übrigens geraten, mit dem Begriff «Familienmanagerin» vorsichtig umzugehen, da dies von HR-Mitarbeitenden oft mehr belächelt wird, als es beeindruckt. Besser kommt es an, wenn man nebst der Kinderaufziehung diverse Weiterbildungen, Praktika oder ehrenamtliche Tätigkeiten aufführt. 

Wiedereinstiegsprogramme für Frauen

Inzwischen werden verschiedene Kurse und Programme bei grösseren Firmen angeboten, die Frauen eine persönliche und berufliche Standortbestimmung anbieten und den Schritt zurück ins Erwerbsleben erleichtern. In den USA gibt es sogenannte «Returnships», also zugeschnittene Praktika-Programme für Wiedereinsteigerinnen als auch für Umsteigerinnen. Mit einem Bein in der Berufstätigkeit zu bleiben, ist sinnvoll. Das empfiehlt auch Patricia Widmer: «Auch ein stufenweiser Wiedereinstieg (stundenweise oder teilzeit) ist fördernd. Allerdings ist es hier sehr wichtig, nicht unter der Qualifikation zu arbeiten. Angebracht ist sicher auch, das offene Gespräch mit dem aktuellen Arbeitgeber zu suchen, damit keine Missverständnisse entstehen. Die Frauen müssen ganz klar kommunizieren, wie und wann sie zurückkommen möchten nach der Arbeitsabstinenz.»

Text: Alessandro Poletti

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